Löw gibt Fingerzeig für EM - Götze pausiert
München (dpa) - Vier Monate vor dem Start der Fußball-EM hat Joachim Löw einen ersten personellen Fingerzeig für die „Mission Titelgewinn“ gegeben. Für Emporkömmlinge dürfte es schwer werden, noch auf den EM-Zug aufspringen.
Denn der Bundestrainer hat für die Marketingtage des DFB-Teams für die EM-Endrunde in Polen und der Ukraine ausschließlich erprobte Kräfte eingeladenen. Von den insgesamt 27 Nationalspielern aus dem erweiterten EM-Kader mussten nur Torjäger Miroslav Klose (Lazio Rom) und Abwehrchef Per Mertesacker (FC Arsenal) wegen Spielen mit ihren Clubs die Reise nach München absagen. Den größten Block stellt der FC Bayern mit acht Akteuren, gefolgt von Borussia Dortmund (4) und Bayer Leverkusen (3).
Zu den Werbeaufnahmen am 29. und 30. Januar sollen auch die beiden verletzten EM-Kandidaten Benedikt Höwedes (Schalke 04) und Mario Götze anreisen. Das Ausnahmetalent vom deutschen Meister Borussia Dortmund sorgte für die erste beunruhigende Nachricht für den Bundestrainer im EM-Jahr. Wegen einer Überlastung und Stressreaktion des Schambeins muss der 19-Jährige für sechs bis acht Wochen pausieren und fällt damit definitiv auch für das erste Länderspiel des Jahres am 29. Februar in Bremen gegen Frankreich aus.
Eine Schambeinverletzung ist unberechenbar - der FC Bayern musste in der Hinrunde deswegen wochenlang auf seinen Topstar Arjen Robben verzichten. Der Holländer ist bis jetzt noch nicht wieder in Topform gekommen. Auch Götze muss sich zunächst zwei Wochen lang komplett schonen, ehe er mit gezielten Reha-Maßnahmen beginnen soll. „Die Belastungen waren doch sehr hoch in den letzten Monaten“, erklärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Auch Löw hatte zuletzt häufiger auf die hohe Belastung von Götze hingewiesen und auf den Youngster darum mal bei einem Länderspiel wie im Oktober gegen Belgien verzichtet.
Dass Götze beim einzigen Test vor der Nominierung des EM-Kaders Anfang Mai fehlen wird, ändert freilich nichts an den EM-Chancen des Jungstars. Für Löw ist das „Prestigeduell“ gegen die Franzosen als EM-Fingerzeig sehr wichtig. „Wir wollen mit einer starken Mannschaft antreten, um die Serie der Siege gegen renommierte Gegner wie Brasilien oder die Niederlande fortsetzen zu können. Wer mich kennt, weiß aber genau, dass für mich in solchen Testspielen im Zweifelsfall das Ergebnis nicht im Vordergrund steht und ich mich auch mal kurzfristig für interessante Experimente entscheide“, hatte der Bundestrainer im Ausblick auf das EM-Jahr gesagt.
Wie schon vor den letzten großen Turnieren wird die Nationalelf bei den Marketingtagen die vertraglichen Verpflichtungen des DFB gegenüber den Sponsoren und Partnern für die EM erfüllen. Unter der Leitung von Teammanager Oliver Bierhoff werden unter anderem Fotos und TV-Spots produziert. Klose musste absagen, weil er am Sonntag in der italienischen Serie A mit Lazio Rom bei Chievo Verona antreten muss. Mertesacker spielt am Dienstag in Englands Premier League mit dem FC Arsenal bei den Bolton Wanderers.
Bierhoff dankte den Bundesligavereinen, dass sie den Termin während des Spielbetriebs ermöglicht hätten. „Das ist ein riesiges Entgegenkommen.“ Die Marketingaktivitäten vor der EM beanspruchten Zeit, die ansonsten zulasten des Bundestrainers gegangen wären. „Wir können diese Termine nun gebündelt wahrnehmen, ohne dass dadurch die sportlichen Vorbereitungen auf ein Länderspiel tangiert werden“, betonte Bierhoff.
Die 27 eingeladenen Spieler für die Marketingtage:
Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Holger Badstuber, Jérome Boateng, Mario Gomez, Toni Kroos, Thomas Müller (alle Bayern München), Mats Hummels, Mario Götze, Marcel Schmelzer, Sven Bender (alle Borussia Dortmund), Lars Bender, Simon Rolfes, André Schürrle (alle Bayer Leverkusen), Sami Khedira, Mesut Özil (beide Real Madrid), Tim Wiese (Werder Bremen), Ron-Robert Zieler (Hannover 96), Dennis Aogo (Hamburger SV), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Christian Träsch (VfL Wolfsburg), Lukas Podolski (1. FC Köln), Marco Reus (Borussia Mönchengladbach), Cacau (VfB Stuttgart) - Absagen mussten: Per Mertesacker (FC Arsenal), Miroslav Klose (Lazio Rom)