Löw kämpft um Khedira - 36 000 Euro Urlaubsgeld

Frankfurt/Main (dpa) - Joachim Löw lässt nichts unversucht, um im Prestigeduell mit Österreich die Trumpfkarte Sami Khedira ausspielen zu können. Der wochenlang verletzte Leistungsträger von Real Madrid wird auf jeden Fall am Donnerstag mit nach Wien reisen.

Khedira soll dort als Mittelfeldchef mit dazu beitragen, einen Rückschlag in der EM-Qualifikation zu verhindern. „Wir wollen unseren komfortablen Vorsprung nicht verlieren“, sagte der Bundestrainer. Löw muss am Freitag im ausverkauften Happel-Stadion schon die Stammkräfte Schweinsteiger, Klose und Mertesacker ersetzen.

„Wir wissen, wenn wir drei oder vier Punkte abgeben würden, sind die anderen in Lauerstellung“, warnte Löw auch mit Blick auf die danach folgende Partie in Aserbaidschan. Die Muskelverletzung bei Khedira sei ausgeheilt, berichtete Löws Assistent Hansi Flick am Dienstag in Frankfurt. Man liege beim Aufbau „im Soll“ und sei „guter Dinge“ für ein Comeback des Profis von Real Madrid. Sogar ohne Spielpraxis sei Khedira sehr wichtig. „Ziel ist, dass er Donnerstag das Abschlusstraining komplett mitmacht“, sagte Flick, betonte aber auch: „Wir werden bei Sami kein Risiko eingehen.“ Ohne Khedira müssten Toni Kroos und Simon Rolfes wie beim Test gegen Uruguay (2:1) das Sechser-Duo bilden.

Den verspäteten Ferienbeginn können sich Khedira & Co. mit einem Urlaubsgeld versüßen. Der DFB zahlt für den Gruppensieg in der EM-Qualifikation pro Partie 18 000 Euro. Gegen Österreich und Aserbaidschan winken den Akteuren damit jeweils 36 000 Euro; auch wer nicht spielt, kassiert mit. Khedira, Lahm, Neuer oder Özil, die bislang bei allen fünf Partien dabei waren, können ihr Prämien-Konto mit dem Trip nach Wien und Baku auf je 126 000 Euro aufstocken.

Nachdem Miroslav Klose (Rippenprellung) und Marco Reus (muskuläre Probleme) verletzungsbedingt abreisen mussten und der Kader auf 17 Feldspieler und drei Torhüter reduziert ist, hat das Trainerteam einen personellen Notplan für die Offensive erarbeitet. Sollte im Angriffszentrum nach dem Klose-Ausfall noch etwas passieren, würde Ersatz bei der U 21-Auswahl besorgt, für die am Dienstag ein Testspiel in Portugal anstand. Für die nur noch mit Mario Gomez besetzte Mittelstürmer-Position kämen als Notlösung zunächst Lukas Podolski, André Schürrle oder Thomas Müller infrage, sagte Flick.

Podolski ist jedoch leicht angeschlagen, leidet weiterhin unter einer Blessur am Fußgelenk. „Lukas hat ein bisschen Schmerzen, aber er ist einer, der auf die Zähnen beißen kann“, sagte Flick. Für die linke Seite wartet der beim 2:1 gegen Uruguay überzeugende Schürrle auf seine Chance. Doch Podolski war am Dienstag im Training wieder voll dabei. Auch Khedira konnte die Übungs-Intensität steigern.

Keine Frage ist, dass Mesut Özil das deutsche Angriffsspiel dirigieren soll. „Für Österreich ist es die letzte Chance in der EM-Qualifikation. Es wird schwer werden. Aber ich bin überzeugt, dass wir gewinnen werden“, sagte Özil. Der 22-Jährige hat nach einem Jahr bei Real Madrid nur noch allerhöchste Ansprüche. Er will Welt- und Europameister Spanien stürzen. „Unser Ziel ist, Titel zu gewinnen. Ich denke schon, dass wir Favorit sind bei der EM“, sagte Özil kess.

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach bescheinigt dem jungen Team um Özil bereits das „Potenzial“, in die Phalanx deutscher Welt- und Europameisterteams eindringen zu können. „Aber von einer ganz großen Mannschaft wird man erst sprechen können, wenn sie den i-Punkt auf ein Turnier setzen kann. Das ist nicht der dritte Platz - dazu gehört der Titel.“

Erst einmal soll der Höhenflug in der EM-Qualifikation mit Sieg Nummer sechs in Österreich fortgesetzt werden. Eine Bruchlandung in Wien zu vermeiden, konnten die Nationalspieler am Dienstag schon mal in einem Flugsimulator üben. Als Testpilot überzeugte dabei Thomas Müller. „Er hat das Ding sehr gut hoch- und wieder runtergebracht“, berichtete sein Münchner Vereinskollege Kroos. Er könnte in Wien den „Co-Piloten“ neben Khedira spielen. „Es wird eine sehr aufgeheizte Atmosphäre herrschen. Wir müssen uns stellen“, sagte Kroos.