Löws Co-Trainer: Schneiders unverhoffter Karrieresprung
Düsseldorf (dpa) - Von diesem rasanten Karrieresprung hätte Thomas Schneider im März sicher noch nicht zu träumen gewagt.
Nach dem Aus auf seiner ersten Station als Bundesligatrainer beim VfB Stuttgart musste sich der 41-Jährige notgedrungen eine Auszeit nehmen. Ein halbes Jahr später ist Schneider Assistenzcoach beim WM-Champion und damit erster Ansprechpartner von Bundestrainer Joachim Löw.
„Die Aufgabe bei der Nationalmannschaft ist für mich eine große Herausforderung. Ich fühle mich geehrt, dass mir der DFB und Joachim Löw dieses Vertrauen entgegenbringen“, erklärte Schneider, der Hansi Flick nachfolgt und einen Vertrag inklusive der EM 2016 bekam.
Löw kennt ihn noch aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten. Zwei Jahre, von 1996 bis 1998, war der heutige Nationaltrainer auch Chef beim VfB. Schneider war damals ein junger Abwehrspieler. 1997 bejubelten sie in Berlin gemeinsam den Sieg im DFB-Pokal.
„Schon damals habe ich gemerkt, dass wir sehr ähnlich über den Fußball denken. Und wir haben uns über die Jahre ja nie aus den Augen verloren“, erinnerte nun Schneider. „Ich bin der Überzeugung, dass wir uns sehr gut ergänzen und optimal zusammenarbeiten werden. Das gilt auch für Oliver Bierhoff und Andreas Köpke.“
Als Coach des VfB Stuttgart hat Schneider vermutlich das gesamte Gefühlsspektrum eines Profitrainers miterlebt. Im August 2013 verpflichteten die Schwaben den gebürtigen Rheinhausener als Heilsbringer. Mit seiner ungezwungenen und kommunikativen Art sorgte der frühere Jugendtrainer des fünfmaligen deutschen Meisters auch für den Aufschwung. Nach einer von der Führungsspitze zwar hochgelobten, am Ende aber ineffektiven Wintervorbereitung in Südafrika stürzte der Verein ab. Unmittelbar nach der historischen Serie von acht Niederlagen nacheinander musste Schneider im März dieses Jahres gehen. Seine Auszeit begann.
An Löws Seite wird Schneider, der Sportmanagement studiert hat, zunächst fehlen. Erst bei den EM-Qualifikationsspielen gegen Polen und Irland im Oktober wird er dem 54-Jährigen assistieren. „Mit Blick auf die zwei Spiele im Oktober habe ich dann genügend Vorlauf, um mich auf die anstehenden Aufgaben intensiv vorzubereiten“, erklärte Schneider. So bleibe genügend Zeit, sagte Löw am Dienstag, ihm „unsere Spielidee“ nahe zu bringen.
Schneider, der im niederbayerischen Straubing lebt, hat sich von vielen seiner ehemaligen Trainer etwas abgeguckt. Von Christoph Daum die Motivationskünste, von Ralf Rangnick die taktische Finesse, von Löw das Kommunikationstalent und von Felix Magath die Härte im Trainingsalltag. Für den Bundestrainer ist bei seiner neuen Nummer zwei neben den fachlichen Eigenschaften vor allem eines entscheidend: „Loyalität ist eine wichtige Voraussetzung.“