Löws Jubiläum „ohne Angst“ - WM-Sorgen um Klose
München (dpa) - Keine Angst vor dem Angstgegner, aber Sorgen um die WM-Perspektiven der wichtigen Routiniers Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger:
Der 32. Fußball-Klassiker Deutschland kontra Italien steht für Jubilar Joachim Löw schon ganz im Zeichen seiner schwierigen WM-Mission 2014. „Es ist ein Spiel, in dem wir uns beweisen können und einiges mitnehmen für die Zukunft“, erklärte der Bundestrainer vor dem mit vielen Emotionen verbundenen Auftritt der deutschen Nationalmannschaft in Mailand.
„Bei den Turnieren waren sie unser Angstgegner, jetzt sind sie unser Wunschgegner“, betonte Löw, der seinen Profis Richtung WM-Sommer 2014 gegen die Italiener eine positive Lehrstunde verschaffen will: „Sie sind clever, abgebrüht, haken Dinge ab und Spielen immer weiter“, sagte er über den Gegner. Seit 18 Jahren hat Deutschland gegen den viermaligen Weltmeister nicht mehr gewonnen, seit fast 28 Jahren gab es keinen Erfolg in Italien mehr.
„Wir fahren nicht mit Angst nach Italien, aber mit Respekt“, verkündete Löw. Dass er bei seinem 100. Auftritt als DFB-Chefcoach am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) neben den ohnehin schon fehlenden Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Mario Gomez und Ilkay Gündogan nun auch definitiv auf den verletzten Torjäger Miroslav Klose und Abwehrchef Per Mertesacker verzichten muss, macht die Aufgabe noch kniffliger. Löw sieht die Italiener als einen der WM-Favoriten: „Sie waren auch beim Confed-Cup im Sommer die einzige Mannschaft, die dort den Brasilianern absolut Paroli bieten konnten.“
Weit mehr als die aktuellen Personalprobleme beschäftigt Löw sieben Monate vor Beginn der Titelmission in Brasilien die WM-Fitness einiger Leistungsträger. Dass Klose wegen einer „schmerzhaften Verletzung am Schulterband“ schon wieder bis zu drei Wochen ausfällt und in der WM-Saison weiterhin nicht in den Spielrhythmus kommen kann, „bereitet mir schon ein kleines bisschen Sorge“, sagte der Bundestrainer in München. Auch Schweinsteiger, dem erneut eine Operation am rechten Problemfuß bevorsteht sowie die ebenfalls seit längerem pausierenden Mario Gomez (Knie) und Ilkay Gündogan (Rücken) gehören zu seinen Sorgenkindern.
Noch sei eine positive Entwicklung bei allen Patienten möglich, wenn sie spätestens in der Rückrunde ins Training einsteigen und dann fünf Monate durchziehen könnten, meinte Löw. Aber er ergänzte energisch: „Da ist irgendwie die Grenze. Sollten schwerere Verletzungen später passieren, bereitet es mir Magenschmerzen.“ Bei den vorangegangenen Turnieren hatte der Freiburger immer wieder auch Spieler nach langen Verletzungspausen mitgenommen - Topleistungen konnten diese wie Schweinsteiger bei der EM 2012 nicht anbieten.
Dass für den Bundestrainer und sein Team die Partie in Mailand das erste Aufeinandertreffen mit den Azzurri seit der bitteren Niederlage im EM-Halbfinale 2012 in Warschau ist, soll keine Rolle mehr spielen. „Die Niederlage ist bei uns aus den Köpfen raus. Wir sehen das Spiel nicht als Revanche“, behauptete Löw. Zwar wäre der Kontrahent taktisch seinem Team noch um einiges voraus. „Auf der anderen Seite werden auch die Italiener Respekt haben und nicht mit der Selbstsicherheit ins Spiel gehen, uns zu schlagen.“
„Natürlich freut man sich als Spieler auf solche Mannschaften. Spiele gegen Teams wie Italien und England helfen uns zu sehen, wo wir stehen“, erklärte Marco Reus, der mit Sami Khedira, Toni Kroos und Thomas Müller aus dem Mittelfeld heraus dem deutschen Spiel den gewohnt offensiven Zuschnitt bringen soll. Auch Mesut Özil ist als Spielmacher vorgesehen, obwohl der Wahl-Engländer nach einem grippalen Infekt erst am Mittwoch in München eintraf und dort zunächst nur ein leichtes individuelles Training absolvieren sollte. Jérome Boateng und Mats Hummels bilden die Innenverteidigung, Mertesacker (Grippe) soll erst beim Spiel in England dabei sein.
Wie nach dem Klose-Ausfall das Stürmer-Vakuum ausgefüllt werden soll, ließ Löw noch offen. Entweder wird er dem Gladbacher Max Kruse nun auch gegen einen Großen des Weltfußballs eine Bewährungschance geben. Oder der Neu-Münchner Mario Götze soll wieder einmal als „falscher Stürmer“ die vorderste Position besetzen. „Das war immer schon eine wichtige Zielsetzung, dass wir Spieler nachziehen und aufbauen, die in die Lücke reinspringen können. Auch weil der Konkurrenzkampf vorhanden sein muss“, unterstrich Löw: „Egal, wer aufläuft. Wir müssen die Wachsamkeit und Konzentration hochhalten.“
Eine große Ehrung wie zuletzt für die „Hunderter“ Schweinsteiger und Philipp Lahm wird es für Löw nicht geben. „Als Trainer ist es vielleicht ein bisschen leichter, die 100 Länderspiele zu erreichen. Die Spieler sind immer auf meine Einladung angewiesen, müssen sie sich verdienen. Ich komme immer automatisch dazu. Ich messe der Zahl keine allzugroße Bedeutung zu.“ Die voraussichtliche Aufstellung: Neuer - Lahm, Boateng, Hummels, Schmelzer - Khedira, Kroos - Müller, Özil, Reus - Kruse