Bayer Leverkusen Mutige „Lilien“ ringen Schmidt-Elf nieder

„Gladiator“ Aytac Sulu schockt Leverkusen mit seinem frühen Kopfballtor. Die Hausherren finden kein Mittel gegen Aufsteiger Darmstadt.

 Darmstadts Marco Sailer (r) kommt vor Leverkusens Jonathan Glao Tah an den Ball. Foto: Maja Hitij

Darmstadts Marco Sailer (r) kommt vor Leverkusens Jonathan Glao Tah an den Ball. Foto: Maja Hitij

Foto: Maja Hitij

Leverkusen. Zwei Siege zum Bundesliga-Start und gegen Lazio Rom die Qualifikation für die Champions League souverän geschafft. Der Auftakt in die neue Saison war für Bayer Leverkusen geglückt. Doch seitdem ist Sand ins Getriebe der "Werkself" gekommen. Am Samstag unterlag das Team von Trainer Roger Schmidt Aufsteiger SV Darmstadt 98 sensationell mit 0:1. "Wir haben heute keinen Sahnetag erwischt", sagte Schmidt.

Den braucht eine Spitzenmannschaft gegen die recht biederen Darmstädter - bei allem Respekt vor deren Leistung - eigentlich auch gar nicht, um im eigenen Stadion drei Punkte aufs Konto zu packen. Die Begegnung mit dem Neuling allerdings hat gezeigt, dass das Schmidt-Team offenbar doch noch nicht so weit ist, wie viele schon glaubten. "Sicherlich besitzen wir einen klasse Kader, aber wir müssen noch viel lernen. Die Darmstädter haben uns dahin gebracht, dass wir in unseren Aktionen nervös geworden sind", sagte Schmidt.

Erst in der 31. Minute gab Leverkusen durch Karim Bellarabi den ersten Torschuss ab. Und auch danach schafften es die Hausherren einfach nicht, Druck aufzubauen. Hinzu kam im Unterbewusstsein offenbar die Unterschätzung des Gegners, wie Verteidiger Robert Hilbert eher unfreiwillig andeutete. "Wir müssen nun wieder die Einstellung an den Tag legen, die uns bisher ausgezeichnet hat. Heute haben ein paar Prozent gefehlt."

So feierte Darmstadt 98 nach drei Unentschieden den ersten Saison-Sieg. "Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldigen, dass wir unser Ziel für heute verfehlt haben. Denn eigentlich wollten wir ja nur einen Punkt holen", sagte Torschütze Aytac Sulu grinsend. Der 29-jährige Innenverteidiger köpfte bereits nach sieben Minuten einen Freistoß von Rausch zum Treffer des Tages ein, was Leverkusens Angreifer Stefan Kießling schier auf die Palme brachte. "Wir hatten vorher in der Kabine noch besprochen, dass sie versuchen werden, möglichst viele Freistöße heraus zu holen. Und dann bekommen wir schon zu Beginn gefühlte zehn Stück gegen uns."

Beim entscheidenden kam Kießling im eigenen Strafraum nicht rechtzeitig zu Sulu hin, im gegnerischen Strafraum hingegen vom Darmstädter Kapitän kaum weg. Sulu, ein Name den die Leverkusener Fans zuvor wohl nur aus der TV-Serie "Raumschiff Enterprise" kannten, wurde zum Albtraum. Der in Heidelberg geborene Deutsch-Türke lebt die harte Arbeit vor, mit der Darmstadt 98 die Klasse halten will. "Gladiator" nennen ihn die Fans der "Lilien". Weil sich Sulu einst nach einem Ellenbogenschlag einen wackelnden Zahn auf dem Spielfeld selber heraus zog. Und weil er nach erlittener Platzwunde mit Turban sowie blutigem Trikot ebenso weiterspielte wie zuvor nach vier Knochenbrüchen im Gesicht mit Maske.

Sulu, der Unerschrockene, hat die "Werkself" ausgerechnet vor dem Beginn der Champions League mächtig erschrocken, ihr vielleicht aber auch eine hilfreiche Lehrstunde erteilt. Schließlich dürfte Weißrusslands Meister Bate Borisov am Mittwoch (20.45 Uhr) sein Heil auf ähnlich destruktive Weise suchen wie Darmstadt 98.