Gewalt im Fußball Krefelder Schiedsrichter über Gewalt-Exzess in Duisburg: „Wer nicht reagiert, der toleriert!“

Krefeld/Moers · Der Krefelder Schiedsrichter-Sprecher Thomas Kirches fordert nach neuen Gewaltexzessen im unterklassigen Fußball Rechtsschutz für Schiedsrichter vom DFB.

Schiedsrichter Samet Alpaydin ist auf der Flucht. Der Spieler des TuS Asterlagen kann von seinem Mitspieler gerade noch eingefangen werden. Vor Strafe schützte ihn das allerdings nicht mehr.

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Jagdszenen auf einem Fußballplatz. Der Schiedsrichter als Opfer und vermeintliche Beute wild gewordener Spieler und auch Funktionäre. So geschehen am 15. Juni in Moers. Das Aufstiegsspiel zur Kreisliga A zwischen dem TuS Asterlagen und dem Büdericher SV aus Wesel hat bundesweit Beachtung gefunden und für Gesprächsstoff gesorgt – selbst nach den verhängten Strafen. Ein Betreuer des TuS Asterlagen ist von der Spruchkammer für sieben Jahre gesperrt worden. Ein Spieler für fünfeinhalb Jahre, weil sie den Schiedsrichter Samet Alpaydin gejagt und seine Assistenten Jan Peter Weßels und Tobias Koch zum Teil körperlich attackiert hatten. Der Grund für den Furor: Der Unparteiische hatte Asterlagen die zweite Rote Karte gezeigt. Auslöser für ein heilloses Durcheinander auf dem Platz, bei dem die Grenzen des sportlichen Fair-Plays sprichwörtlich mit Füßen getreten wurden.

Der Verband sollte da ein klares Signal senden

Die Strafen sind hart, nach Ansicht von Thomas Kirches, aber nicht hart genug: „Wer jetzt nicht reagiert, der toleriert“, sagt der frühere Schiedsrichter und Sprecher der Arbeitsgruppe „Keine Gewalt gegen Schiedsrichter“, die ihre Heimstatt im Fußballkreis 6 Kepmen-Krefeld des Verbandes Niederhein hat. Kirches warnt seit Jahren vor einer Verharmlosung dieser Problematik.

Viele seiner Kollegen könnten das Strafmaß in Moers nicht nachvollziehen. „Man fragt sich: Warum kriegt der nur sieben Jahre? Einer, der einen Schiedsrichter attackiert, dürfte gar keinen Sportplatz mehr betreten.“ Kirches fordert eine Null-Toleranz, wenn es um ausgeführte Gewalt oder angedrohte Gewalt gegen die Schiedsrichter geht. „Was will man der Frau eines Schiedsrichter erklären, wenn der Täter in ein paar Jahren wieder auf einen losgeht und dann noch mehr passiert?“

Die Arbeitsgruppe, bestehend aus Kirches, Andreas Stattrop, Kai Brockhoff, Mark Walpurger und Thomas Engels will die Strafen nach oben drehen. Aus Sicht Kirches‘ tue der Deutsche Fußball Bund viel zu wenig, um seine Unparteiischen zu schützen. „Der Verband sollte da ein klares Signal senden: Wir stehen hinter unseren Schiedsrichtern.“

Kirches sieht gesellschaftlichen Zusammenhang nicht

Kirches fordert eine Rechtsschutz-Versicherung vonseiten des DFB für alle seine Kollegen. Einen gesellschaftlichen Zusammenhang will Kirches nicht ziehen: „In anderen Sportarten werden auch keine Schiedsrichter verprügelt. Das Problem besteht im Fußball in unteren Klassen.“ Wenn jemand Beweise sucht für eine vermeintliche Verrohung im Amateurfußball, dann wird er sie mit den Bildern aus Moers gefunden haben. Schiedsrichter Alpaydin hat die Rote Karte noch in der Hand, als er Reißaus nimmt, zwei Spieler des TuS Asterlagen rennen hinter ihm her. „Was muss noch passieren“, fragt Kirches, „Wir reden hier immer noch von Amateur-Hobby-Fußball.“ Immerhin hätte der Fall eine besondere Bedeutung, weil es anders bei so vielen anderen Auswüchsen visuelles Material gäbe. Bilder hätten eben eine besondere Kraft.