SPD-Vorsitzende Nahles nach Özil-Rückzug: DFB hat falschen Ton angeschlagen
Berlin (dpa) - Nach dem Rückzug Mesut Özils aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles die Kommunikation des Deutschen Fußball-Bundes kritisiert.
Bisher habe der DFB „leider den falschen Ton angeschlagen und die Diskussion unnötig verschärft“, sagte Nahles der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Dabei seien Sport und Fußball eine große Chance für gelungene Integration, die genutzt werden müsse.
Nahles kritisierte auch den Fußballer, nahm ihn aber zugleich in Schutz. „Özil hat mit seinem Auftritt mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan einen Fehler gemacht.“ Aber der Grundsatz „Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam“ gelte für ihn wohl nicht. Das Wort „Rassismus“ sei hier zwar möglicherweise zu stark. „Aber das Gefühl, ausgegrenzt zu sein, insbesondere wenn es einmal schlecht läuft und schnell nach Sündenböcken gesucht wird, droht auf viele Migranten auf und neben dem Fußballplatz überzugehen“, sagte Nahles. „Da müssen wir gegenhalten - für ein offenes, tolerantes Land, in dem Rassismus geächtet wird.“
Özil hatte am Sonntag seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft erklärt. Er prangerte Rassismus-Erfahrungen an und beklagte, DFB-Funktionäre hätten seine türkischen Wurzeln nicht respektiert. Vor der Fußball-WM in Russland war Özil scharf kritisiert worden, weil er und Ilkay Gündogan sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hatten fotografieren lassen.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil warnte davor, Özils Vorwürfe zu verharmlosen. „Es ist ein schwerwiegender Vorgang wenn ein deutscher Nationalspieler zurücktritt, weil er den offenen Rassismus, der gegen ihn vorgebracht wird, nicht mehr erträgt“, sagte Klingbeil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wer das nun mit Verweis auf das Erdogan-Foto verharmlost oder gar rechtfertigt, macht einen großen Fehler.“