Niersbach zu Löw-Vertrag, EM 2024, DFB-Sportdirektor
Berlin (dpa) - Der Präsident will die großen Baustellen im Deutschen Fußball-Bund möglichst schnell schließen und hat auch für die Fans ein Bonbon.
Ein neuer Vertrag für Joachim Löw möglichst noch vor der WM, ein neuer Sportdirektor bis Oktober mit Zustimmung des Bundestrainers und vielleicht ein neues deutsches Sommermärchen mit der Heim-EM 2024 - mit diesem Programm geht DFB-Chef Wolfgang Niersbach in die neue Saison.
Schlüsselfigur ist dabei der Bundestrainer. „Ich habe eine große Sympathie, den Weg mit Jogi weiter zu gehen, und weiß, dass die Stimmung im DFB-Präsidium ähnlich ist“, sagte Niersbach in der „Süddeutschen Zeitung“ zur Personalie Löw, dessen Vertrag mit dem DFB nach der WM 2014 ausläuft. „Der wichtigste sportliche Kopf bleibt der Bundestrainer“, betonte der DFB-Boss.
Den Zeitplan für Verhandlungen über einen neuen Kontrakt mit Löw will Niersbach nach einer erfolgreichen WM-Qualifikation vielleicht schon im September festlegen und ist damit in Übereinstimmung mit dem Bundestrainer. Eine Hängepartie wie vor knapp vier Jahren will der DFB-Chef unbedingt vermeiden: „Ich empfand es 2010 in Südafrika als nervig, dass nach jedem Sieg die Frage kam: 'Ist das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für die Vertragsverlängerung?'“
Auch bei der heiß diskutierten Frage des Sportdirektors will Niersbach die Vorstellungen von Löw berücksichtigen. „Wir werden keinen Sportdirektor einstellen, der Joachim Löw überrascht“, sagte der DFB-Präsident deutlich. Eile sieht der DFB-Präsident bei der Suche nach dem Nachfolger des als Trainer zu Werder Bremen abgewanderten Robin Dutt ohnehin nicht: „Die Entscheidung drängt noch nicht, sie hat Zeit bis zum DFB-Bundestag im Oktober.“
Intensive Bewerbungsgespräche habe es auch nach der öffentlichen Debatte zwischen Verband und Deutscher Fußball Liga (DFL) noch nicht gegeben, machte Niersbach deutlich: „Wir haben eine Liste mit Namen, aber bis heute fast keine Verhandlungen geführt.“
Das Anforderungsprofil sieht Niersbach ähnlich wie Löw, der einen Sportdirektor als Chef des Bundestrainers ablehnt. Man brauche „wieder ein Gesicht, das klar ausgerichtet ist auf die Elite“, meinte Niersbach. Kontinuität auf dem Posten sei das Wichtigste. „Also nicht jemanden, der 35 Jahre alt ist und sein ganzes Trainerleben vor sich hat.“ Löw vertritt dieselbe Linie: „Man sollte sich vielleicht auf den Fußball in unserem Elitebereich konzentrieren. Der Sportdirektor kann gar nicht für alles zuständig sein“, hatte er jüngst erklärt.
Auch ein drohendes frühzeitiges WM-Scheitern in Brasilien ist für Niersbach kein starkes Argument gegen eine Verlängerung mit Löw vor dem Turnier. „Ja, das spräche fürs Abwarten. Aber im September 2014 stehen schon wieder Qualifikationen an. Da gerät man unter Druck, wenn man zuvor nicht klare Verhältnisse geschaffen hat“, sagte er. Löw hatte bislang betont, keine Job-Garantie vor der WM zu benötigen.
Den deutschen Fans machte Niersbach Hoffnung auf ein neues Sommermärchen. Deutschland sei bereit für eine Bewerbung um die Europameisterschaft 2024: „Schaut man sich die europäische Landkarte an, können wir mit Selbstbewusstsein - nicht Arroganz - sagen, dass wir in der Lage sind, ein so komplexes Turnier auszurichten.“
Unter dem Aspekt sei auch die deutsche Kandidatur um Spiele bei der europaweiten EM 2020 zu sehen. Man könne vielleicht freiwillig auf die Finalwoche 2020 verzichten, „um 2024 das ganze Turnier zu bekommen“, bemerkte Niersbach. Am 30. August will der DFB entscheiden, ob sich der Verband mit Berlin oder München für die beiden Pakete Vorrunde und Halbfinals plus Endspiel bewirbt.
An Spekulationen um eine eigene mögliche Zukunft als UEFA-Präsident wollte sich Niersbach nicht beteiligen, schloss aber auch nicht aus, den Posten anzustreben, sollte sein Freund und Amtsinhaber Michel Platini zum FIFA-Präsidenten gekürt werden. Niersbach rechnet aber mit einer Kandidatur Platinis. „Ich sage eher Ja als Nein“, meinte er.