Deutsche Gruppe Norwegens Trainer Lagerbäck peilt Platz zwei an
Hamburg (dpa) - In der deutschen Qualifikations-Gruppe zur Fußball-WM 2018 ist Norwegen bisher die große Enttäuschung, doch der neue Coach Lars Lagerbäck will sein Team trotz des Fehlstarts noch zur Endrunde nach Russland führen.
„An Deutschland vorbeiziehen zu wollen, ist unrealistisch. Aber man hat immer die Chance, Siege einzufahren. Vor uns stehen einige wichtige Spiele, die wir gewinnen müssen. Dann ist der zweite Platz und die Teilnahme an den Ausscheidungsspielen drin“, sagte der Schwede, der Anfang Februar die Nachfolge von Per-Mathias Høgmo angetreten hat. „Das ist eine Herausforderung, die mich anspornt“, meinte der 68 Jahre alte Fußball-Lehrer.
Dabei ist die Ausgangssituation in der Gruppe C für die Skandinavier misslich. Hinter Deutschland (12 Punkte), Nordirland, Aserbaidschan (beide 7) und Tschechien (5) ist Norwegen (3) nur Fünfter. Allein gegen das abgeschlagene Schlusslicht San Marino (0) gelang mit 4:1 ein Sieg. Dennoch sieht Lagerbäck großes Potenzial und glaubt sogar, Norwegen könne auf der internationalen Bühne spitze sein.
„Wir können die Weltbesten werden, wenn es darum geht, die richtigen Entscheidungen auf dem Feld zu treffen. Es kommt darauf an, bestimmte Dinge zu automatisieren“, forderte der Schwede vor seiner Premiere am Sonntag (20.45 Uhr) in Belfast gegen Nordirland. In der Heimat schätzt man die sportliche Lage allerdings realistisch ein. „Norwegen ist auf Platz 81 des FIFA-Rankings. Tiefer können wir nicht sinken“, meinte die Zeitung „Verdens Gang“.
Torwart Rune Jarstein von Hertha BSC forderte seine Kollegen auf, „eng zusammenzustehen und vor dem Tor angriffslustiger“ zu sein. „Das Mentale spielt eine große Rolle, wir müssen daran glauben, dass wir gewinnen können. Ich weiß, dass Nordirland eine gute Mannschaft hat, aber das haben wir auch.“
Wenn für Norwegen im Kampf um Platz zwei, der zur Playoff-Teilnahme berechtigt, noch etwas gehen soll, dann müssten in Belfast drei Punkte geholt werden, glaubt der frühere Nationalspieler und heutige TV-Kommentator Kjetil Rekdal. Seine Hoffnungen nährt der Neuanfang unter Lagerbäck. „Es kann positiv sein, von vorne zu beginnen.“
Lagerbäck ist bekannt dafür, Teams zu unerwarteten Höchstleistungen antreiben zu können. So führte er Fußball-Zwerg Island erstmals zur EM 2016 - und dort gar bis ins Viertelfinale. Unvergessen bleibt der 2:1-Triumph über das Fußball-Mutterland England. Schweden nahm unter seiner Regie an zwei Welt- und drei Europameisterschaften teil. Bei der WM 2010 betreute Lagerbäck Nigerias Nationalmannschaft.
Lediglich um einen Tabellenplatz und zwei Punkte besser steht sein tschechischer Amtskollege Karel Jarolim da. Ein klarer Pflichtsieg beim punktlosen Schlusslicht soll die Wende herbeiführen. „Bei allem Respekt vor San Marino bin ich zuversichtlich, dass wir eine gute Leistung zeigen und uns auch im Angriff durchsetzen werden“, sagte der Vater des früheren HSV-Profis David Jarolim. Auch er hat noch Rang zwei hinter Weltmeister Deutschland im Visier.