NRW-Minister Jäger wertet Polizei-Projekt als Erfolg

Düsseldorf (dpa) - In Nordrhein-Westfalen wird es bei Nichtrisiko-Spielen im bezahlten Fußball weiterhin weniger Polizei geben.

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„Die bisherigen Erfahrungen des Pilotprojektes lassen erkennen, dass wir den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten können“, bilanzierte NRW-Innenminister Ralf Jäger in Düsseldorf. Der Modellversuch, Polizeikräfte bei Partien mit weniger Konfliktpotenzial zu verringern, war auf acht Bundesliga-Wochen begrenzt und geht an diesem Wochenende zu Ende.

„Unser Konzept funktioniert und bringt die gewünschen Ergebnisse“, sagte der SPD-Politiker. „Bei den im Pilotprojekt erfassten Ligaspielen ist es uns gelungen, den Polizeieinsatz um rund 21 Prozent zu reduzieren.“ Auf der nächsten Innenministerkonferenz wird er den „hochinteressierten“ Kollegen die Ergebnisse im Detail vortragen. Kein Gehör wird er beim Bremer Innensenator Ulrich Mäurer finden, der das Vorhaben vorantreibt, sich den Polizeieinsatz bei Risikospielen bezahlen zu lassen. „Wir wollen nicht mehr Geld in der Landeskasse bekommen, sondern weniger Einsätze für Polizeibeamten erreichen“, sagte Jäger. „Ich halte es für den falschen Weg.“

Der DFB und die DFL begrüßen die Ergebnisse des Pilotprojektes. „Es zeigt, dass die Fans bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagte Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Wir sind überzeugt davon, dass dieser Versuch eine tiefgehende Analyse und Prüfung einer langfristigen Umsetzung lohnt.“ Für die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat sich der NRW-Test „offensichtlich gelohnt“, hieß es in einer DFL-Stellungnahme. „Der Weg, bei Spielen mit geringem Konfliktpotenzial weniger Polizei einzusetzen, hat sich als vielversprechend erwiesen.“

Je nach Analyse der Lage verzichtete die Polizei auf eine enge Begleitung der Fans auf dem Weg ins Stadion und verringerte die sichtbare Präsenz. So konnte nach Jägers Angaben bei einer Partie wie der zwischen Borussia Dortmund und dem SC Freiburg der Kräfteeinsatz sogar um 44 Prozent gesenkt werden.

25 von 56 Begegnungen in der Testphase sind für die Auswertung herangezogen worden. „Risikospiele wurden von vornherein ausgeklammert. Das schönt die Bilanz“, kritisierte die Gewerkschaft der Polizei NRW (GdP). Außerdem habe der Rückzug der Polizei aus den Stadien „wiederholt dazu geführt, dass Einsatzkräfte erst verspätet in sich anbahnende Konflikten eingreifen konnten“, hieß es in einer Stellungnahme. „Eine Gewerkschaft täte gut daran, eine differenzierte Betrachtung eines differenzierten Projektes vorzunehmen und nicht zu verallgemeinern“, entgegnete Jäger.

Das Polizeiaufgebot von Risikospielen blieb unantastbar und wird auch in Zukunft kein Thema sein. Dies gilt insbesondere für das brisante Derby am Samstag zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. „Das bedeutet natürlich: Voller Einsatz für die Polizei“, kündigte Jäger an. Allein bei diesem Spiel seien rund 1000 Beamte im Einsatz. Zusätzlich wurde die Besucherkapazität in der normalerweise 61 973 Zuschauer fassenden Veltins-Arena um rund 800 Plätze reduziert.

Dem BVB wurden nur 4629 Fan-Tickets gewährt - das sind zwei Prozent weniger wie bisher. Beim letzten Duell der Revierclubs auf Schalke im Oktober 2013 war es zu massiven Krawallen im Stadion gekommen. Dagegen blieb es beim Rückspiel in Dortmund friedlich. „Wir gehen davon aus, dass es ein friedliches Derby wird und die Emotionen auf dem Platz ausgetragen werden“, appellierte Schalke-Manager Horst Heldt an die Fans. „Das letzte Derby in Dortmund ist der Maßstab. Ich hoffe, dass sich alle daran orientieren.“

NRW reagierte mit dem Pilotprojekt darauf, dass mehr Vereine aus dem Bundesland in den drei Profiligen vertreten sind und die Zahl um zehn Prozent von 201 auf 231 Spiele gestiegen war. „Das darf nicht bedeuten, dass wir noch einmal zehn Prozent mehr Polizeibeamte einsetzen müssen“, erklärte Jäger. Bereits jetzt benötige die NRW-Polizei rund 30 Prozent aller Einsatzzeiten für die Sicherheit bei Fußball-Begegnungen. Außerdem setze das Projekt „bundesweit neue Akzente, wie die Polizei mit den Fans umgeht“. Dies sei auch ein Ergebnis des intensivierten Dialogs der Netzwerke im Fußball. „Nichts spricht dagegen, so weiter zu machen“, betonte Jäger.

Die Bremer SPD hält das Polizeieinsatzkonzept Nordrhein-Westfalens bei Fußballspielen für keine ideale Lösung. „Es ist in meinen Augen eine Selbstverständlichkeit, dass man mit den Polizeieinsatzkräften so ressourcenschonend wie möglich umgeht“, sagte Björn Tschöpe, Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion. „Einen Beitrag zur Lösung der von uns aufgeworfenen Kostenproblematik leistet der Vorschlag aus NRW deshalb leider nicht. Er ist bestenfalls ergänzend zu sehen.“

Wer allein Modellversuchen oder Pilotprojekten das Wort rede, der mogele sich nach Ansicht von Tschöpe um die Beantwortung der zentralen Frage herum und die laute: Hat ein milliardenschwerer Unterhaltungskonzern wie die DFL mit einem höchst attraktiven Produkt einen Anspruch darauf, seine Gewinne zu privatisieren und die Kosten zu sozialisieren? „Unsere Antwort ist klar: Wir wollen erreichen, dass die DFL ihren finanziellen Beitrag zur Kostendeckung leistet“, so Tschöpe.

Bremen will ein Gebührengesetz verabschieden, mit dem es möglich wird, die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Kosten für Polizeieinsätze bei Risikospiele in Rechnung stellen.