Prozess um Sprengsatz im Osnabrücker Fußballstadion
Ein 24-Jähriger hatte beim Derby zwischen Osnabrück und Preußen Münster 33 Menschen verletzt und muss sich ab Donnerstag vor Gericht verantworten.
Osnabrück. Wie lange muss der 24-jährige Juri C. ins Gefängnis, der am 10. September 2011 im Fußballstadion in Osnabrück mit einem Sprengsatz 33 Menschen verletzte? Am Donnerstag (23. Februar) beginnt am Landgericht Osnabrück der Prozess gegen den aus Münster stammenden Angeklagten.
Aus dem Gästeblock wurde vor Beginn des Drittligaspiels zwischen dem VfL Osnabrück und Preußen Münster etwa 20 Meter entfernt vom ehemaligen Spielertunnel ein Sprengsatz gezündet und geworfen. Der Sprengkörper, etwa so groß wie eine Cola-Dose, landete auf dem Dach des Tunnels und fiel durch einen Schlitz zu Boden. Bei der Explosion wurden 33 Menschen verletzt, darunter fünf Kinder und 17 Polizeibeamte. Vier der Polizisten wurden schwer verletzt und leiden noch heute unter den Folgen der Explosion; ein Beamter wird dauerhaft ein Hörgerät tragen müssen.
Sieben Tage nach dem Derby wurde der 24-Jährige in Münster verhaftet. Er wurde über Videoaufnahmen identifiziert. Der Mann stammt aus Italien, lebt seit 2009 in Münster und gehörte der inzwischen aufgelösten Ultra-Vereinigung „Curva monasteria“ an. Er ist in Deutschland nicht vorbestraft und bisher nicht als Fußball-Gewalttäter in Erscheinung getreten. Seit der Festnahme sitzt er in Untersuchungshaft.
Der Angeklagte hat zugegeben, den Sprengsatz geworfen zu haben. Er beteuert allerdings, dass es nicht in seiner Absicht lag, Menschen zu verletzen. Nach seiner Darstellung wollte er den Sprengkörper auf das Dach des Tunnels werfen und nicht in die Zuschauertribüne, um niemanden zu verletzen. Die Explosion sollte offenbar punktgenau beim Einlaufen der Mannschaften eine Art symbolisches Unterstützungssignal für den SC Preußen sein. Laut seines Anwalts hat sich der Angeklagte beim Vorsitzenden Richter entschuldigt und will das auch bei den Verletzten tun.
Mit Videoaufnahmen — auch aus dem Münsteraner Fanblock — und Hunderten von Fotos rekonstruierten die Ermittler das Geschehen. Der Sprengsatz wurde von dem Angeklagten ins Stadion geschmuggelt; vermutlich im Schritt. Ermittelt wurde außerdem ein inzwischen 17-jähriger Münsteraner, der den Sprengsatz via Internet gekauft und an den Angeklagten gegeben haben soll.
Die Staatsanwaltschaft klagt den 24-Jährigen an wegen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und gefährlicher Körperverletzung. Durch die Druckwelle der Explosion, umherfliegende Partikel und den lauten Knall wurden 33 Menschen verletzt, was der Angeklagte zumindest billigend in Kauf genommen haben soll.
Wegen der öffentlichen Bedeutung findet der Prozess vor dem Landgericht statt. Das mögliche Strafmaß liegt zwischen zwei und 15 Jahren, eine Aussetzung auf Bewährung gilt als ausgeschlossen. Zur Schlüsselfrage könnte werden, ob der Angeklagte glaubhaft machen kann, dass er tatsächlich gezielt auf das Tunneldach geworfen hat.
Wäre der Sprengsatz in der dicht gedrängten Zuschauermenge explodiert, wären die Folgen katastrophal gewesen: Todesopfer wären denkbar gewesen, eine Massenpanik mit unabsehbaren Folgen hätte nicht verhindert werden können.