Regionalliga Regionalliga West: KFC will nur zu Gast sein - Aufstiegsfavorit ist aber jemand anders
Der KFC Uerdingen unterscheidet sich deutlich von den sonstigen Aufsteigern in die Regionalliga. Spätestens 2019 soll es weiter nach oben gehen. Eine Übersicht über die Ziele der anderen West-Vereine.
Krefeld. Nicht nur beim WSV läuft die Vorbereitung auf die neue Saison der Regionalliga West, die Konkurrenz hat das Training ebenso aufgenommen. Auch Westfalia Rhynern darf nach beseitigten Irritationen ums Stadion nun doch starten. Mit dem kleinsten Etat und bislang nur einem Spieler, der über Regionalliga-Erfahrung verfügt, dürfte es der Kader von Trainer Holger Wortmann allerdings schwer haben. „Wir werden uns mit allen Mitteln wehren“, sagt Wortmann.
Das wollen mit dem TuS Erndtebrück und Wegberg-Beeck zwei andere Aufsteiger ebenso, zudem droht auch der U23 von Fortuna Düsseldorf der Abstiegskampf. Schuld ist das liebe Geld. „Uns stehen 300 000 Euro zur Verfügung. Damit können wir niemanden locken“, sagt Fortunas Trainer Taskin Aksoy. Erndtebrück geht mit gleichem Budget wie in der Oberliga ins Rennen, zudem muss der Abgang des besten Torschützen Yannik Jaeschke (16 Treffer) verkraftet werden und in Wegberg gilt die vierte Liga bei einem 200 000 Euro-Etat nur als Abenteuer. „Ich sehe keine vier Teams, die wir hinter uns lassen können. Aber wir werden deshalb nicht verrückt spielen und den Verein an die Wand fahren. Wir bleiben ein Dorf-Verein mit Feierabend-Fußballern“, erklären Trainer Henßen und Präsident Stroinski.
Große Töne hingegen kommen vom vierten Aufsteiger. Für den KFC Uerdingen soll der Aufenthalt in der Regionalliga höchstens zwei Jahre dauern, spätestens 2019 will Präsident Mikhail Ponomarev aufsteigen. Dafür hat der russische Geschäftsmann sein Konto geöffnet und in Marcel Reichwein (vergangene Saison 15 Tore für den VfL Wolfsburg II), Christopher Schorch (FSV Frankfurt), Mario Erb (Erfurt), Christian Dorda (Hansa Rostock) sowie Alexander Bittroff (Chemnitzer FC) hochkarätiges Personal in die Grotenburg gelockt.
Als Trainer wurde zudem Michael Wiesinger verpflichtet, der dann auch gleich mal verkündete: „Ich bin nicht gekommen, um im Tabellen-Mittelfeld zu spielen.“ Dass die lokale Presse da von wohltuender Demut spricht, mutet wie ein Treppenwitz an. Inwieweit die irre Einkaufs-Tour des Premium-Aufsteigers schon in dieser Saison Früchte trägt, bleibt abzuwarten.
Als Favorit scheint zunächst mal Viktoria Köln ins Rennen zu gehen. „Wir werden uns nach dem verpassten Aufstieg auf mindestens sechs Positionen verstärken. Alles andere als eine hohe Zielsetzung würde uns da keiner abnehmen“, sagte der sportliche Leiter Stephan Küsters. Gefahr könnte der Viktoria um Geldgeber Franz-Josef Wernze neben Uerdingen allerdings auch durch Rot-Weiß Oberhausen und dem SV Rödinghausen drohen.
Beide machen nicht auf Understatement. „Wir verfolgen ambitionierte Ziele“, sagt SVR-Sportdirektor Tim Daseking und RWO-Trainer Mike Terranova meint: „Wir waren das beste Rückrunden-Team und haben den Kader punktuell ergänzt.“
Zwischen den beiden Pol-Regionen der Tabelle dürfte sich ein recht ausgeglichenes Mittelfeld mit Traditions-Clubs und Zweitvertretungen ergeben. In diesem sollte der WSV mit seinem von 680 000 Euro auf 850 000 Euro erhöhten Etat Ausrufezeichen setzen können, während Rot-Weiss Essen auf einen kaum veränderten Kader baut. „Eingespieltheit ist eine luxuriöse Situation“, sagt RWE-Boss Michael Welling.
Gleiches hofft Trainer Farat Toku trotz schwieriger Rahmenbedingungen (Unruhe auf Vorstandsebene sowie finanzielle Probleme mit einem erneut reduzierten Etat) auch bei der SG Wattenscheid 09. Alemannia Aachen hingegen muss nach erneuter Insolvenz eine komplett neue Mannschaft bauen. Dass dafür 700 000 Euro zur Verfügung stehen, überrascht.
Wegen des Verlustes von Torjäger Hamadi al Ghaddioui (Sportfreunde Lotte) und sechs weiterer Leistungsträger sowie dem langen Ausfall von U20-Nationalspieler Jonas Arweiler (Thrombose) rechnet die U23 des BVB nicht mit einer Wiederholung der Vorjahres-Saison (Vizemeister). „Platz drei ist diesmal unwahrscheinlich“, ist auch Gladbachs Nachwuchs-Trainer Arie van Lent angesichts von elf Abgängen skeptisch.
Sein Kollege Patrick Helmes will mit der U23 des 1. FC Köln zunächst einmal nichts mit dem Abstieg zu tun haben, was auch auf Wiedenbrück mit Trainer Björn Mehnert, Bonn und Verl zutrifft. Dessen Trainer Guerino Capretti sagt, was all seine Kollegen hoffen: „Ich habe ein gutes Gefühl. Aus meiner Mannschaft kann etwas entstehen.“