Rekord und Tor-Gala gegen Belgien: Nun soll Titel her
Düsseldorf (dpa) - Traumtore, Rekord und noch Luft nach oben: Nach einer perfekten EM-Qualifikation darf sich Fußball-Deutschland schon jetzt auf ein neues Sommermärchen 2012 in Polen und der Ukraine freuen.
„Zehn Spiele, zehn Siege - was will man mehr. Es ist eine tolle Leistung über 14 Monate nach einer schwierigen WM“, jubelte Joachim Löw nach dem abschließenden 3:1 (2:0) der jungen deutschen Nationalmannschaft gegen Belgien, das einen eindrucksvollen Schlusspunkt unter eine herausragende EM-Ausscheidung setzte.
„Wir wollten den Endspurt, wir wollten mit zehn Siegen über die Ziellinie, weil man sich mit jedem Sieg einen gewissen Respekt verschafft“, betonte der Bundestrainer acht Monate vor dem Turnier. Nach verhaltenem Beginn versetzten ein Doppelschlag von Mesut Özil (30. Minute) und André Schürrle (33.) sowie der sechste Qualifikationstreffer von „Tormaschine“ Mario Gomez (48.) die deutschen Fans unter den 48 483 Zuschauern in EM-Vorfreude.
Marouane Fellainis (86.) Anschlusstor kam für die Gäste zu spät, Belgien musste einmal mehr die Endrunden-Hoffnungen begraben. Im Fernduell holte sich die Türkei Platz zwei in der Gruppe A und kann nun über die Playoffs noch das Ticket zur EM-Endrunde buchen.
„Ich freue mich natürlich für die“, sagte der türkisch-stämmige Özil und fügte hinzu: „Es wird Zeit, dass Deutschland mal wieder Europameister wird.“ Die makellose Bilanz gibt neues Selbstbewusstsein für die Titelmission. Zehn Siege in zehn Spielen auf dem Weg zu einem großen Turnier hatte zuvor noch keine deutsche Nationalmannschaft geschafft.
Auch ohne die verletzt fehlenden Stammkräfte Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Miroslav Klose unterstrich Löws gereift wirkende Boygroup mit einer souveränen Vorstellung ihre Titelambitionen. „Wir waren gefährlich nach vorn in allen Aktionen, das war der Schlüssel. Eine neu formierte Mannschaft - das macht im Moment nichts aus. Wir sind gut gerüstet“, sagte Thomas Müller.
Trotzdem ist Deutschland bei der Auslosung der Vorrundengruppen Anfang Dezember in Kiew nicht im Topf der besten vier Teams. Dies sind neben den beiden Gastgebern noch Welt- und Europameister Spanien und Vizeweltmeister Niederlande, der am 15. November letzter DFB-Gegner in diesem Jahr ist. Am 11. November geht es zu einem Test in die Ukraine.
„Es war schon wichtig, dass wir dieses Finish durchziehen, einfach auch um zu zeigen: Die Deutschen lassen nicht nach“, erklärte Löw. Am Anfang hatten wir ein bisschen Schwierigkeiten, nach dem 1:0 kamen wir wieder ins Spiel und haben verdient gewonnen“, sagte Özil, der gegen die Belgier an allen drei Toren beteiligt war.
Löw musste vier Tage nach dem 3:1 gegen die Türkei die Münchner Schweinsteiger und Boateng sowie den ebenfalls angeschlagenen Lukas Podolski ersetzen. Mario Götze bekam eine Pause, Miroslav Klose war wegen seiner Knieprellung vorzeitig nach Italien zurückgereist. Doch die Nachrücker machten die Auswahlmöglichkeiten für Löw deutlich: „Ich will mich natürlich anbieten, wenn ich die Chance bekomme. Ich glaube, heute habe ich sie genutzt“, sagte Torschütze Schürrle. „Wir können aus dem Nix Tore machen. Mit den drei Toren sind die Belgier noch gut bedient.“
Zunächst hatte die umformierten Hausherren - auch Holger Badstuber war nicht im Aufgebot und wurde geschont - bei Nieselregen Mühe, den Rhythmus zu finden. Die Belgier kämpften verbissen um ihre letzte Chance, allerdings ohne viel Torgefahr. Per Mertesacker und Mats Hummels als Innenverteidiger-Paar kamen immer besser zurecht. Benedikt Höwedes machte die rechte Seite dicht.
Müller bereitete die erste Chance durch Gomez vor, doch der Münchner scheiterte am guten Torhüter Simon Mignolet. Nach der folgenden Ecke legte Sami Khedira für Real-Madrid-Kollege Özil auf, dessen fulminanter Linksschuss aus 22 Metern direkt von der Latte ins Netz rauschte. Nur drei Minuten später leitete Özil nach einer belgischen Ecke einen Hochgeschwindigkeits-Konter ein, den Schürrle nach Gomez-Zuspiel mit einem frechen Lupfer abschloss - damit war das Spiel praktisch entschieden.
Kurz nach Wiederanpfiff erhöhte Gomez nach Doppelpass mit Özil mit einem Flachschuss auf 3:0. Nach einem Fehler von Hummels zwang der eingewechselte Romelo Lukaku Neuer zu einer Glanztat (68.). Belgiens Ehrentor war nur Ergebniskosmetik. In der Schlussphase kam noch Ilkay Gündogan als 49. Neuling unter Löw zu seinem Debüt.