Sammer heizt an: „Aufopfern“ - BVB-Sorgen schwinden

München (dpa) - Matthias Sammer hat das brisante Pokalfinale zwischen Titelverteidiger FC Bayern und Erzrivale Borussia Dortmund angeheizt - mit Klartext an die Münchner Fußballstars.

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Nach dem Leistungseinbruch des Club-Weltmeisters im Anschluss an den Turbo-Meistertitel will der Sportvorstand am Samstagabend (20.00 Uhr) in Berlin elf Spieler auf dem Rasen des ausverkauften Olympiastadions sehen, die sich wieder füreinander und damit auch für den Club zerreißen.

„Ich erwarte, dass eine Gruppe auf dem Platz steht, in der jeder einzelne sagt: 'Ich sterbe für meinen Mitspieler'“, sagte Sammer. Das Wort Sterben sei dabei im „leistungssportlichen“ Sinne gemeint: „Jeder muss alles für die Gruppe geben und sich aufopfern.“ Der nach seinen Rückenproblemen höchstens als Joker eingeplante Topspieler Franck Ribéry schloss sich Sammers Forderung an: „Wir müssen spielen wie ein Team, wir müssen zusammen arbeiten und laufen.“

Teamgeist und Teamwork sind für Sammer sogar entscheidender als das Personal. Neben Teilzeitkraft Ribéry könnten der angeschlagene Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger (Patellasehne) und der nach seiner Knieverletzung ebenfalls nicht mit der Mannschaft, sondern nur individuell trainierende Spanier Thiago sogar ausfallen. „Diese Spieler sind absolute Weltklassespieler. Ob sie uns 20 Minuten, 30 Minuten oder gar nicht zur Verfügung stehen, spielt jedoch keine Rolle“, sagte Sammer mit dem Blick auf das „wichtige Spiel“ gegen den BVB. „Wir müssen eine Topleistung bringen, wenn wir das Spielfeld als Sieger verlassen wollen“, mahnte Sammer.

Pep Guardiola lässt seine Mannschaft die komplette Woche geheim trainieren. Auch Jürgen Klopp ließ am Dienstag und Mittwoch in Dortmund auf einem nicht einsehbaren Platz üben. Sammer immerhin verriet, worum es für die Bayern in der Vorbereitung gehe. „Die Basiselemente sind wichtig.“ Gruppenarbeit auf dem Platz sei nötig: „Wir brauchen ein perfektes Umschaltspiel in beiden Richtungen und ein starkes Zweikampfverhalten.“

Diese Elemente vermisste der Sportvorstand zuletzt beim 0:4-K.o. gegen Real Madrid in der Champions League. „Unser Umschaltspiel gegen den Ball war da katastrophal“, urteilte Sammer. Dortmund wiederum sei gerade im Umschalten und Kontern brandgefährlich, warnte Ribéry. Der Franzose sagte zur eigenen Verfassung. „Ich fühle mich gut, aber für 90 Minuten wird es schwierig.“

Wie Sammer sprach auch Ribéry Klartext - und zwar zur Bedeutung des Endspiels. „Wenn wir verlieren, ist es für mich keine gute Saison mehr“, gestand der Franzose. Sammer ist da anderer Meinung. Mit dem Meistertitel und den vielen aufgestellten Bundesliga-Rekorden sei die Saison bereits gut - „und es kann eine sehr gute werden“.

Das Ziel Pokalsieg verfolgen aber auch die Dortmunder, deren Formkurve im Gegensatz zu der des Titelverteidigers zuletzt klar nach oben ging. „Wir wollen Bayern München immer schlagen“, erklärte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke in einem dpa-Interview. Die Rivalität mit den Münchnern macht den Borussen Spaß. Es ist das dritte Jahr nacheinander mit einem großen Finale gegeneinander. „Die Bayern werden uns einfach nicht los“, bemerkte Watzke genüsslich.

Zur Freude von Trainer Klopp schwinden die Personalsorgen. Der Einsatz von Marco Reus, Mats Hummels und Nuri Sahin, die zuletzt beim 4:0-Probelauf in Berlin gegen Hertha BSC verletzt vom Platz mussten, scheint nicht mehr gefährdet. Zudem steht Kapitän Sebastian Kehl, der in Berlin gefehlt hatte, wieder zur Verfügung.

In Dortmund sind auch die organisatorischen Vorbereitungen für eine mögliche große Siegesparty am Sonntag angelaufen. Ein Autokorso mit den BVB-Spielern ist geplant. Dazu würden rund 250 000 Besucher erwartet, teilten Vertreter der Stadt und der Polizei mit.

Auch die Bayern haben den Münchner Rathaus-Balkon, auf dem sie sich am letzten Wochenende mit der Meisterschale präsentiert hatten, für Sonntagnachmittag gleich wieder reserviert. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder und feiern den Pokalsieg“, hatte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge den Anhängern des Rekordchampions zugerufen.