Slomkas zweiter Coup: Zieler 50. Löw-Debütant
Kiew (dpa) - Der junge Torwart ist als Debütant gleich ein Jubilar. Als 50. Fußball-Profi kommt Ron-Robert Zieler am Freitag im neuen EM-Stadion in Kiew zu seinem ersten Länderspiel unter Bundestrainer Joachim Löw.
„Ich versuche, alles zu geben“, umriss der Hannoveraner Zieler in der Kurzdarstellung sein persönliches Ziel für die ersten Minuten im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. 45 Minuten soll er gegen die Ukraine sieben Monate vor Beginn der Europameisterschaft 2012 auf jeden Fall vorspielen. Für Löw gehört der 22-Jährige zu jener neuen, gut ausgebildeten Torwart-Generation, die es so vor einigen Jahren noch nicht gegeben habe.
„Da hat sich einiges geändert“, bewertete DFB-Chefcoach Löw die veränderte Job-Beschreibung für professionelle Ballfänger, die es im Leistungsfußball weit bringen können. Mitspielen, weit aus dem Tor eilen, Strafraumbeherrschung - auch im Training gegen die Özils, Khediras, Podolskis und Co. bestätigte Zieler, dass sein Spiel den Anforderungen von Löw entspricht. „Das Torhüterspiel ist ganz anderes geworden als vor zehn Jahren“, betonte der Bundestrainer.
Der gebürtige Kölner Zieler, der heute noch ganz gerne kölsche Musik hört, hat ein wenig auch das Glück des spätgeborenen Torwart-Talents. Und er hat das Glück, am richtigen Platz, zur richtigen Zeit die richtigen Förderer gehabt zu haben. Mirko Slomka, der Coach von Hannover 96, lockte den fünf Jahre bei Manchester United ausgebildeten Jungprofi zurück nach Deutschland und stellte Zieler im Januar diesen Jahres erstmals in der Liga in den Kasten.
Slomka und ein Torwart-Ausnahmetalent, diese Geschichte hat es schon einmal gegeben: Vor fünf Jahren hatte der Trainer, damals noch bei Schalke 04 unter Vertrag, einen gewissen Manuel Neuer als 20-Jährigen zur Nummer 1 bestimmt. Dieser Neuer ist jetzt mit 25 unumstritten der beste Keeper des Landes und einer der besten der Welt. Der zweite Coup gelang Slomka nun mit Zieler. Nach nur 27 Erstligaeinsätzen wird er Nationalkeeper. „Er wird dort eine Menge lernen und mitnehmen“, sagte sein Clubtrainer zu Zielers Neuaufnahme in den Kreis der deutschen Elitekicker.
„Man merkt, dass er eine sehr gute Ausbildung genossen hat in England“, sagte Löw über den EM-Kandidaten Zieler. Der dritte Torhüterposten bei der EM-Endrunde im kommenden Sommer in Polen und der Ukraine ist nach dem langen Verletzungsausfall von René Adler vakant. Neben Zieler haben es auch die ebenfalls jungen Torhüter Marc-André ter Stegen (Gladbach), Oliver Baumann (Freiburg) und Kevin Trapp (Kaiserslautern) in den Dunstkreis der Nationalelf geschafft. „Große Unterschiede sehe ich vielleicht auch noch nicht“, bemerkte Löw beim Niveauvergleich.
Dennoch hat sich Zieler, U 19-Europameister 2008, einen gewissen Vorteil erarbeitet. „Er wirkt sehr reif und erfahren“, sagte der Bundestrainer. Zielers jüngste Wackler änderten Löws grundsätzliche Bewertung nicht. „Für mich ist das okay“, Fehler würden auch mal dazu gehören, kommentierte Zieler den überraschenden Rüffel von Slomka für den Torwart-Auftritt gegen Schalke (2:2). Eine Entscheidung für den dritten EM-Torwart nach Neuer und den Bremer Tim Wiese fällt ohnehin erst später. „Da können wir ja bisschen abwarten“, meinte Löw.