Nach 2:0 gegen Nordirland Spion Löw plant schon Russland-WM - Ziel: Alles gewinnen

Hannover (dpa) - Über 600 Tage vor dem Anstoß der Fußball-WM 2018 forciert Joachim Löw seine Russland-Planungen. Nach dem souveränen Start seines Teams in die Ausscheidung mit der Maximalausbeute von neun Punkten will der Bundestrainer schon in der kommenden Woche seine Turnierpläne konkretisieren.

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Zunächst beordert Löw seine engsten Vertrauten zu einem Strategietreffen in die DFB-Zentrale nach Frankfurt. „Im November gehen wir dann nach Russland und schauen uns vor Ort um. Zum einen, was den Confed-Cup betrifft. Aber auch schon die Bedingungen für die WM, Quartier, Trainingsmöglichkeiten“, verriet der Weltmeister-Coach.

Drei Siege zum Auftakt einer Qualifikation für die deutsche Nationalmannschaft gab es unter Löw bereits mehrfach. So war sein Team in seinem ersten Jahr als Bundestrainer bei ebenfalls neun Punkten sogar mit 18:1 Toren gestartet, diesmal sind es 8:0.

Das Besondere ist dieses Mal: Die Mannschaft präsentierte sich bei den Heimsiegen gegen Tschechien (3:0) und Nordirland (2:0) bereits in der frühen Qualiphase gereift und mit neuen Spielelementen. Das Halbfinal-Aus bei der EM in Frankreich und die vorangegangene holprige Qualifikation haben Mats Hummels und Co. besonders angestachelt.

„Fakt ist auf jeden Fall, dass wir mittlerweile eine unglaubliche Dominanz in unserem System erreicht haben. Dass wir in der Lage sind, den Gegner so zu bespielen, wie wir ihn brauchen. Auf der anderen Seite ist unser Spiel variabel genug“, analysierte Löw nach den zwei souveränen Erfolgen gegen jene Gegner, die eigentlich als schärfste Kontrahenten in Ausscheidungs-Gruppe C angesehen wurden. „Wir stehen total im Soll und haben auch gute Spiele abgeliefert. Wir haben dreimal zu Null gespielt“, hob Kapitän Manuel Neuer hervor.

An Gruppenplatz eins und dem damit verbundenen Direktticket nach Russland zweifelt niemand mehr. Die Konkurrenz hat schon aufgegeben. „Ich bezweifele, dass es derzeit weltweit ein System gibt, um diese deutsche Mannschaft aufzuhalten“, bemerkte Michael O'Neill. Sein Team konnte gegen die Dynamik, Pass-Sicherheit und Athletik der DFB-Elf nur „Schadensbegrenzung betreiben“, wie der nordirische Trainer einräumte. 42 132 Zuschauern in Hannover hatten am Dienstagabend trotz des Regens viel Spaß am Spiel der deutschen Mannschaft und besonders an den schönen Toren von Julian Draxler (13. Minute) sowie Sami Khedira (17.).

„Wir haben von vornherein gesagt, dass Platz eins unser Ziel ist und wir alle Spiele gewinnen wollen“, bemerkte ein starker Khedira. Zweimal in der bisherigen DFB-Historie hat ein deutsches Team alle Qualifikationspartien für sich entschieden: vor der WM 1982 und vor der EM 2012. „Dominanz und Variabilität waren jetzt hervorragend. Was ein bisschen gefehlt hat in den letzten zwei Jahren, war die Effizienz. Daran müssen wir weiter arbeiten“, erklärte der Bundestrainer, dessen Vertragsverlängerung über 2018 hinaus in den Tagen von Hamburg und Hannover auch ein Stück näher gerückt ist.

Löw will nun mit einer Doppelstrategie daran arbeiten, um sein Team fit zu machen für das Unternehmen Titelverteidigung 2018. „Beides ist wichtig: Dass die Mannschaft stabil bleibt und gnadenlos diese WM-Qualifikation durchzieht. Das gibt dann im Vorfeld des Turniers vielleicht das Gefühl der Sicherheit“, sagte der Bundestrainer. Zudem will er junge Spieler auf ein höheres Niveau bringen, „da haben wir im November und beim Confed-Cup die Gelegenheit“.

Im kommenden Monat stehen als Jahresabschluss noch das Punktspiel beim Fußballzwerg San Marino (11.11.) und das Testspiel in Italien (15.11.) auf dem Plan. „Die Herausforderung liegt darin, das immer wieder zu bestätigen. Im Moment ist Aserbaidschan irgendwie unser hartnäckigster Verfolger“, sagte Löw. Die Partie im März des kommenden Jahres in Baku werde somit zum „Spitzenspiel in unserer Gruppe“. Aserbaidschan hat überraschend sieben Punkte auf dem Konto.

Löw kann in der Zeit bis zum ersten WM-Anstoß am 14. Juni 2018 mehrere Trümpfe ausspielen. Er hat schon eine funktionierende Stammelf. Vor allem mit der Rückkehr von Manchester-City-Profi Ilkay Gündogan gibt es mehr Konkurrenzkampf im Team und neue taktische Möglichkeiten. „Ilkay kann auf der Sechs, Acht oder Zehn spielen. Es ist vielleicht eine gute Variante für die Zukunft, mit einer Doppel-Zehn zu spielen“, bemerkte der Bundestrainer. Etablierte Kräfte wie Khedira können sich nicht ausruhen. Der Juve-Star zeigte in Hannover auf dem Platz, dass ihm dies schon jetzt bewusst ist.

„Der Stamm steht im Endeffekt, aber wir haben viele junge talentierte Spieler, die die Chance haben, sich zu etablieren“, kommentierte Khedira. „Das wird auch die Kunst werden, es bis 2018 hinzubekommen, dass wir in der Breite fast zwei Topmannschaften auf den Platz stellen können“, ergänzte der 29-Jährige.