Sylvia Schenk: FIFA-Neustart wäre das Beste
Frankfurt/Main (dpa) - Sylvia Schenk, Anwältin aus Frankfurt, war von 2007 bis 2010 Vorsitzende von Transparency International Deutschland. Sie äußert sich über den Skandal beim Weltverband FIFA.
Die 58 Jahre alte ehemalige Vorsitzende des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) und frühere deutsche 800-Meter-Meisterin ist immer wieder als Schiedsrichterin beim Internationalen Sportgerichtshof CAS im Einsatz. Schenk unterstützt das Projekt der Deutschen Fußball Liga (DFL) „Transparenz und Integrität im Fußball“.
Hat es Sie als Experten im Kampf gegen Korruption überrascht, was da bei der FIFA gerade alles ans Tageslicht kommt?
Schenk: „Mich hat überrascht, dass Sepp Blatter (Jack) Warner angreift. Wenn so jemand angegriffen wird, dann fängt er halt an auszupacken. Ich kann im Interesse der FIFA nur hoffen, dass jetzt möglichst viel auf den Tisch kommt, damit man ans Aufarbeiten gehen kann. Es rächt sich jetzt halt, dass in den vergangenen Jahren immer versucht wurde, so etwas auszusitzen. Das schwelt dann im Untergrund.“
Ist Joseph Blatter denn aus ihrer Sicht als Präsident noch tragbar?
Schenk: „Schwierig, schwierig. Ich bin jetzt nicht so firm, sagen zu können, wer denn die Alternative wäre. Selbst wenn ihm im Einzelfall keine persönlichen Korruptionsvorwürfe gemacht werden können, muss man feststellen, dass unter seiner Führung die Problematik so groß geworden ist, dass sie ihm selbst inzwischen über den Kopf gewachsen ist. Das alleine zeigt ja schon, dass viele Fehler gemacht wurden.“
Wie sollte die FIFA jetzt am besten vorgehen? Die Wahl verschieben?
Schenk: „Die FIFA hat genug Geld, um eine zweite Wahl zu organisieren. Wenn man den finanziellen und organisatorischen Aspekt mal zur Seite schiebt, dann wäre so ein Aufschub von einem Vierteljahr oder einem halben Jahr gut. Mit Macht alles aufklären, auch sich die Strukturen nochmals anschauen und einen vernünftigen Neustart machen - das wäre sicher das Beste.“
Wer kontrolliert eigentlich die FIFA?
Schenk: „Im Grunde ist das ein demokratischer Verband, den das von den Mitgliedern gewählte Exekutivkomitee kontrolliert. Das funktioniert aber nicht, weil die Delegierten auf dem Kongress nicht unbedingt die kompetentesten, charakterstärksten und ethisch hochstehendsten Personen sind. Einige wollen gar nicht richtig kontrollieren, bei anderen fehlt die Kompetenz, manchmal auch die Sprachkompetenz. Allen ging es relativ gut die letzten Jahre, die FIFA hat Geld gescheffelt wie verrückt und dann wollte es auch keiner so genau wissen.“