Trauer um ehemaligen DFB-Chef Mayer-Vorfelder

Stuttgart (dpa) - Auf dem Vereinsgelände des VfB Stuttgart hingen die Fahnen auf halbmast - Gerhard Mayer-Vorfelder ist tot. Der langjährige Clubchef der Schwaben und frühere DFB-Präsident starb am Montag im Alter von 82 Jahren in einem Stuttgarter Krankenhaus im Kreise seiner Angehörigen.

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Details nannte seine Familie in einer Mitteilung am Dienstag nicht. „MV“, wie Mayer-Vorfelder oft griffig genannt wurde, hinterlässt seine Frau und vier Kinder.

Mit ihm gehe „eine prägende Figur des deutschen Fußballs“, würdigte ihn DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. „Ich habe ihn in all den Jahren immer als gradlinigen, entschlossenen und kompetenten Menschen kennengelernt, der sich mit viel Engagement für den Sport eingesetzt hat und dabei immer die Bedürfnisse der Spieler im Blick hatte.“

Bundestrainer Joachim Löw bezeichnete seinen Förderer als „starke Persönlichkeit mit einer riesigen Fußballkompetenz“. Mit „MV“ habe man „wunderbar über Fußball diskutieren“ können. „Ich bin ihm für vieles sehr dankbar“, sagte Löw, der dem damaligen VfB-Boss seinen ersten Posten 1996 als Bundesliga-Cheftrainer verdankt.

Mayer-Vorfelder war ein cleverer Strippenzieher. Karriere machte er sowohl in der Politik als auch im Sport. Von 1975 bis 2000 führte er den VfB Stuttgart als Präsident. Von 2001 bis 2006 war der gebürtige Mannheimer DFB-Boss, ab 2004 gemeinsam mit Theo Zwanziger.

In den vergangenen Jahren jedoch hatte sich der langjährige CDU-Politiker auch aus gesundheitlichen Gründen weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

„Dein Lebenswerk bleibt in Erinnerung“, schrieb FIFA-Chef Joseph Blatter via Twitter. Zwanziger ehrte Mayer-Vorfelder in der „Rheinischen Post“ vor allem für seine Verdiente um den Nachwuchs. „Seine größte Leistung war gewiss die totale Veränderung der Nachwuchsförderung ab 2002 in Deutschland. Der Ausbau der Leistungszentren ist sein Verdienst - und damit ist er für mich der eigentliche Vater des WM-Erfolgs 2014.“

Niersbach bewertete dies genauso. „Seine Ideen und sein Einsatz haben dem Fußball wichtige Impulse gegeben, von denen wir alle heute profitieren“, erklärte er. „Die aktuellen Erfolge mit dem Gewinn der WM als Höhepunkt gehen auf richtungsweisende Weichenstellungen der Vergangenheit zurück, die Gerhard Mayer-Vorfelder maßgeblich mitgestaltet hat.“

In Würdigung seiner Leistungen wurde „MV“ unter anderem das Bundesverdienstkreuz verliehen. Als „Lebensziel“ hatte er nach eigenen Angaben die Ausrichtung der WM 2006 im eigenen Land bezeichnet. Mit dem Titel klappte es aber nicht ganz. Immerhin gewann das Team von Coach Jürgen Klinsmann das Spiel um Platz drei gegen Portugal in Stuttgart.

Mayer-Vorfelder habe „Maßstäbe gesetzt“, lobte Ligapräsident Reinhard Rauball. Er sei ein „großartiger Impulsgeber und Motor auf dem Weg in die Eigenständigkeit der Bundesliga und der 2. Bundesliga“ gewesen. Der Tod des Ehrenpräsidenten Mayer-Vorfelder „sei ein großer Verlust für die VfB-Familie“, reagierte VfB-Präsident Bernd Wahler bestürzt. „Mit ihm verlieren wir eine der prägendsten Persönlichkeiten der Vereinsgeschichte und des deutschen Fußballs.“

Einen seiner letzten großen öffentlichen Auftritte hatte Mayer-Vorfelder Anfang dieses Jahres. Der Landessportverband Baden-Württemberg ehrte ihn in Stuttgart für sein Lebenswerk. Niersbach brachte es in seiner launigen Laudatio damals auf den Punkt: „MV ist eine Premiummarke“.