Vor Vertragsgesprächen will Löw erst WM-Ticket lösen

München (dpa) - Joachim Löw geht mit ehrgeizigen Plänen ins neue Jahr, das für den Bundestrainer schon ganz im Zeichen der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien steht. „Wir wollen uns bereits einstimmen auf 2014“, verkündete Löw zum Jahreswechsel im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Mit den richtigen Lehren aus dem zurückliegenden Jahr mit der großen EM-Enttäuschung gegen Italien möchte der 52-Jährige sein junges Team um Kapitän Philipp Lahm endlich zur Titelreife führen. „Unsere Fußball-Könner, um die wir beneidet werden, müssen sich noch mehr zu einer Siegermannschaft bei einem Turnier entwickeln“, lautet Löws zentrale Forderung für das Übergangsjahr 2013.

Die sportliche Hauptaufgabe in den kommenden Monaten hat auch Kapitän Lahm klar skizziert. „Wir wollen uns so schnell wie möglich für die WM qualifizieren. Das muss 2013 das Ziel sein“, sagte der 29 Jahre alte Münchner. Der Kapitän (95 Einsätze), der ebenso wie sein Stellvertreter Bastian Schweinsteiger (97) in diesem Jahr sein 100. Länderspiel bestreiten dürfte, mahnt eine Weiterentwicklung an: „Wir sind gut, aber wir müssen und wollen noch besser werden.“ Vor allem die „Balance zwischen Offensive und Defensive“ müsse man „perfektionieren“, erklärte der Dortmunder Mats Hummels.

Mit zehn Punkten aus vier Spielen führt die DFB-Auswahl die Gruppe C vor dem schärfsten Konkurrenten Schweden (7 Punkte/3 Spiele) an. Am 15. Oktober könnte es im letzten WM-Qualifikationsspiel in Stockholm sogar zu einem heißen Endspiel um Platz eins und das direkte Ticket nach Brasilien gehen. „Wir wollen natürlich vermeiden, dass wir dann noch unter Druck stehen“, sagte Löw. Bis zu 200 000 Euro Prämie kann ein Nationalspieler, wenn er bei allen zehn Quali-Partien zum Kader zählt, vom DFB für das WM-Ticket kassieren.

Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die seiner Spieler hat Löw auch durch das unnötige Halbfinal-Aus gegen Italien oder die weitere „Grenzerfahrung“ beim Wahnsinns-4:4 gegen Schweden nicht verloren. „Wir sind von Konzept, Vorgehensweise, Plänen und Zielen absolut überzeugt. Auch die Spieler sind diesen Weg mitgegangen und wollen diesen weiter mitgehen. Das ist das alles Entscheidende.“

Löw musste 2012 erstmals auch persönlich Gegenwind verkraften. Von Kritik lasse er sich aber „nicht aus der Bahn werfen“, erklärte er kämpferisch. Der Schwarzwälder ist überzeugt davon, dass die deutschen Fans weiterhin hinter ihm und der Mannschaft stehen. „Ich denke, dass das Vertrauen in unsere Arbeit absolut vorhanden ist, auch wenn das eine oder andere Ergebnis nicht so positiv war.“

Eine vorzeitige Verlängerung seines 2014 auslaufenen Vertrages steht für ihn zunächst nicht auf der Agenda: „Vor Ende 2013 wird es keine Gespräche geben. Dazu gibt es auch keine Veranlassung. Erst einmal wollen wir uns für die WM in Brasilien qualifizieren.“

Die Planungen für das Turnier in Südamerika sind beim Deutschen Fußball-Bund längst angelaufen. Teammanager Oliver Bierhoff und die Löw-Assistenten Hansi Flick und Andreas Köpke haben sich schon im November im Land des Rekord-Weltmeisters nach einem Quartier umgesehen. 26 000 Kilometer wurden dabei mit Flugzeug, Hubschrauber und Bus zurückgelegt. „Wir haben uns viele Hotels angeschaut und Brasilien ein wenig besser kennengelernt“, berichtete Bierhoff. Die Millionenmetropole Belo Horizonte soll in der engeren Wahl sein.

Noch ist die WM vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 Zukunftsmusik. Aber sie wird schon jetzt das Handeln von Löw prägen. „Wir wollen wieder angreifen“, kündigte Löw an, der noch viel Potenzial bei Götze, Reus, Kroos und Co. sieht: „Diese junge Mannschaft ist noch nicht am Zenit. Wir werden die Dinge so vorbereiten, dass wir 2014 absolut konkurrenzfähig sind.“ Spanien soll dann entthront werden.

Das Länderspieljahr beginnt am 6. Februar mit einem Test in Paris gegen Frankreich, den Löw „als Vorbereitung“ auf die anschließenden Qualifikationsspiele im März gegen Kasachstan nutzen möchte. Ende Mai gibt es eine USA-Reise, die Löw „trotz des Risikos“, dass einige Topspieler von Bayern oder Dortmund fehlen könnten, als wertvoll einstuft. Spätestens Ende des Jahres wird dann aber Brasilien ganz in den Fokus rücken: Am 6. Dezember findet in Salvador die Gruppenauslosung für die WM-Endrunde 2014 statt.