Lostöpfe stehen fest WM ohne Italien, Chile und Holland: Vorrunden-Langeweile?

Hannover (dpa) - Was am 12. März 2015 mit der Partie Osttimor gegen die Mongolei (4:1) begann, endete am Donnerstagfrüh deutscher Zeit mit der ersten WM-Qualifikation Perus seit 1982: Nach 979 Tagen stehen die Lostöpfe für die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland fest.

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Im attraktivsten Fall aus deutscher Sicht könnte die DFB-Elf im kommenden Jahr in der Vorrunde auf Spanien, England oder Kolumbien treffen. Es könnte auch eher langweilige Gruppen geben. Das liegt auch an einigen Hochkarätern, die 2018 fehlen.

VERLIERER UND ENTTÄUSCHTE

Eine WM ohne Italien? Eigentlich undenkbar. Die Squadra Azzurra verspielte aber in den Playoffs gegen Schweden tatsächlich erstmals seit 60 Jahren das WM-Ticket. Seitdem trägt die fußballverrückte Nation Trauer. Fans und Organisatoren müssen auf einen potenziellen Titelfavoriten verzichten. Das gilt auch für die Niederlande. Beim deutschen Nachbarn gehört ein Scheitern in der Qualifikation indes fast schon zur Tradition. Auch ist die Elftal aktuell lange nicht mehr so stark wie einst oder etwa Chile. Der Copa-América-Sieger fehlt ebenfalls in Russland.

Die bekanntesten weiteren Nationen, die zuschauen müssen, kommen aus Europa: Außer England fehlen alle britische Nationen und Irland, dazu Österreich, Tschechien, Griechenland, Rumänien und die Türkei. In Kamerun, Ghana, der Elfenbeinküste, den USA und Paraguay sind zudem weitere WM-Dauergäste nicht dabei. Alle finanziellen Anstrengungen haben auch China nichts genützt.

GEWINNER UND ÜBERRASCHUNGEN

Zehn Siege in zehn Spielen: So souverän wie keine andere Nation schaffte Deutschland die Qualifikation. Überraschend stark waren auch wieder die schon bei der EM begeisternden Isländer, die sich gegen Kroatien, die Ukraine und die Türkei behaupteten. Erstmals seit 1982 ist Peru dabei. Damit könnte sich sogar ein Lebenstraum von Claudio Pizarro erfüllen. „Ich könnte die ganze Welt küssen“, schrieb der 39 Jahre alte Stürmer vom 1. FC Köln nach der geglückten Qualifikation gegen Neuseeland auf Instagram. Möglicherweise profitiert gar der FC von Pizarros Ehrgeiz, endlich die erste WM für sein Land spielen zu können. Zuletzt trug Pizarro 2016 das Nationaltrikot. Auch ohne Superstar Zlatan Ibrahimovic behaupteten sich die Schweden, immerhin gegen die Niederlande und schließlich gegen Italien.

FEHLENDE STARS

Wie immer sind etliche Weltstars außen vor: Ob Chiles Arturo Vidal, Hollands Arjen Robben, Bosniens Edin Dzeko oder der Waliser Gareth Bale. Dazu fehlen in Gabuns Pierre-Emerick Aubameyang oder Österreichs David Alaba weitere Hochkaräter. Am meisten trauerte die Fußballwelt dieser Tage aber mit Gianluigi Buffon. Der 39 Jahre alte Weltmeister von 2006 weinte nach Italiens Aus bitterlich und erklärte anschließend seinen Rücktritt aus dem Nationalteam.

Kaum ein anderer fehlender Star erhielt mehr Anerkennung und Respekt für seine Leistung als der Keeper von Juventus Turin. „Es gefällt mir nicht, dich so zu sehen“, twitterte etwa Spaniens Torhüter-Legende Iker Casillas nach Buffons Tränen: „Ich will dich so sehen, wie bislang, so wie du noch immer für viele bist: Eine LEGENDE. Stolz, dich zu kennen und dir etliche Male gegenüber gestanden zu haben.“

LOSTÖPFE UND MÖGLICHE GRUPPEN

Aus deutscher Sicht ist klar: Eine sogenannte Hammer-Gruppe ist für den Titelverteidiger nicht möglich. Spanien, England, Kolumbien oder Uruguay könnten aber zugelost werden. Da zwei Teams jeweils weiterkommen, wäre ein frühes Scheitern aber unwahrscheinlich. Eine mögliche Konstellation wäre etwa Spanien, Senegal und Japan. Eine leichtere Gruppe mit Peru, Iran und Panama ist auch möglich.

Auch weil einige Top-Nationen fehlen, dürfte es wenige interessante Gruppen geben. Die attraktivsten Konstellationen könnten heißen: Brasilien, Spanien, Dänemark und Nigeria oder etwa Argentinien, Mexiko, Schweden und Serbien. Auch Frankreich, England, Costa Rica und Japan wäre denkbar.

In der WM-Vorrunde können nur maximal zwei Teams aus Europa in einer Gruppe aufeinandertreffen. Aus den anderen Konföderationen können die jeweiligen Teams nicht in eine Gruppe gelost werden.

TOPF 1: Russland (Gastgeber), Deutschland (Weltranglistenplatz 1), Brasilien (2), Portugal (3), Argentinien (4), Belgien (5), Polen (6), Frankreich (7)

TOPF 2: Spanien (8), Peru (10), Schweiz (11), England (12), Kolumbien (13), Mexiko (16), Uruguay (17), Kroatien (18)

TOPF 3: Dänemark (19), Island (21), Costa Rica (22), Schweden (25), Tunesien (28), Ägypten (30), Senegal (32), Iran (34)

TOPF 4: Serbien (38), Nigeria (41), Australien (43), Japan (44), Marokko (48), Panama (49), Südkorea (62), Saudi-Arabien (63)