Baustelle Olympia: Rio 2016 - ein Wettlauf mit der Zeit

Rio de Janeiro (dpa) - Das positive WM-Feeling stimmt auch die leidgeprüften Krisenmanager beim IOC optimistischer. Nach den zahlreichen Negativmeldungen der vergangenen Monate ist endlich Dynamik in das problembeladene Olympia-Projekt Rio 2016 gekommen.

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Es wurde höchste Zeit. Sogar auf der olympischen Riesenbaustelle im Armenviertel Deodoro haben inzwischen - wenn auch mit großer Verspätung - die Arbeiten begonnen.

757 Tage vor der Eröffnungsfeier des Ringe-Spektakels am Zuckerhut freute sich IOC-Präsident Thomas Bach über die Aufbruchstimmung. „Die WM ermutigt uns. Viele der Probleme, die wir vorausgesehen hatten, sind nicht eingetreten“, erklärte Bach. „Die Welt hat überrascht gesehen, dass die Fußball-WM in Brasilien gut organisiert wurde und es eine sportliebende Nation ist. Beides ist eine gute Botschaft für die Spiele.“

Nur Entwarnung wollte der Ober-Olympier aus Tauberbischofsheim nicht geben. Dafür sind die Probleme beim nächsten Olympia-Gastgeber zu vielschichtig. Massive Bauverzögerungen, mangelhafte Infrastruktur und Wasserverschmutzung in der fürs Segeln vorgesehenen Guanabara-Bucht erfordern weiter größte Dringlichkeit, dem so wichtigen Anti-Doping-Labor fehlt nach wie vor die Zulassung.

„Wir müssen wachsam bleiben. Wir dürfen nach wie vor keine Zeit verlieren“, warnte Bach, sagte aber auch: „Wir spüren den Willen und den Enthusiasmus der Olympia-Organisatoren und ihrer Partner.“ Auf seiner Stippvisite nach Rio zum WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien will er sich am Freitag mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff über den Stand der Vorbereitungen austauschen.

„Wir sind voll im Zeitplan“, tönte Rios Bürgermeister Eduardo Paes, offensichtlich angetan vom Rückenwind durch den Erfolg der „Copa“, die Brasiliens Regierung unermüdlich als „Weltmeisterschaft der Weltmeisterschaften“ propagierte. Angelehnt an das Mantra von Rousseff sprach der joviale „Prefeito“ der Stadt schon vollmundig von den „Olimpíadas das Olimpíadas“, den besten Olympischen Spielen der Geschichte. Nur die Guanabara-Bucht wird wohl nicht fristgerecht sauber. Das musste selbst der 44-Jährige kürzlich einräumen.

Auch Rousseff will von den Pessimisten nichts mehr hören. „Wir können bei der 'Olimpíada' nicht den unbegründeten Pessimismus wiederholen, den es bei der WM-Vorbereitung gab. Das ist etwas, was wir lernen müssen“, sagte die Staatschefin. Die Botschaft lautet: „Alles wird gut!“ Zumindest sollen alle Sportstätten rechtzeitig fertig werden, zur Not in letzter Sekunde wie einige WM-Stadien.

Genau diese entspannte Einstellung der brasilianischen Olympia-Macher trotz langer Zeit schleppender Vorbereitungen rief das Internationale Olympischen Komitee (IOC) auf den Plan. Gilbert Felli, geschäftsführender Direktor für die Spiele, wurde vor einigen Monaten zum Spezialbeauftragten für Rio 2016 ernannt und soll den Druck auf die lokalen Organisatoren aufrechterhalten. „Sie mögen den Adrenalinstoß, es in letzter Minute zu schaffen. Wir versuchen, ihnen zu erklären, dass so etwas bei den Spielen nicht möglich ist“, sagte Felli. „Natürlich ist die Lage nach wie vor angespannt, sehr angespannt, aber wir sollten mit mehr Optimismus nach vorne schauen. Wir können es schaffen.“

Im April hörte sich das alles noch ganz anders an. Am Rande der internationalen Messe „SportAccord“ im türkischen Belek schlugen die olympischen Sommersportverbände Alarm, drückten ihre Besorgnis über die drastischen Verzögerungen in Rio aus und forderten einen Plan B. In einigen Medien wurde sogar über eine Verlegung einzelner Wettbewerbe oder der gesamten Spiele in ein anderes Land spekuliert. Diese Überlegungen wurden vom IOC als „kompletter Blödsinn“ bezeichnet und zurückgewiesen.

In der ersten August-Woche trifft sich die Weltpresse in Rio. Bis dahin sollen die Vorbereitungen schon wieder einen Schritt weiter sein. Vor allem den Baubeginn im so wichtigen Deodoro-Komplex im Norden Rios werten die IOC-Funktionäre als extrem positive Maßnahme. Schließlich sind dort Wettkämpfe in elf Sportarten vorgesehen. „Wir können wirklich sehr große Dynamik in der Vorbereitung feststellen. Der Bürgermeister, der Gouverneur von Rio sind auf der Seite der Regierung aktiv geworden“, berichtete Bach. Die Stimmung habe sich gedreht, behauptete auch Felli. Besorgt bleibe er trotzdem, so der Schweizer - so lange, bis die Spiele tatsächlich beginnen.