Costa Rica: „Sind jetzt auf der Fußball-Landkarte“
Belo Horizone (dpa) - Dass er die Karten für das Achtelfinale in Rio de Janeiro gegen seine Ex-Mannschaft und Heimat Kolumbien für seine Familie vergeblich gekauft hat, wird Costa Ricas Trainer Jorge Luis Pinto verkraften können.
Denn nachdem er mit seinem WM-Überraschungsteam drei Ex-Weltmeister hinter sich gelassen hat, will der 62-Jährige am kommenden Sonntag (22.00 Uhr MESZ) in Recife die wunderbare Reise des Außenseiters mit einem Sieg gegen den Ex-Europameister Griechenland fortsetzen. Nur als Zweiter wäre Costa Rica im Achtelfinale in Rio de Janeiro gegen Kolumbien angetreten - doch das Team schaffte den ersten Gruppensieg seiner WM-Geschichte.
Schon jetzt ist Pinto der Stolz über das Erreichte anzumerken. „Einige Leute hätten das nicht für möglich gehalten“, sagte der redselige Pinto. Als Gruppenerster zog Costa Rica durch das 0:0 gegen England in die Runde der besten 16 ein. Die Mannschaft, die auch noch das Aus von Italien mitverantwortete und Uruguay auf Rang zwei verwies, habe gezeigt, dass sie guten Fußball spielen könne. Das weltweite Erstaunen über die Auftritte registriert Pinto bei seiner zweiten Amtszeit als Trainer Costa Ricas mit spürbarer Zufriedenheit. „Es macht mich stolz, die Spieler verdienen diese Beachtung.“
Bei gerade mal 4,5 Millionen Einwohnern, die auf einer Gesamtfläche so groß wie Niedersachsen leben, ist die Genugtuung verständlich. Tausende Costa Ricaner feierten in der Hauptstadt San José und anderen Städten den Gruppensieg ihrer Mannschaft. „Was für ein Stolz, ungeschlagen im Achtelfinale“, schrieb Kapitän Bryan Ruiz auf Twitter. Noch größer wäre die Freude, wenn das Team um den Stürmer vom niederländischen Top-Club PSV Eindhoven und den Mainzer Abwehrspieler Junior Diaz bei der WM in Brasilien zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ins Viertelfinale einziehen würde.
„Das ist für uns und unser Land schon ein Riesenerfolg, aber wir sind überzeugt, dass wir sogar noch weiter kommen können“, sagte Celso Borges. „Jetzt liegt die nächste Herausforderung vor uns, die gleichzeitig aber auch eine große Chance bedeutet.“ Und der starke Torhüter Keylor Navas, der zum „Man of the Match“ gewählt wurde, meinte: „Ich glaube, das ist ein Traum für uns, den wir hier gerade so schön erleben.“ Übermütig werden sie trotz berechtigter Freude über diesen sensationellen Erfolg in der schweren Gruppe nicht.
Während Englands ausgeschiedene Stars in den Katakomben des Estadio Mineirao von Belo Horizonte versuchten, das schlechteste Abschneiden bei einer WM zu erklären, sah man bescheiden, aber auch stolz lächelnde Costa Ricaner. „Wir sind jetzt auf der Fußball-Landkarte“, betonte Mittelfeldspieler Borges. „Hoffentlich können einige Spieler in Europa oder anderen Ligen unterkommen“, sagte er.
Dafür braucht es womöglich nicht mal mehr einen Sieg gegen die Tor-Minimalisten aus Griechenland. Falls Trainer Pinto aber auch noch Karten für die Familie für die eigene Partie bekommt, will er vor den Augen seiner Verwandten und der fußballverrückten Costa Ricaner in der Heimat aber nur eins: gewinnen und weiter Geschichte schreiben.