Schürrle und Podolski: WM-Spezialkräfte auf Abruf
Recife (dpa) - Die gute Laune lässt sich Lukas Podolski nicht verderben. Zusammen mit Bastian Schweinsteiger tauchte er den ehemaligen Nationalspieler Arne Friedrich bei dessen Besuch am Strand in Klamotten ins Meer.
Und weil's so schön war, ging auch Podolski im Sportdress gleich mit baden.
Abseits des Fußballplatzes hatte der 29-Jährige schon einige besondere WM-Momente, wie etwa beim selbst aufgenommenen Handy-Bildchen mit Kanzlerin Angela Merkel. Auf dem Rasen aber wartet der 115-malige Nationalspieler ebenso wie André Schürrle noch auf seinen großen Auftritt beim Turnier in Brasilien.
Nach dem bitteren WM-K.o. für Marco Reus lautete die Frage nach dem Ersatz: Podolski oder Schürrle? Die Antwort von Bundestrainer Joachim Löw sowohl gegen Portugal als auch gegen Ghana lautete jedoch: Mario Götze. Als gegen die Afrikaner beim Stand von 1:2 zwei Spezialkräfte gebraucht wurden, hießen Löws Lösungen wieder nicht Podolski und Schürrle, sondern Miroslav Klose und Schweinsteiger.
„Wir haben unterschiedliche Lösungen und unterschiedliche Spielertypen“, erklärte Löw am Mittwoch in Recife. Man brauche immer 14 Akteure pro Spiel, sagte der Bundestrainer. „Spieler, die kommen und auch Impulse geben.“ Je ein Joker-Einsatz aus dem Auftaktmatch stehen bei Podolski und Schürrle in der Turnierstatistik. Versprochen haben sich beide mehr.
„Das muss man den Trainer fragen. Da bin ich der falsche Mann, um mich zu fragen, warum er so gewechselt oder so aufgestellt hat“, sagte Podolski nach dem 2:2 gegen Ghana. Gegen seinen früheren Förderer Jürgen Klinsmann und dessen US-Team hofft der Bankdrücker aus dem zweiten Gruppenspiel am Donnerstag in Recife (18.00 Uhr) auf Einsatzzeit. „Wir haben die Qualität, aus der Gruppe als Erster rauszukommen. Das muss das Ziel sein. Wir wollen die USA schlagen“, erklärte der Arsenal-Profi.
Beiden, Schürrle wie Podolski, fehlt im derzeit von Löw präferierten 4-3-3-System die Kombinationsfreude in vorderster Front. Beide können aber eine enorme Wucht ins Spiel bringen, wenn sie als Joker gebracht werden. Und beide sind vor dem Tor sehr konsequent. „Wir müssen den letzten Abschluss, die letzten Meter effizienter machen“, sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff nach dem Ghana-Spiel. Das könnte ein Pluspunkt für die beiden Wahl-Londoner sein.
Pech war für die zwei Flügelflitzer im Turnierverlauf natürlich auch, dass Löw wegen Verletzungen von Mats Hummels (gegen Portugal) und Jérome Boateng (gegen Ghana) zweimal eine Wechsel-Option für die Defensive aufbrauchen musste. Gegen Portugal durfte das Duo dennoch rein, gegen Ghana dann allerdings keiner von beiden.
„Jeder von uns will spielen. Das ist, glaube ich, auch bei denen, die draußen sitzen, das Entscheidende. Man sieht ja, wie viele Joker-Tore bei dem Turnier schon gefallen sind“, erklärte WM-Rekordtorschütze Klose nach seinem 15. Turniertor. „Egal, wer da reinkommt: Jetzt ist Basti reinkommen, letztes Mal Poldi und Schürrle.“ Und gegen die USA?
„Der Bundestrainer kennt meine Stärken und auch die Stärken der anderen“, erklärte Chelsea-Mann Schürrle. Eigentlich sind beide die optimalen Joker, zumindest wenn man der Statistik glaubt. In 13 Länderspielen der WM-Saison wurde Schürrle sechsmal eingewechselt und stand viermal in der Anfangsformation. Podolski brachte es in fünf Teilzeiteinsätzen - nie in der Startelf - inklusive der Portugal-Partie auf gerade einmal 118 Minuten. „Wir sind sehr froh, dass wir so viele Optionen haben“, sagte Löws Assistent Hansi Flick. Vielleicht wird ja eine gegen die USA sogar von Beginn an genutzt.