Star statt hoffnungsloser Fall Der steile Aufstieg des Ante Rebić

Sotschi (dpa) - Er galt für viele als hoffnungsloser Fall, als Musterbeispiel für vergeudetes Talent. Doch innerhalb von einem Monat avancierte Ante Rebić zum ewigen Pokal-Helden von Eintracht Frankfurt und zum begehrten WM-Star.

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Ein wahrlich steiler Aufstieg, dessen Endpunkt vor dem Viertelfinale der Kroaten am Samstag (20.00 Uhr MESZ) gegen Gastgeber Russland noch nicht absehbar ist. „Ich erlebe gerade die beste Zeit meiner Karriere“, sagte Rebić: „Sie wird mir immer in Erinnerung bleiben.“

Für die Zukunft hofft er offenbar auf einen Wechsel zum FC Bayern. Entsprechende Gerüchte hat er selbst befeuert. Er will wohl seinem strengen, aber väterlichen Förderer Niko Kovač folgen. Doch der Trainer soll bei seinem Abschied versprochen haben, keinen Eintracht-Spieler mitzunehmen. Obwohl Rebić auch für den neuen Münchner-Coach ein „toller Spieler ist, der jeder Mannschaft gut zu Gesicht stehen würde“.

So oder so nutzt der 24-Jährige die große WM-Bühne, um europaweit auf sich aufmerksam zu machen. Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner betonte, man wolle Rebić halten. Dass dies wenig realistisch ist, weiß Hübner selbst. „Es gibt noch keine konkrete Anfrage, was aber gewollt ist von den Vereinen, die Interesse haben. Sie werden die WM abwarten. Da wird sicher noch was kommen“, sagte Hübner. Rebić habe keine Ausstiegsklausel, versicherte der Sportdirektor: „Aber wenn die Situation kommt, dass er sich woanders sieht nach der WM, werden wir schauen, dass wir das wirtschaftlich beste Ergebnis erzielen.“

Sollte Rebić am Schluss zu einem Top-Club wechseln, wird manch einer verwundert den Kopf schütteln. Achim Beierlorzer zum Beispiel. Der urteilte als Zweitliga-Trainer von RB Leipzig 2015: „Ante ist ein Trainings-Weltmeister. Mehr nicht.“

Auch Kovač ist an dem talentierten, aber launischen Flügelstürmer so manches Mal fast verzweifelt. 2014 nahm er den damals 20-Jährigen als Nationaltrainer mit zur WM und wechselte ihn in allen drei Spielen ein - in der letzten Minute des letzten holte er sich wegen eines Frustfouls die Rote Karte ab. 2016 setzte sich Kovač als Eintracht-Trainer für die Verpflichtung seines Landsmannes aus. Ein halbes Jahr später bemängelte er dessen Defensiv-Verhalten und sagte öffentlich: „Er muss es lernen, ansonsten wird es für ihn überall schwierig und er wird immer dieselben Probleme bekommen.“ Heute sagt er bilanzierend: „Manchmal hat er Sachen gemacht, die waren der Wahnsinn. Aber dann hat er mich in den Wahnsinn getrieben.“

Im vergangenen Sommer zog die Eintracht die Kaufoption im Leihvertrag mit Florenz nicht. Als er sich dort nicht durchsetzte, liehen sie Rebić am letzten Tag der Transferfrist wieder aus. Und nun startete er plötzlich durch. Im Winter verpflichtete ihn Frankfurt für geschätzte drei Millionen fest, inzwischen ist er ein Vielfaches wert. Bei der Eintracht hat er auf immer Heldenstatus. So wie Lajos Detari, der den letzten Pokalsieg 1988 sicherte und danach für viel Geld ging.

Und den Pokal-Schwung nahm Rebić auch mit zur WM. Ein Platz in der Startelf und eine überzeugende Leistung im ersten Spiel, obwohl er zwischen 2015 und 2017 mehr als zwei Jahre nicht mehr nominiert worden war. Dann das Führungstor gegen Argentinien im zweiten. „Danach habe ich so viele Anrufe und Nachrichten bekommen, dass ich sie nicht im Ansatz beantworten konnte“, sagte er.

In Nationaltrainer Zlatko Dalić hat er nach Kovac einen zweiten Trainer gefunden, der ihn fordert und fördert. Der an ihn glaubt. Und wenn Rebićs beste Zeit sich fortsetzt, wechselt er vielleicht bald als Weltmeister zu einem ganz großen Club.