Eduardo will mit Kroatien Brasilien den Spaß verderben
Salvador (dpa) - Eduardo Alves da Silva ist aufgeregt wie vor dem ersten Rendevouz. Im WM-Eröffnungsspiel will der gebürtige Brasilianer mit Kroatien dem Gastgeber den WM-Auftakt verderben und der Stimmung im Land einen empfindlichen Dämpfer versetzen.
„Ich hätte nie gedacht, dass diese Situation einmal eintreten würde: als Brasilianer eine WM im eigenen Land zu spielen, aber im Trikot einer anderen Auswahl! Und dann treffen wir auch noch im Eröffnungsspiel aufeinander - so viele Zufälle gibt es doch gar nicht“, sagte er.
Eduardo, Spitzname Dudu, ist in Rio de Janeiro geboren. Auf den Bolzplätzen des Stadtviertels Vila Kennedy lernte er als kleiner Junge das Fußballspielen. 1999, als er 16 Jahre alt war, erhielt der Stürmer eine Einladung von Dinamo Zagreb. Er packte seine Koffer und wechselte zum kroatischen Traditionsclub. 2002 nahm Eduardo die kroatische Staatsbürgerschaft an und schoss im November 2004 bei seinem Nationalmannschafts-Debüt gegen Irland gleich ein Tor. Nach drei Jahren beim FC Arsenal landete Eduardo 2010 beim ukrainischen Spitzenclub Schachtjor Donezk.
Da er 2006 in Deutschland den Sprung in den Kader verpasste und sich Kroatien für die Endrunde in Südafrika 2010 nicht qualifizierte, steht Eduardo mit 31 Jahren vor seinem WM-Debüt. „Ich kann es kaum noch erwarten. Die Spannung steigt von Tag zu Tag. Aber mit dem Anpfiff ist die Nervosität dann hoffentlich weg“, erzählte Eduardo. Das Spiel gegen „mein Brasilien“ werde für ihn „ganz speziell“.
Wenn er beim WM-Eröffnungsspiel auf dem Rasen der Arena in Sao Paulo auf dem Rasen steht, erfüllt sich für Eduardo ein Traum. „Wenn ich die Gelegenheit habe, beide Hymnen zu singen, schlagen sicher zwei Herzen in meiner Brust. Man kann sagen, dass ich brasilianische Blut in mir habe, mein Herz aber inzwischen kroatisch ist.“
Ähnlich dürfte es seinem Landsmann und Teamkollegen Jorge Sammir Cruz Campos - genannt Sammir - gehen. Die Chancen auf einen Einsatz des 27-jährigen Mittelfeldspielers vom FC Getafe sind allerdings geringer als die des zweitbesten Torschützen der kroatischen Fußball-Historie (64 Spiele/29 Tore). Nur der legendäre Davor Suker traf häufiger als Eduardo. Dafür wurde dem in Bahia geborenen Sammir bei der Ankunft im Team-Quartier in Praia do Forte in der Nähe von Salvador von dessen Familie ein besonders herzlicher Empfang bereitet. „Sammir, du bist unser Stolz. Familie Cruz und Freunde“, stand auf einem Plakat.
Für Eduardo ist Brasilien „der große Favorit in dem Spiel und auf den WM-Titel. Aber das heißt nicht, dass wir sie nicht schlagen können“, sagte der Angreifer, dessen Startelf-Chance wegen des Fehlens des gesperrten Noch-Bayern-Profis Mario Mandzukic nochmals gestiegen ist. Gemeinsam mit dem ehemaligen Schalker Ivan Rakitic (zentral) und dem Wolfsburger Ivan Perisic (links) könnte Eduardo eine offensive Dreierreihe bilden, davor dürfte entweder Ivica Olic (Wolfsburg) oder Nikica Jelavic (Hull City) als einzige Spitze auflaufen.
Egal, wer spielt - Kroatien mit Champions-League-Sieger Luka Modric ist fest entschlossen, dem Gastgeber Probleme zu bereiten. „Wir wollen zeigen was wir können. Besonders wenn wir in Führung gehen, können wir jedes Team überraschen. Dann wird es schwierig für die Brasilianer zurückzukommen“, erklärt Eduardo.