Weitere Untersuchungen laufen FIFA entlastet Russland von Doping-Verdacht

Frankfurt/Main (dpa) - Die FIFA hat WM-Gastgeber Russland von den Doping-Verdächtigungen gegen Fußballer des Landes größtenteils „mangels ausreichender Beweise“ entlastet.

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Wie der Fußball-Weltverband mitteilte, seien bei Ermittlungen keine Beweise für Doping-Vergehen der aktuellen russischen Nationalspieler im vorläufigen WM-Kader festgestellt worden.

Darüber hinaus teilte die FIFA mit: „Auch die Analyse aller verfügbaren Proben sämtlicher in den beiden McLaren-Berichten erwähnten Spieler sowie der Spitzenspieler, deren Proben neu analysiert wurden, haben einen negativen Befund ergeben.“ Die FIFA habe die Welt-Anti-Doping-Agentur über das Ergebnis informiert. Diese habe daraufhin zugestimmt, die Fälle einzustellen. Allerdings würden noch Untersuchungen gegen mehrere Spieler laufen, die nicht bei der WM im Einsatz sein werden.

Bei ihrer Untersuchung befragte die FIFA nach eigenen Angaben mit Hilfe von Experten unter anderen auch den früheren Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodschenkow. Dieser lebt inzwischen als Kronzeuge in den USA und steht unter Zeugenschutz. Er hatte schwere Vorwürfe gegen russische Fußballer erhoben.

Die Anschuldigungen waren vergangenen Sommer beim Confederations Cup durch internationale Medien erstmals aufgebracht worden. Der russische Fußballverband hatte diese stets bestritten, auch die FIFA hatte sich lange mit einer Bewertung bedeckt gehalten und stets auf laufende Untersuchungen verwiesen.

Vergangene Woche hatte der russische Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow 35 Spieler für die Vorbereitung auf die Heim-WM vom 14. Juni bis 15. Juli nominiert. Zuletzt hatte die ARD berichtet, dass Dopingproben mit auffälligen Werten von Nationalspielern aus dem vorläufigen WM-Kader Russlands in der Vergangenheit nicht ausreichend verfolgt worden sein sollen.

Zur Klärung der Vorwürfe hatte die FIFA laut Mitteilung auch Kontakt mit Richard McLaren, der mit seinen beiden Berichten grundlegend zur Aufklärung des systematischen Dopings in Russland beigetragen hat. In seinen 2016 veröffentlichten Berichten wurden insgesamt 154 Proben von russischen Spielern erwähnt. Die WADA hatte die FIFA darüber informiert und sie Ende 2017 darüber unterrichtet, dass darunter 34 Proben seien, die manipuliert worden sein könnten.

Forensische Analysen dieser Test-Flaschen auf Kratzspuren und die Überprüfung einer möglichen Vereinigung der Urinproben durch Salz blieben ohne verdächtigen Befund. „Keine der analysierten Proben wies Spuren auf, die auf eine unzulässige Einflussnahme schließen lassen, und auch im Urin wurden keine verdächtigen Salzwerte festgestellt“, erklärte die FIFA. Ausgewertet worden seien auch die der WADA zugespielte Dateien mit belastenden Informationen aus dem Moskauer Analyselabor.

Die lange Zeit der Untersuchung der Doping-Verdächtigungen hatte der FIFA viel Kritik eingetragen und zu Mutmaßungen geführt, dass der Weltverband die Ergebnisse erst nach der WM präsentieren wolle, um eine Belastung seines Weltturniers zu vermeiden. So hatte auch Deutschlands Nationale Anti-Doping-Agentur die langwierigen Ermittlungen als „nicht nachvollziehbar“ kritisiert.

Angesichts des aufgedeckten systematischen Dopings in Russland verlangt die NADA vor und während der Fußball-WM ein angemessenes Anti-Doping-Programm. „Wichtig ist die Durchführung unangekündigter Kontrollen zu jeder Zeit im Vorfeld der WM“, forderte die NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann. Zudem müsse gewährleistet sein, dass alle Spieler einem unabhängigen Kontrollsystem außerhalb des Zeitraums der WM unterliegen. „Während der WM darf es aus Sicht der NADA nicht nur Wettkampfkontrollen geben“, sagte sie. Die FIFA hat die geplanten Anti-Doping-Maßnahmen für die WM bisher nicht bekanntgegeben.