Klinsis kurioser Härtetest: Erst gegen, dann mit Vogts

San Francisco (dpa) - Diesmal sind sie noch Rivalen. Nach dem Spiel der besonderen Art nehmen Jürgen Klinsmann und sein Mentor Berti Vogts aber die WM-Mission der US-Kicker gemeinsam in Angriff, um Deutschland bei der Endrunde in Brasilien zu ärgern.

Klinsis kurioser Härtetest: Erst gegen, dann mit Vogts
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Ungeachtet des Wirbels um die Nichtnominierung von Landon Donovan kommt es 21 Tage vor dem ersten Vorrundenspiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft für Coach Jürgen Klinsmann und die US-Nationalmannschaft zu einer wichtigen Standortbestimmung. Die Amerikaner treffen am Dienstag in San Francisco auf Aserbaidschan mit dem früheren Bundestrainer Vogts, der anschließend die Seiten wechselt und beim WM-Projekt als „Special Advisor“ für den US-Verband arbeitet.

Bereits beim Länderspiel der Amerikaner Anfang April gegen Mexiko war der 67-Jährige in die Spielvorbereitungen mit eingebunden. Klinsmann hat immer wieder betont, wie wichtig ihm Vogts' Visionen und Eindrücke sind. „Seine Anwesenheit und sein Fachwissen werden uns einen Push geben“, sagt der Weltmeister von 1990. Schon zu seinen Zeiten als Bundestrainer hatte der Schwabe versucht, den einstigen Weltklasse-Verteidiger als Sportlichen Leiter für die DFB-Auswahl zu gewinnen. Nun kommt es zum Zusammenschluss, wenn es unter anderem gegen Deutschland geht.

Das Spiel gegen die frühere Sowjet-Teilrepublik im ehemaligen Football-Stadion der San Francisco 49ers ist für Klinsmann dabei mehr als ein erster Härtetest. Denn die Nicht-Berücksichtigung des US-Rekordtorjägers hat in den USA eine bislang nie dagewesene Debatte zum Thema Soccer in den USA ausgelöst. Eine Niederlage gegen Aserbaidschan, derzeit die Nummer 85 der Weltrangliste, würde die Diskussionen weiter befeuern. Donovan selbst, der Klinsmann für seine Entscheidung kritisiert hatte, brachte sich zudem mit einem weiteren Torrekord weiter ins Gespräch. Am Sonntag erzielte er beim 4:1 von Los Angeles Galaxy gegen Philadelphia Union seine Liga-Tore Nummer 135 und 136, womit er die Bestmarke von Jeff Cunningham übertraf.

„Die Kaderreduzierung gibt uns meiner Meinung nach in allem, was wir machen, etwas mehr Qualität und die Spieler selbst wissen jetzt genau, was los ist“, betonte Klinsmann. Jetzt, so der 49-Jährige weiter, könne man sich voll auf die Findung der Startelf fokussieren. „Die Mannschaft sieht im Training gut aus, alle arbeiten sehr hart. Wir freuen uns auf die Testspiele, es geht um den Feinschliff“, ergänzt Kapitän Clint Dempsey.

Klinsmann hat den Blick bereits auf die Auftaktpartie gegen Ghana gerichtet. „Wir versuchen uns in jeder Trainingseinheit und in jedem Testspiel auf die Partie gegen Ghana vorzubereiten, denn das ist eine Riesen-Begegnung für uns. Wir müssen dieses Spiel unbedingt gewinnen“, sagte der Schwabe mit Blick auf das Spiel am 16. Juni in Natal gegen den vermeintlichen Angstgegner.

Nach Niederlagen gegen Ghana war 2006 und 2010 die WM jeweils für die US-Boys beendet. Und angesichts der weiteren Vorrunden-Kontrahenten Portugal und Deutschland gilt das Duell mit den „Black Stars“ bereits als Schlüsselspiel.

Nach dem Spiel gegen Aserbaidschan gibt es für das US-Team noch drei weitere Tests. Am 1. Juni heißt der Gegner in New Jersey Türkei, am 7. Juni treffen die Amerikaner in Jacksonville/Florida auf WM-Teilnehmer Nigeria. Und für den 12. Juni ist in Sao Paulo eine Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen die von Marc Wilmots trainierten Belgier angesetzt. „Es ist wichtig für uns, unser Team vor Ort noch einmal vor dem Auftakt gegen einen hochklassigen Kontrahenten zu sehen“, sagte Co-Trainer Andreas Herzog.