Messi schießt schwaches Argentinien ins WM-Achtelfinale
Belo Horizonte (dpa) - Nachdem Lionel Messi Argentiniens Titeljäger beim glücklichen 1:0 (0:0) gegen Iranins WM-Achtelfinale geschossen hatte, lag ihm die Fußball-Nation zu Füßen.
„Meeeeessi, Meeeeessi“, skandierten über 50 000 argentinische Fans im WM-Stadion von Belo Horizonte und Trainer Alejandro Sabella dankte dem umjubelten Matchwinner: „Wenn du Messi hast, ist alles möglich.“
Messi küsste sein Trikot und reckte die Faust nach oben: Geschafft. Sein Treffer in der Nachspielzeit (90.+1) konnte aber nicht über den teilweise desolaten Auftritt, der Legende Diego Maradona auf der Tribüne zu langweilen schien, hinwegtäuschen. Nur dieser geniale Moment des viermaligen Weltfußballers hielt den Favoriten auf Kurs und bewahrte ihn vor einer Blamage. „Als ich gesehen habe, dass der Ball drin war, war ich sehr, sehr glücklich“, berichtete Messi und stellte erleichtert fest: „Wir sind nun qualifiziert für die nächste Runde. Genau das hatten wir uns für heute vorgenommen.“
Mit sechs Punkten ist Argentinien in der Gruppe F nicht mehr von einem der beiden ersten Plätze zu verdrängen. Den Nachweis einer titelfähigen Mannschaft blieb der zweimalige Weltmeister mit den „fantastischen 4“ um Messi jedoch schuldig. „Iran hat es uns schwer gemacht“, räumte Sabella ein.
Er ließ erstmals „Los 4 fantásticos“ - Lionel Messi, Sergio Agüero, Gonzalo Higuain und Ángel di Maria - stürmen. Doch das überragende Offensiv-Quartett stieß auf erbitterte Gegenwehr. Die Iraner, deren Trainer Carlos Queiroz die Partie zum wichtigsten Spiel in der Geschichte des Landes erklärt hatte, verbarrikadierten das eigene Tor und brachten den Favoriten nach dem Wechsel gehörig ins Schwitzen.
„Zwei Leute haben den Unterschied gemacht. Lionel Messi ist der eine. Die zweite Person war der Schiedsrichter“, stellte Queiroz nach dem mutigen Auftritt seiner Mannschaft enttäuscht fest. „Es war ein klarer Elfmeter“, kommentierte er den größten Aufreger in der zweiten Halbzeit. Ex-Bundesligaprofi Aschkan Dejagah war nach einem Zweikampf mit Pablo Zabaleta im Strafraum zu Boden gegangen, doch Referee Milorad Mazic aus Serbien winkte ab. Eine Fehlentscheidung, wie die TV-Bilder bewiesen. So kam der Favorit mit einem blauen Auge davon.
Dabei nahm die Partie zunächst den erwarteten Verlauf. Vom angekündigten Vollgas-Fußball der Argentinier war zwar nichts zu sehen, dennoch gab es gute Chancen. Higuain (13.) scheiterte an Irans Keeper Aliresa Haghighi, der wenig später auch einen Schuss von Agüero entschärfte. Bei einem Kopfball von Marcos Rojo, der das Ziel knapp verfehlte, stand dem wackeren Schlussmann vom portugiesischen Zweitligisten SC Covilhã das Glück zur Seite. Die größte Möglichkeit in der ersten Halbzeit vergab der von Bayern München umworbene Ezequiel Garay, der aus vier Metern über das Tor köpfte.
Von Messi war wenig zu sehen. Der Superstar vom FC Barcelona, der vor dem Spiel öffentlich die Systemumstellung auf ein 4-3-3 gefordert hatte, wurde bei Ballbesitz zumeist von zwei, drei Gegenspielern attackiert und konnte kaum Akzente setzen. Die wenigen iranischen Fans unter den 57 000 Zuschauern feierten jedes Tackling und jeden Ballgewinn gegen Messi wie einen Treffer ihrer Mannschaft, die aufopferungsvoll verteidigte.
Wer nach dem Wechsel einen Sturmlauf der „Albiceleste“ erwartet hatte, wurde enttäuscht. Vielmehr wurde der Herausforderer kecker. In der 52. Minute bot sich England-Legionär Resa Ghoochannejhad die Riesenchance zur Führung, den Kopfball des Stürmers von Charlton Athletic parierte Argentiniens Torhüter Sergio Romero.
Nach dem verweigerten Elfmeter war Dejagah, der früher für Hertha BSC und beim VfL Wolfsburg stürmte und jetzt beim FC Fulham in England sein Geld verdient, noch einmal dicht dran an einem Tor. Den spektakulären Flugkopfball des 27-Jährigen entschärfte Romero jedoch mit einer Glanzparade. Der Keeper vom AS Monaco hielt kurz vor Schluss gegen Ghoochannejhad erneut glänzend, ehe Messi mit einem herrlichen Schlenzer ins Eck für ein spätes Happy End sorgte. „Danke an Gott. Messi hat das im letzten Moment klargemacht“, sagte Romero.