Müllers Giganten-Auftritt: „Eklig“ und „Weltklasse“
Salvador (dpa) - Nach dem Giganten-Auftritt zum WM-Start genoss Thomas Müller seine Freizeit am Pool ganz besonders. „Zusammenfassen lässt sich das so: Ausruhen, Spaß und Spiel“, erklärte der WM-Torschützenkönig von 2010.
Beim 4:0 gegen die Portugiesen war der herausragende Müller mit Lob einfach nur so überschüttet worden. „Wahnsinn“, „Weltklasse“ und für die Gegner „eklig“ - die WM-Tore sechs bis acht hatten alle verzückt.
„Bei Weltmeisterschaften läuft es bisher nicht schlecht für mich. Ich gehe aber nicht davon aus, dass ich im nächsten Spiel wieder drei Tore machen werde“, sagte Müller nach der Gala-Vorstellung in seinem 50. Länderspiel und fügte flott an, „aber ich werde es versuchen.“ Die Tore widmete er seiner Frau Lisa: „Danke, dass du immer für mich da bist!“
Nie zuvor konnte ein Torschützenkönig seinen Titel verteidigen. Müller hat sich durch den Dreierpack beim 4:0 gegen Portugal zumindest eine glänzende Ausgangsposition geschaffen. Acht Tore und drei Assists in insgesamt sieben WM-Spielen sind allemal eine traumhafte Ausbeute für den 24-Jährigen. Dass er die Kabinen-Ansprache von Bundeskanzlerin verpasste war für ihn kein Problem. „Da war ich leider beim Duschen“, berichtete der Matchwinner.
Wofür andere Nationen Lionel Messi, Neymar, Karim Benzema, Arjen Robben, Mario Balotelli oder Robin van Persie haben, steht in Deutschland Müller. Der verwundert mit seinen Auftritten hin und wieder selbst den Bundestrainer. „Thomas hat irgendwie eine ganz unorthodoxe Spielweise. Man weiß als Trainer manchmal nicht, welche Wege er geht“, beschrieb es Joachim Löw. „Er hat einfach nur einen Gedanken im Kopf: Wie kann ich am Ende ein Tor erzielen? Das macht ihn so gefährlich. Seine Torgefahr und sein Näschen für Situationen sind schon besonders ausgeprägt.“
Ein klassischer Stürmer ist Müller, der mit seinen dünnen Beinen viele Kilometer im Dienst der Mannschaft abspult, nicht. Als freiheitsliebender Raumdeuter lässt sich der Bayern-Profi in kein Schema pressen. Die Diskussion um die „falsche Neun“ belustigt ihn daher. „Viele sprechen von einer falschen Neun und wissen nicht, was das heißt. Wir haben Bewegungsstürmer“, erläuterte Müller und fasste sich beim Jobprofil für seinen Posten kurz. „Ich bin ein Stürmer, der Tore schießen will.“
Das macht er zuverlässig, im Vereins- und Nationaltrikot. „Thomas ist nicht nur bei Weltmeisterschaften, sondern auch in vielen anderen Spielen bei Bayern immer derjenige, der ein Näschen hat, der dahin geht, wo die größte Gefahr für den Gegner herrscht“, erklärte Löw.
Wer weiß das besser, als Müllers Bayern-Kollegen. „Er hat den richtigen Riecher und er hat auch den Willen und Ehrgeiz vor dem Tor. Das zeichnet ihn aus und da ist es egal, ob er jetzt Rechtsaußen, Linksaußen, in der Mitte steht oder irgendwie als hängende Spitze“, sagte Manuel Neuer und wies auf die schwierige Aufgabe für den Gegner hin. „Er ist eigentlich ein ekliger Spieler. Das weiß man - und das schätzen wir auch an ihm.“
Die Tätlichkeit von Pepe, der nach einem hartnäckigen Einsatz von Müller die Nerven vorausgegangen hatte, in der 37. Minute war ein Beispiel dafür. Wenngleich der Bayern-Profi beteuerte, dass er „auf keinen Fall etwas provozieren oder schinden“ wollte.
Wichtiger waren ohnehin seine Tore. Den Elfmeter zum 1:0 verwandelte er eiskalt. Bei den Treffern zum 3:0 und 4:0 war er mit seinem Torriecher zur Stelle. „Der ist so ein cooler Typ. Wie er sich draußen verhält, so verhält er sich auch auf dem Spielfeld. Locker, aber trotzdem zielstrebig“, schwärmte Verbandspräsident Wolfgang Niersbach.
Müller ist nach Edmund Conen (1934), Max Morlock (1954), Gerd Müller (1970 zweimal), Karl-Heinz Rummenigge (1982) und Miroslav Klose (2002) erst der sechste deutsche Nationalspieler, dem ein Tor-Dreier bei einer WM glückte. In der deutschen WM-Rangliste zog er mit acht Treffern mit Rudi Völler gleich.
„Das war einfach Weltklasse vom Thomas“, lobte Vereinskollege Jérome Boateng und scherzte über den nie um einen lockeren Spruch verlegenen Müller. „Man ist für Gegner schwer zu greifen, wenn man so dünn ist. Man weiß ja nicht, wo da der Muskel anfängt.“ Für Müllers oberbayerischen Kumpel Bastian Schweinsteiger war der Matchwinner am Montag „einfach der Wahnsinn“.