Neuer gegen Frankreich auch für Elfmeterschießen bereit

Rio de Janeiro (dpa) - Nach der Libero-Gala gegen Algerien muss sich Manuel Neuer im WM-Viertelfinale gegen die „Grande Nation“ wieder mehr auf sein Kerngeschäft einstellen.

„Es wird nicht so sein, dass er wieder sieben, achtmal außerhalb des Strafraums retten muss, sondern dass normales Torwartspiel gefragt ist“, prognostizierte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke vor dem Weltmeisterschaftsklassiker am Freitag gegen den Titelanwärter Frankreich.

Neuer strahlte beim Gedanken an das K.o.-Spiel im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro, wo am 13. Juli auch das Endspiel angepfiffen wird. „Nach Rio zu kommen in dieses Stadion, vielleicht die Stadt, das Meer und die Copacabana zu sehen“, schwärmte Neuer. Ausgerechnet in der Fußballkultstätte am Zuckerhut feiert er auch noch sein Länderspieljubiläum: Zum 50. Mal steht Neuer im Tor - und das mit einer herausragenden Bilanz. 39 Siege und nur 3 Niederlagen in 49 Spielen. Bei der WM 2010 gab es Schlappen im Gruppenspiel gegen Serbien (0:1) und im Halbfinale gegen Spanien (0:1), bei der EM 2012 ging das Halbfinale gegen Italien (1:2) verloren.

Deutschland gegen Frankreich - spätestens seit dem Halbfinale bei der WM 1982 in Spanien mit dem rücksichtslosen Einsteigen von Toni Schumacher gegen Patrick Battiston stehen Torhüter in diesem Duell stets im Fokus. „Ausschließen kann man so etwas sicher nicht, aber es war schon brutal“, sagte Neuer zu der Szene, in der der Franzose vor 32 Jahren sogar Zähne verlor. Schumacher war damals aus dem Tor geeilt und krachend in Battiston gesprungen.

„Ich hoffe, dass mir so was nicht passiert. Ich versuche, es immer so einzuschätzen, dass ich erstmal den Ball gewinne und dem Gegner kein Leid zufüge“, sagte Neuer. Die deutsche Nummer 1 untermauerte gegen Algerien noch einmal, dass das Timing bei Rettungsaktionen außerhalb des Torwart-Regierungsbezirks stimmt. „Er ist ein Geschenk für uns alle, er ist der beste Torwart der Welt“, lobte Bastian Schweinsteiger vor dem Frankreich-Spiel.

Der Führungsspieler zwischen den Pfosten vermittelt allen ein gutes Gefühl. „Ich bin da sehr ruhig auf der Bank, weil ich nie das Gefühl habe, dass er sich verschätzt“, erklärte Köpke. „Er ist erfahren genug, es ist sein drittes Turnier.“ Das Risiko eines Fouls oder einer Roten Karte kalkuliert Neuer bei seinen furiosen Ausflügen ein. „Ich darf keinen Schritt zu spät kommen, das ist mir schon bewusst“, sagte der Bayern-Keeper.

Gegen Karim Benzema und Co. wird aber wohl wieder mehr das klassische Torwartspiel gefragt sein, das Neuer ebenso überragend beherrscht wie seine großen Vorgänger im deutschen WM-Tor. Nach Toni Turek (1954), Hans Tilkowski (1966), Sepp Maier (1974), Toni Schumacher (1982/1986), Bodo Illgner (1990) und Oliver Kahn (2002) peilt der Welttorhüter ein Weltmeisterschaftsfinale an.

Entscheidend dafür war in der Vergangenheit wiederholt der Torwart-Anteil. Wie etwa 2002, als Kahn mit Auftritten der Extra-Klasse zum Torwart-Titan avancierte und Dauer-Matchwinner war. Oder wie 1982 und 1986, als Schumacher nach gleich zwei Halbfinal-Kämpfen gegen Frankreich jeweils jubeln durfte. 1986 blieb er beim 2:0-Sieg ohne Gegentor, 1982 ließ er sich nach dem packenden WM-Krimi als Elfmetertöter feiern.

Für ein Duell vom Punkt fühlt sich auch Neuer immer bereit. Zwar ließ sich der Führungsspieler nicht im Training von Elfer-Spezialist Thomas Müller die „Bälle um die Ohren schießen“. Aber die Schuss-Vorlieben der französischen Schützen wird der Bayern-Keeper am Freitag kennen. „Ich setze mich vor jedem Spiel damit auseinander, welche Schützen hat der Gegner“, schilderte Neuer. „Aber dann muss man auf sein eigenes Gefühl hören.“