Brasiliens Superstar Neymar-Show sorgt für Diskussionen
Sotschi (dpa) - Im seltenen Regen von Sotschi wagte sich Neymar zunächst nicht auf den Trainingsplatz. Die Brasilianer blieben bei dem schlechten Wetter in ihrem Hotel am Schwarzen Meer.
Seine große Show hatte ihr Superstar bereits am Vortag beim späten 2:0-Sieg gegen Costa Rica abgezogen. Permanenten Diskussionen mit Schiedsrichter Björn Kuipers folgte eine denkwürdige Schwalbe, die ohne Video-Referee zum Elfmeter geführt hätte - und schließlich sank der 26-Jährige nach seinem späten Tor zum Endstand unter Tränen auf die Knie.
„Neymar wird sich in Zukunft im Griff haben müssen“, schrieb die brasilianische Tageszeitung „Folha de S. Paulo“. Einverstanden mit dem Drama um den teuersten Spieler der Welt waren auch in der Heimat nicht alle. Das lag weniger an der Art und Weise, wie der Angreifer von Paris Saint-Germain sich immer wieder in den Fokus des Spiels rückte. Sondern an der Gelben Karte, die der frustrierte Star in der 81. Minute für das Wegschlagen des Balles kassiert hatte. Deswegen ist die Sorge in Brasilien nun groß: Bekommt Neymar eine weitere Gelbe Karte, wird er für ein Spiel gesperrt. Erst nach dem Viertelfinale werden die bisherigen Karten gelöscht.
„Das hängt ihm jetzt bis zum Viertelfinale an“, schrieb das „Jornal O Globo“. Sorge könnte aber auch der erneut egozentrische Auftritt Neymars bereiten. Seine Fähigkeiten sind unbestritten, auch gegen Costa Rica bereitete er in wenigen Glanzmomenten wieder einem Millionenpublikum Freude. „Diese kleinen Fähigkeiten waren unglaublich und ich liebe es, das von diesen Spielern mit Flair zu sehen“, postete der ehemalige englische Nationalspieler John Terry auf Instagram zu einem Video, auf dem Neymar mit der Hacke einen Costa Ricaner überlupft. In Erinnerung von diesem Spiel bleiben aber vor allem seine Diskussionen und Schwalben. Und die Tränen am Ende.
Reden wollte der Star der Seleção darüber nicht. Stattdessen rechtfertigte er sich über die sozialen Netzwerke. „Nicht alle wissen, was ich durchgemacht habe, um es hierhin zu schaffen. Sprechen können sogar Papageien, aber machen können nur die wenigsten“, schrieb er auf Instagram. „Die Tränen kamen aus Freude, Ehrgeiz, Kampfgeist und wegen der Lust am Gewinnen. In meinem Leben waren die Dinge nie einfach.“ Unterstützung bekam Neymar von seinem Trainer Tite, dem das ständige Lamentieren zwar auch nicht gefallen hatte, der aber hinter seinem Star steht, denn: „Er ist ein Mensch.“
Und ein Spieler, auf den die Seleção trotz seiner Theatralik nicht verzichten kann und will. Obwohl er ihr sicher nicht nur Vorteile einbringt, weil die Glaubwürdigkeit der ganzen Mannschaft nach solchen Auftritten eher nicht zunehmen wird. Dass seine offensichtliche Schwalbe (79. Minute) nach hauchzartem Kontakt von Giancarlo Gonzalez tatsächlich ein Elfmeter war, glaubte ihm dann immerhin ein früherer Weltklasse-Stürmer: „Für mich ist das ein klarer Elfmeter“, sagte Ronaldo. „Im Video lässt sich nicht die Kraft erkennen, mit der er von ihm berührt wird.“