Posse: Irans vermeintlich schrumpfende Trikots
São Paulo (dpa) - Der Markt der Trikot-Ausrüster bei der WM ist klar aufgeteilt: Nike, Adidas und Puma rüsten den Großteil der Teams aus. Im Iran hat auch das Unternehmen Uhlsport einen Teilnehmer unter Vertrag.
Vor dem Turnier gab es jedoch höchst skurrile Schlagzeilen.
Die Vorwürfe konnten kaum unglaublicher sein: Zu wenig Jerseys für einen Trikotwechsel habe man bei der WM in Brasilien zur Verfügung, klagte Irans Verbandspräsident. Einige Trainingsanzüge seien nach dem Waschen von Größe XL auf Medium geschrumpft, bemängelte der Ersatztorwart Aliresa Haghighi. Kurz vor Start des Weltturniers haben sich die Wogen etwas geglättet, die Hintergründe der skurrilen Trikot-Posse bleiben jedoch spannend. Eine Spurensuche im Geflecht des deutschen Ausrüsters Uhlsport, dem Vertriebspartner Romario Sports in Dubai und Nationaltrainer Carlos Queiroz.
Ein Teilnehmer bei einer Fußball-WM ist für jeden Ausrüster ein enormer Erfolg. Den Großteil des Marktes teilen sich die Branchengrößen Nike, Adidas und Puma, die auch in Brasilien auf mehr als vier Fünftel der Trikots ihr Logo präsentieren. Umso überraschender, wenn sich eine Firma nur einen Monat vor dem Großereignis zur Mitteilung genötigt sah, dass man hoffe, „in Kürze wieder ein partnerschaftliches Miteinander zu erreichen.“
Inzwischen hat eine Delegation von vier Uhlsport-Mitarbeitern im Vorfeld der WM das iranische Team im Trainingslager besucht, um die Vorwürfe auszuräumen. Dabei wurde festgestellt, dass einzelne Trainingsartikel keine Originale gewesen seien.
Der iranische Agent des Uhlsport-Geschäftspartners, der dem Verband FFI weitere Produkte zur Verfügung gestellt hat, dementierte entschieden mediale Berichte, nach denen er die Plagiate geliefert habe. Im Gegenzug behauptete er, dass Coach Queiroz die Mannschaft gegen den Hersteller aufgehetzt habe, weil er an den Trikots mitverdienen wollte, dies aber nicht zugelassen wurde.
Obwohl der Portugiese wiederum seinerseits diese Anschuldigungen zurückwies und erklärte die Angelegenheit sei „einfach nur peinlich für die iranische Nationalmannschaft“, wurde er von Verbands-Präsident Ali Kafaschian öffentlich gerügt. „Auch Queiroz muss akzeptieren, dass bei den Trikots alles sauber verlaufen ist“, betonte der Funktionär ungewohnt scharf. Sein zwischenzeitlicher Trikottausch-Vorwurf erscheint aber ebenfalls suspekt, da die Hemden für jedes Spiel extra mit dem Datum der Partie und den Flaggen der Teams versehen werden und somit nicht wieder verwendet werden können.
Er selbst habe „so etwas“ noch nicht erlebt, sagte Eintracht Braunschweigs Torwart Daniel Davari im dpa-Interview angesprochen auf die vermeintlich schrumpfenden Jerseys. „Wenn es Probleme gegeben haben sollte wird dafür alles getan, um diese zu lösen. Jeder Spieler hat genug Trikots zur Verfügung.“
Angesichts der gegenseitigen Schuldzuweisungen auf Führungsebene im iranischen Lager verweist das schwäbische Mittelstandsunternehmen Uhlsport auf Anfrage diplomatisch auf die Qualität des verwendeten Stoffes. Über diesen habe man auch von der deutschen Handball-Nationalmannschaft „noch absolut nichts negatives gehört“. Zudem gibt der Ausrüster noch eine kleine Waschlehre mit auf den Weg. Um Polyester zum Schrumpfen zu bringen, müsse man Temperaturen von 90 Grad oder mehr anwenden oder den Trockner auf die höchste Stufe stellen. „Aber auch dann wird es schwierig sein, ein Kleidungsstück aus 100 Prozent Polyester um zwei Größen schrumpfen zu lassen.“