Kamerun will Prämienstreit und 2010 vergessen machen
Salvador (dpa) - Der skurrile Streit um die Prämien und der drohende Spielerstreik sind für Volker Finke abgehakt.
Mit den „Unbezähmbaren Löwen“ wollen Kameruns deutscher Trainer und die Bundesliga-Profis Joel Matip und Eric Maxim Choupo-Moting die unerfreulichen Nebengeräusche vor der WM-Ouvertüre vergessen machen. Nach dem „katastrophalen“ Auftritt bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika mit drei Niederlagen in der Vorrunde kündigte Matip optimistisch an: „Jetzt kann es eigentlich nur besser werden.“
Gleich im Auftaktmatch der schweren Gruppe A wartet mit Mexiko am Freitag (18.00 Uhr MESZ) in Natal allerdings ein harter Brocken. „Wenn man da nicht aufpasst, kann es schnell in die Hose gehen“, sagte Matip im Interview der Nachrichtenagentur dpa, betonte aber auch: „Wenn man das erste Spiel gewinnt, dann läuft es sofort. Dann ist man in den nächsten Partien viel selbstbewusster.“
Für den 22-Jährigen lief die abgelaufene Bundesliga-Saison fast optimal, nun will der Schalker Innenverteidiger auch beim Schaulaufen der Stars seine internationale Klasse unter Beweis stellen. Allerdings gelten die Mexikaner als eine der großen Wundertüten dieser WM. So richtig weiß man die Qualität und das Leistungsvermögen der „Tri“ noch nicht einzuschätzen. Trotz der holprigen Qualifikation präsentierten sich Trainer Miguel Herrera & Co. aber schon als Weltmeister der Verbaloffensive. „Unser Ziel ist das WM-Finale“, sagte Top-Stürmer Giovani dos Santos vom FC Villarreal.
Für Kamerun werden die kommenden Aufgaben auch nicht leichter. Nach der Partie gegen Kroatien trifft die Finke-Auswahl zum Vorrundenabschluss auf den Gastgeber. „Brasilien ist natürlich der Favorit in unserer Gruppe und auf den WM-Titel“, betonte Matip. Es könne womöglich ein Vorteil sein, erst im letzten Gruppenspiel gegen den fünfmaligen Weltmeister antreten zu müssen. „Aber wenn wir am Anfang die Punkte gegen Mexiko und Kroatien holen - umso besser.“
Matip versucht, die immensen Erwartungen in der afrikanischen Heimat ein wenig zu dämpfen, obwohl das angesichts der großen Emotionen und der Leidenschaft ein wohl aussichtsloses Unterfangen ist. „Die Erwartungen in Kamerun sind immer sehr hoch. Wir Spieler sind uns unserer Rolle als Mannschaft auch bewusst. Die Liebe der Menschen zum Fußball ist wie im Ruhrgebiet“, betonte Matip.
Das frühe Aus nach drei bitteren Niederlagen in der Vorrunde der WM in Südafrika vor vier Jahren, als das Team zerstritten und chaotisch auftrat, ist Matip noch in (unguter) Erinnerung. „Ich war gerade 18 und das erste Mal bei so einem großen Turnier. Für uns lief die WM katastrophal. Jetzt kann es eigentlich nur besser werden.“ Inzwischen seien alle Spieler „älter und reifer geworden“, hätten dazugelernt. Dennoch sollte man laut Matip nach zwei verpassten Afrikameisterschaften erstmal „eher kleinere Brötchen backen“.
Dass ein erneuter Streit mit dem Verband CFF um die WM-Prämien noch vor dem dann um einen Tag verschobenen Abflug des Teams nach Brasilien die Schlagzeilen bestimmte, war weder Matip („Darum kümmere ich mich nicht“) noch dem deutschen Trainer Volker Finke recht. Der langjährige Freiburger Coach spielte den Vorfall mit Streikandrohung allerdings herunter. „Es wurde eine Einigung erzielt. Man sollte die Geschichte nicht aufbauschen und eine Sensation daraus machen.“
Finke wird wie beim 2:2 im „gelungenen Test“ gegen Deutschland vor zehn Tagen neben Matip, der seinen Platz in der Innenverteidigung sicher hat, gegen die Mexikaner auch auf Choupo-Moting bauen. Mit drei Toren in drei Vorbereitungsspielen überzeugte der Noch-Mainzer, der bei Schalke auf der Wunschliste steht, auf der linken Offensivseite. Als Spitze im Zentrum ist die „lebende Legende“ (Matip) Samuel Eto'o gesetzt.
„Er ist immer noch ein überragender Spieler und kann Partien allein entscheiden. Und er zieht das Team als Leader mit“, betont Matip. Wie die beiden Bundesliga-Profis schaut Finke erstmal nur auf das Auftaktmatch, die Vorrunde zu überstehen ist für den Außenseiter das übergeordnete Ziel. „Wir möchten das Achtelfinale erreichen. Dabei sind die ersten beiden Spiele gegen Mexiko und Kroatien extrem wichtig“, sagte Finke. „Da sollten wir möglichst viele Punkte holen.“