Ronaldo „Fenômeno“ - Vom Starstürmer zum Sportmanager
Rio de Janeiro (dpa) - Fast zwei Jahrzehnte lang stürmte Ronaldo für Top-Clubs in Europa und die brasilianische Nationalmannschaft. Als der Zeitpunkt für den Abschied kam, machte sich die Knochenarbeit als Profifußballer bemerkbar.
„Ich möchte weitermachen, aber ich kann nicht mehr“, gestand Ronaldo im Februar 2011, als er seine aktive Karriere beim brasilianischen Club Corinthians beendete. „Zum Schluss war es nur noch ein Kampf gegen die Waage und die Schmerzen.“ Bei der WM in Brasilien spielt er dennoch ganz vorn mit - wenn auch nicht auf dem Rasen.
Ronaldo Luís Nazário de Lima gehörte zu den brasilianischen Spielern, die früh nach Europa wechselten, dort Karriere machten und mit höchsten Ablösesummen gehandelt wurden. Er spielte für Spitzenvereine wie PSV Eindhoven, den FC Barcelona, Inter Mailand, Real Madrid und AC Mailand. Für die Seleção nahm er an vier Weltmeisterschaften teil - 1994 und 2002 holte er mit Brasilien die WM-Titel Nummer vier und fünf. Mit 15 Toren ist er immer noch WM-Rekordtorschütze. „Die „Seleção“ gab mir Popularität, gab mir Status und gab mir Stolz“, sagte Ronaldo im Rückblick.
Doch während seiner Karriere wurde er oft von Verletzungen geplagt. Vor allem die Patellasehne am linken Knie machte ihm zu schaffen. Immer wieder musste er sich wochenlang, zum Schluss sogar über Monate, behandeln lassen. Aber immer kam er zurück. Das Comeback wurde sein Markenzeichen - zuletzt beim Erstliga-Club Corinthians, mit dem er 2009 auf Anhieb die Regionalmeisterschaft von São Paulo und auch den brasilianischen Pokalwettbewerb gewann.
Auch abseits des Spielfeldes geriet Ronaldo in die Schlagzeilen. 2008 sorgte ein Skandal in Rio für Aufsehen, als er sich mit drei Prostituierten traf, bei denen es sich aber um Transvestiten handelte. „Ich habe den dümmsten Fehler meines Lebens begangen“, sagte Ronaldo anschließend im Fernsehen. Die Medien beobachteten zudem auch penibel das Gewicht des Stürmers, der zum Karriereschluss etwas beleibter über das Spielfeld hastete und deshalb spöttisch „O Gordo“ (Der Dicke) gerufen wurde.
Ende 2012 ging Ronaldo den Kampf gegen die Pfunde offensiv an und setzte sich drei Monate in einer lang auf Diät. „Ich habe eine ziemlich schlechte Beziehung zur Waage. Das ist ein Trauma“, räumte er ein. Am Schluss der PR-Aktion im Fernsehen zeigte die Waage nur noch 101,05 Kilogramm - rund 17 Kilogramm weniger. In seiner Funktion als Sportmanager muss er nun weniger aufs Idealgewicht achten.
Der Name seiner Sportmarketingfirma „9ine“ geht auf seine Rückennummer 9 zurück. Partner ist der PR-Gigant WWP, in dessen Londoner Zentrale Ronaldo oft zu Gast ist, seitdem er dort einen Teil des Jahres verbringt und bei WWP eine Art Praktikum in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Werbung absolviert. Das Wissen kann er in Brasilien gut einsetzen: Ronaldo fehlt auf keiner wichtigen Pressekonferenz, wenn es um die Fußball-WM geht.
Der zweimalige Weltmeister ist prominent an den Planungen für die zweite Heim-WM in Brasilien beteiligt, denn er sitzt im Aufsichtsrat des lokalen Organisationskomitees. Das soll aber nicht die letzte Karrierestation sein. Auch höhere Weihen - etwa den Chefposten beim mächtigen nationalen Fußball-Verband CBF - könnte sich Ronaldo vorstellen. „Ich habe jetzt nicht die Absicht, aber ich hätte keine Angst. Es wäre sogar eine sehr gute Herausforderung für mich“, sagte er Anfang dieses Jahres.