„Super-Deutschland!“ vs. „Allez les Bleus!“

Rio de Janeiro (dpa) - Schwarz-Rot-Gold und Blau-Weiß-Rot - diese Farbkombinationen werden am Freitag am Zuckerhut dominieren. Tausende Fußball-Anhänger aus Deutschland und Frankreich wollen das WM-Viertelfinale in Rios Maracanã-Stadion verfolgen, die überwiegende Mehrheit aber wohl eher auf Fan-Treffs und in Kneipen.

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Am deutschen „TOR!“ werden bis zu 1000 Fans erwartet. Die Bar direkt am Strand von Leme, unweit des FIFA-Fanfestes an der Copacabana, hat sich zum Renner entwickelt. Fans in Lederhosen und Dirndl, Freibier und Fußballstimmung pur locken auch viele Brasilianer an, die mit den Deutschen feiern. Zum Viertelfinale wird wieder Freibier gebunkert. „Wir haben noch Luft. Und drei Tore gegen Frankreich würden uns jetzt nicht in den Ruin treiben“, schmunzelt der deutsche Generalkonsul in Rio, Harald Klein, auf dessen Idee der Fan-Treff zurückgeht.

Allerdings gilt die Freibier-Regelung maximal bis zur 120. Minute. „Beim Elfmeterschießen gibt's für die Tore kein Freibier“, warnt der Diplomat vorsichtshalber. „Wir kämen erstens gar nicht nach, und zweitens werden die Tore (im Elfmeterschießen) ja auch nicht bei der Zählung für die WM-Torjägerliste berücksichtigt.“ Die Fan-Gemeinde wuchs bei den vergangenen Deutschland-Spielen stetig an. Zuletzt waren es über 500, die sich dort einfanden. Im Maracanã-Stadion werden schätzungsweise 5000 deutsche Fans die Partie verfolgen.

Möglicherweise wird deren Zahl von den Franzosen noch übertroffen. Immerhin reisten zwischen 10 000 und 15 000 zur WM nach Brasilien, wie das französische Generalkonsulat in Rio schätzte. Ein Großteil dürfte sich die Partie nicht entgehen lassen. Die Fans der „Équipe tricolore“ treffen sich im blauen Haus, dem „Casa Bleue“, das vom französischen Fußball-Verband organisiert wurde und zu Frankreich-Spielen über 1000 Fans in den mondänen Jockey-Club in Rio lockt.

Auch das FIFA-Fanfest und Rios Copacabana dürften wieder von WM- Touristen bevölkert werden. Bars und Restaurants sind an Spieltagen ohnedies meist übervoll. Viele Brasilianer werden sich am Freitag mit der Partie Deutschland-Frankreich in Stimmung bringen, um im Anschluss das für sie viel wichtigere Viertelfinale zwischen Brasilien und Kolumbien in Fortaleza zu verfolgen.

Auch der deutsche Fan-Club-Betreuer Tom Roeder wird mit über 30 Fans am Freitag im Maracanã-Stadion sein. Die Gruppe ist größtenteils schon seit dem 9. Juni in Brasilien, hat aber trotz aller Feste und dem bisherigen Weiterkommen des DFB-Teams nicht nur gute Erfahrungen mit der WM-Organisation im Gastgeberland gemacht. So wurde ein Flug zum Achtelfinale nach Porto Alegre kurzfristig gecancelt.

„Klar, das Land ist toll und die Menschen sehr freundlich. Aber insgesamt bleibt bislang doch eher ein negativer Beigeschmack“, resümierte Roeder, der schon Fan-Club-Betreuer bei insgesamt vier Welt- und Europameisterschaften war. Auch die rigiden FIFA-Bestimmungen im Stadion - keine Trommeln, keine Banner - trüben das Fußball-Erlebnis. Roeder meint über die Organisation der „Copa“ sogar: „Offen gesagt: Das ist die schlechteste WM, die ich bisher erlebt habe.“

Davon völlig unbenommen hoffen auch Roeder und seine Fans auf ein Finale am 13. Juli mit Deutschland in Rio. Sollte es soweit kommen, würde sich wohl auch Bundespräsident Joachim Gauck ins Flugzeug setzen und an den Zuckerhut kommen. Er war im Mai 2013 bereits in Rio und könnte nach einem Maracanã-Besuch - wie damals schon - wieder barfuß am Copacabana-Strand laufen.