Benzema zieht's nicht nach links - Grüße an Franck
Rio de Janeiro (dpa) - Karim Benzema schickte vor dem Deutschland-Spiel erst einmal freundliche Grüße an seine Kumpels Franck und Mesut. „Seh' dich am Freitag“, schrieb Frankreichs bester WM-Angreifer an seinen früheren Real-Madrid-Kollegen Mesut Özil.
Der Austausch von Nettigkeiten mit Deutschlands Mittelfeldmann wird am Freitag (18.00 Uhr) in Rio de Janeiro aber ruhen. Wenn es im Fußball-Heiligtum Maracanã gegen die DFB-Auswahl um den Einzug ins WM-Halbfinale geht, will der 26-Jährigemit der vakanten Position seines bajuwarischen Kumpels am liebsten gar nichts zu tun haben.
Die Versetzung auf links im Achtelfinale gegen Nigeria (2:0) gefiel Benzema nämlich gar nicht. Mit finsterer Miene kommentierte er diese Entscheidung von Trainer Didier Deschamps. Erst nach dem Weiterkommen fand er sein Lächeln wieder. „Das Abenteuer geht weiter :-)“, twitterte der Star von Real Madrid und ergänzte das französische Brasilien-Motto: „Es ist noch nicht vorbei.“
Benzemas erste WM hatte sehr vielversprechend begonnen. Zwei Tore und ein von ihm erzwungenes Eigentor im Auftaktspiel beim 3:0 gegen Honduras, ein Tor und zwei Vorlagen gegen die Schweiz. Sein zweiter Treffer beim 5:2 gegen die Eidgenossen fiel dem frühen Schlusspfiff des Referees zum Opfer. Benzema hatte einen Lauf - und war ein Kandidat für den Goldenen Schuh als bester WM-Torjäger.
Doch genau mit der Schluss-Aktion gegen die Schweiz endete die Glückssträhne Benzemas in Brasilien - manch anderer Top-Torschütze zog an ihm vorbei. Bei der Nullnummer zum Vorrundenabschluss gegen Ecuador lief wenig, das linke Experiment gegen Nigeria beendete Deschamps nach einer Stunde wieder. „Karim ist wieder in seine Lieblingsposition gerückt, in das Zentrum, wo er mehr Platz hat“, sagte der Coach.
Dort will Benzema auch gegen Deutschland spielen und für den ersten WM-Sieg Frankreichs gegen die DFB-Auswahl seit 56 Jahren sorgen. Frankreichs WM-Desaster 2010 hatte Benzema verpasst. Nach einer schwachen ersten Saison für Real Madrid war er vom damaligen Trainer Raymond Domenech für Südafrika nicht nominiert worden - ein Glück angesichts der dortigen Querelen.
Benzemas Frankreich-Karriere lief nicht immer harmonisch ab, trotz der beachtlichen Quote von 24 Toren in 70 Spielen. Seine Algerien-Herkunft belastete ihn mehr als andere Stars der Équipe Tricolore - wie zum Beispiel seinen großen Förderer Zinédine Zidane. Dem gebürtigen Lyonnaiser fehlte es auch immer wieder an der nötigen Empathie, um von den Fans geliebt zu werden.
Benzema aber fühlt sich ungerecht behandelt. Pfiffe bei Heimspielen schmerzen ihn. Er kennt das Schicksal vieler Einwandererkinder. Wenn er trifft ist er Franzose, geht der Ball vorbei ist er ein Araber. Zu seinem muslimischen Glauben bekennt er sich. Den Beginn des Fastenmonats Ramadan begrüßte er online per freundlichem Tweet. Via Twitter erreichte ihn auch eine besondere Motivation von Fans aus der Heimat seiner Vorfahren. „Wir bauen auf Dich, Bruder“, hieß es in Botschaften aus Algerien, nach dem unglücklichen Aus der Nordafrikaner gegen Deutschland im Achtelfinale. Gegen Deutschland hat er noch nie getroffen, aber Benzema hat noch Großes vor - zur Not auch auf Ribérys linkem Flügel. „Wir sind sehr stolz“, sagte der Torjäger, „aber wir wollen noch mehr.“