Schweinsteiger — der Kämpfer
Der 29-Jährige war nach dem Sieg über Algerien vollkommen erschöpft. Aber gegen Frankreich will er wieder alles geben.
Santo André. Die Regeneration vor dem WM-Klassiker gegen Frankreich hatte Bastian Schweinsteiger so nötig wie kein anderer. Nur noch im Schneckentempo kam der Vize-Kapitän bei seiner Auswechslung in der Verlängerung gegen Algerien vom Platz. Von Krämpfen geplagt sah der 29-Jährige fix und fertig aus. „Ich habe einen Krampf bekommen. Da muss man sich keine Sorgen machen“, sagte der Mittelfeldmann später und lächelte tapfer. Wie auch seine Freundin Sarah Brandner an der Seite von Sami Khediras besserer Hälfte Lena Gercke auf der Tribüne des WM-Stadions in Porto Alegre.
Die beiden Models freuten sich auf den Zuschauerrängen über den Viertelfinal-Einzug ihrer Männer. Schweinsteiger humpelte einige Meter entfernt glücklich im Kreis seiner Teamkollegen umher. Wieder einmal hatte er seine riesengroße Willensstärke gezeigt. Die habe er „auf jeden Fall“, sagte Nationaltorwart Manuel Neuer über den „Teamplayer“ Schweinsteiger. „Wenn man berücksichtigt, wie er zurückgekommen ist. Er hat sich zurückgekämpft“, erklärte der Bayern-Kollege mit Hinweis auf Schweinsteigers Patellasehnen-Probleme in der WM-Vorbereitung. „Er hat Kontrolle in unser Spiel gebracht. Er hat den Rhythmus bestimmt.“ Bis er in der Verlängerung entkräftet vom Platz musste.
„Eine Verletzung hat er nicht“, gab Joachim Löw direkt nach dem Achtelfinale Entwarnung. Aber der Bundestrainer versprach für das Frankreich-Match nichts. „Man muss den Spielern ein, zwei Tage Zeit geben, um sich zu regenerieren. Dann werden wir personelle Entscheidungen treffen.“ Darunter auch eine in der WM-Dauerfrage: Wie sieht das defensive Mittelfeld gegen Karim Benzema & Co. aus. Schweinsteiger mit Lahm und Kroos? Oder Khedira mit den beiden? Sogar eine Lösung mit Khedira und Schweinsteiger ist jetzt wieder möglich, wenn Lahm nach rechts hinten beordert wird. Die Debatten laufen intern und extern.
Beim Fußballtennis und ein paar Läufen war Schweinsteiger laut Torwarttrainer Andreas Köpke dabei und sei „einsatzfähig“. Die Führungskraft hofft natürlich auf sein Mitwirken am Freitag in der Fußball-Kultstätte Maracanã, in der er im 106. Länderspiel zum erst zweiten Male in einem Länderspiel gegen die Franzosen auflaufen würde. „Frankreich ist ein schwerer Brocken“, sagte der Mittelfeldakteur über einen der Titelaspiranten. „Sie haben sehr gute Einzelspieler, die sehr hohe Qualität haben. Aber sie spielen auch als Mannschaft. Das war vor ein paar Jahren nicht so.“
Erstmals seit Wochen brach Schweinsteiger nach dem Sieg über Algerien sein Schweigen, wenn auch nur vor den TV-Kameras von ARD und ZDF. Der Führungsspieler lobte einzelne Kollegen wie Manuel Neuer: „Er ist ein Geschenk für uns alle. Er ist der beste Torwart der Welt.“ Oder er würdigte gleich das gesamte Team: „Entscheidend war der Einsatz der Mannschaft.“ Und er gab ein persönliches Torversprechen: „Mein Kopfballtor kommt noch.“