WM-Vorfreude bei Klose - Amazonas-Fische müssen warten

St. Leonhard (dpa) - Selbst von den einzigartigen Fischen in Brasilien will sich Miroslav Klose nicht von seinem großen Ziel ablenken lassen.

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Für das Angeln „bleibt keine Zeit“, sagte der deutsche Nationalspieler vor der Fußball-WM in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Eine Tour zum Amazonas war immer eine seiner Traumreisen, aber „das mache ich dann, wenn ich in Rente bin“, erklärte Klose schmunzelnd. Vorher ist seine Mission bis zum Finale am 13. Juli klar: Topfit zur WM fahren und mit der deutschen Nationalelf möglichst weit kommen.

„Wir haben eine gute Mannschaft, wenn wir das Quäntchen Glück haben, was man bei einem Turnier braucht, dann können wir durchaus weit kommen“, stellte der 35-Jährige zu Beginn des Trainingslagers in Südtirol klar. Als einer von nur zwei Stürmern steht Klose im vorläufigen Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw. Umso wichtiger ist für ihn die absolute Fitness in Brasilien. „Das wird das Ausschlaggebende sein“, mahnte er. Den Zeitpunkt seines DFB-Abschieds lässt Klose noch offen: „Ich glaube, letztendlich wird das eh der Trainer entscheiden.“ Aber es werde wohl sein letztes großes Turnier.

Um seine Form macht sich der Stürmer von Lazio Rom trotz seiner vielen Verletzungen in der WM-Saison keine Sorgen. Die letzten noch fehlenden Prozent will er erreichen „in dem ich jetzt in der Vorbereitung hart arbeite.“ Das Trainingslager und die Testspiele gegen Kamerun und Armenien sollen dafür sorgen, dass der 68-malige DFB-Torschütze noch einmal auf Topniveau kommt. Und auch Löw baut auf Klose, ist überzeugt, dass der Routinier der Mannschaft „in welcher Form auch immer“ helfen kann.

Der Angreifer gilt als absoluter Teamplayer, auch in Brasilien steht für ihn die Mannschaft im Vordergrund. Mit wem er seine Fußballer-WG im WM-Quartier Campo Bahia teilt, ist dem Stürmer von Lazio Rom daher auch völlig egal. „Wenn wir da sind, werden wir uns da sehr schnell einigen“, sagte er amüsiert. „Wichtig ist, dass wir alle nahe zusammen sind und da eine Gemeinschaft formen, so wie wir es immer gemacht haben.“

Zwölf Jahre ist Kloses erste WM her. Beim Turnier in Japan und Südkorea erzielte der Angreifer fünf Tore und wurde Vize-Weltmeister - für ihn heute fast schon eine andere Welt. „Da ist schon viel passiert“, erzählte er. Den Vorwurf, dem DFB-Team fehlten heute im Vergleich zu früheren Teams markante Charaktere, will er nicht stehen lassen. „Wir sind einfach ruhiger und das, was zu besprechen ist, das machen wir alles intern“, entgegnete er. „Vielleicht kommt heute einfach weniger nach außen, als das damals der Fall war.“

Erfahrung und Routine sind für den 131-maligen Nationalspieler und erfahrensten Profi im Team wichtig, aber nicht entscheidend. „Grundsätzlich ist es absolut von Vorteil, aber man kann sich in einem Turnier eben nichts davon kaufen. In den Spielen entscheiden bei einer Weltmeisterschaft Kleinigkeiten“, urteilte er. An die Marke von 150 Länderspielen von Rekordhalter Lothar Matthäus denkt Klose genauso wenig wie an den WM-Torrekord von Ronaldo mit 15 Treffern.

Noch ein Tor fehlt Klose zur WM-Bestmarke. Das aber sei „absolut zweitrangig, für mich zählt die Mannschaft.“ Trotzdem erwartet der bisherige Rekordhalter Ronaldo den einen oder anderen Treffer von ihm. „Klose ist ein Klassestürmer, der weiß, wie man Tore schießt“, sagte der Brasilianer DFB.net. „In seinem Alter noch auf so einem hohen Level zu spielen, das schafft ganz gewiss nicht jeder.“

Dem DFB-Team traut Klose in Brasilien eine gute Rolle zu - warnte aber auch vor zu hohen Erwartungen. „Ich gehe davon aus, dass wir mit unserer Mannschaft schon recht weit kommen können“, meinte der gebürtige Pole. Es sei aber „vermessen zu sagen, dass der Titel nur über uns entschieden wird“, ergänzte er. An das WM-Finale am 13. Juli in Rio de Janeiro und eine mögliche deutsche Titelfeier denkt der Angreifer noch nicht: „Wenn es soweit ist und wir dann Weltmeister werden, dann werden wir uns da bestimmt was einfallen lassen.“