Wunder von Wien? - Österreich im Gefühlschaos

Wien (dpa) - Ein Wunder wie 1978 in Cordoba oder wieder mal die sichere Niederlage? Die Begegnung mit dem Erzrivalen Deutschland im EM-Qualifikationsspiel am Freitag stürzt Österreichs Fußball ins Gefühlschaos.

Die Reaktionen auf das Treffen mit dem großen Nachbarn im Happel-Stadion variieren zwischen trotzigen Drohungen und übertriebener Selbstkritik. Statt sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren, lässt beispielsweise die Zeitung „Österreich“ unter der Schlagzeile „Abrechnung mit dem ÖFB“ Lothar Matthäus die Rot-Weiß-Roten heruntermachen. Ein Sieg der Österreicher sei aus seiner Sicht unmöglich, tönt der Ex-Nationalspieler: „Ihr seid gegen uns chancenlos.“ Fußball habe in Österreich nicht mehr so einen Stellenwert, es fehlten die Stars - im Skifahren sei das anders.

Leider stimmt dem auch Österreichs Kapitän und Stürmer Marc Janko (Twente Enschede) zu: „Beim Skifahren haben wir Vorteile, ansonsten fällt mir nicht mehr viel ein.“ Am Freitag spreche alles für die Deutschen, alles andere wäre vermessen, gibt sich Janko bei einer Pressekonferenz im Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf bescheiden. Doch man wolle den „großen Bruder“ ärgern, „vielleicht reicht es dann ja für ein Unentschieden oder sogar die große Sensation“.

Selbstbewusster ist da noch Mittelfeldspieler Ekrem Dag (Besiktas Istanbul). „Wir wollen beweisen, dass wir auch etwas können und die minimale Chance auf die EM-Qualifikation nutzen. Im Training geht es zur Sache, jeder brennt auf das Spiel“, sagt der 30-Jährige der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Hoffnung setzen Deutschlands Nachbarn auf die vier Bundesliga-Legionäre, die am Freitag auch auf dem Platz stehen könnten. Trainer Dietmar Constantini setzt vermutlich auf ein 4-4-2-System mit den Spitzen Janko und Stuttgarts Martin Harnik. In der Verteidigung steht Emanuel Pogatetz von Hannover 96, im Mittelfeld spielt der vom FC Bayern an 1899 Hoffenheim ausgeliehene David Alaba. Er soll mit Verteidiger Christian Fuchs (FSV Mainz 05) Müller und Lahm doppeln. Rechts sollen sich Verteidiger Florian Klein (FSV Austria Wien) und Dag wahrscheinlich um Podolski und Schmelzer kümmern.

Mit besonders gemischten Gefühlen blickt Stürmer Harnik auf das Bruderduell - seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Österreicher. „Sportlich gesehen bin ich durch und durch rot-weiß-rot. Im Privatleben bin ich Deutscher“, sagt der Stuttgarter der Zeitung „Kurier“. Auch der „Piefke“ im Team erkennt die Überlegenheit der Deutschen an: „Aber genau das ist die Chance. Sie unterschätzen uns vielleicht.“