Abstiegsgipfel im Degerloch
Die guten Zeiten der Stuttgarter Kickers liegen lange zurück.
Wuppertal. Es gab schon bessere Zeiten beim WSV-Gegner Stuttgarter Kickers (Anstoß Samstag, 14 Uhr, Gazi-Stadion). Zum Beispiel, als Jürgen Klinsmann von 1981 bis 1984 seine Fußball-Schuhe unter dem Funkturm in der Waldau schnürte - da war die Welt der "Blauen" noch in Ordnung. Sie gehörten zum Inventar der 2. Liga und standen 1987 sogar im DFB-Pokal-Endspiel, das sie gegen den Hamburger SV mit 1:3 verloren.
22 Jahre später sind die "Stukis" von derartigen Momenten so weit entfernt wie Klinsmann mit dem FC Bayern vom Gewinn der Champions League. Nur ganze fünf Siege gab es in den bisherigen 31 Begegnungen. Seit dem 2.Spieltag leuchtet die rote Laterne des Tabellenschlusslichts am Degerloch. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so verkündete Trainer Edgar Schmitt noch am Sonntag nach dem 1:5 bei Tabellenführer Union Berlin: "Bei uns fängt mit dem Heimspiel gegen Regensburg die Serie gegen unsere direkten Konkurrenten an."
Wer genau hingehört hatte, der vernahm das "Bei uns". Nicht "Für uns" sagte der 45-Jährige, der 1993 beim legendären 7:0 des Karlsruher SC im Uefa-Cup gegen den FC Valencia mit vier Treffern zum "Euro-Eddy" avancierte. Schmitt hatte in Berlin bereits mit der Mannschaft abgeschlossen, schlief aber noch zwei Nächte darüber und warf am vergangenen Dienstag endgültig das Handtuch. "Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht", begründete er seine Kapitulation und erhielt dabei Rückendeckung von Präsident Dirk Eichelbaum: "Eddy ist an den Unzulänglichkeiten innerhalb der Mannschaft schier verzweifelt." Eichelbaum nannte konkrete Beispiele. Verspätungen, vergessene Ausrüstungen, falsche Ernährung. Eigentlich erstaunlich, dass es Schmitt unter diesen Umständen gelungen ist, die Kickers mit nur sieben Punkten Rückstand auf das rettende Ufer an seinen Nachfolger Rainer Kraft zu übergeben. "Wir brauchen noch fünf Siege aus unseren acht Partien. Die Qualität der Spieler reicht dazu, nur am Teamgedanken müssen wir arbeiten", sagte der bisherige Assistenztrainer vor dem Nachholspiel am vergangenen Mittwoch gegen Regensburg.
In dieser Partie sahen die Stuttgarter bis 13 Minuten vor dem Abpfiff tatsächlich wie der sichere Sieger aus, ehe Torhüter Manuel Salz patzte. "Das 1:1 ist zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig", stöhnte Kraft. Und so werden sich die Schwaben wohl weiter an die besseren Zeiten erinnern müssen.