Fußball-Regionalliga Alle fühlen mit Ercan Aydogmus
Der WSV-Stürmer, der nach seinem Knorpelschaden vor dem Karriereende steht, blickt schon wieder nach vorn.
Wuppertal. „Nach einem Tiefschlag musst du wieder aufstehen“, ist eine Lebensweisheit — im Sport ebenso wie in anderen Bereichen. Nach der schmerzlichen 2:3-Niederlage im Pokal gegen Rot-Weiss Essen gilt das für die Spieler von Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV am Samstag im Heimspiel gegen die punktgleiche U 21 des 1. FC Köln (Anstoß, 14 Uhr). Ganz besonders gilt das aber für einen Spieler, der noch nicht weiß, ob er überhaupt noch einmal auf dem Platz stehen kann: Ercan Aydogmus.
„Ich stehe immer noch unter Schock“, sagte der 37 Jahre alte Stürmer aus Leidenschaft gestern. Am Dienstagmittag, wenige Stunden vor dem Anpfiff des Pokalknüllers gegen Essen, hatte er von Vereinsarzt Tim Heinz die Diagnose erhalten, dass er einen schweren Knieschaden hat, der eine Knorpeltransplantation nötig macht und Leistungssport zumindest für längere Zeit ausschließt, um nicht später zum Krüppel zu werden.
Passiert war es kurz vor Schluss im Ligaspiel gegen Schalke. „Ich wusste, dass da etwas passiert war, aber dass es so schlimm ist, damit habe ich nie und nimmer gerechet“, sagt Aydogmus, der für den WSV in 31 Oberliga- und 21 Regionalliga-Spielen 22 Tore erzielt hat und maßgeblich am Aufstieg und dem aktuell guten Abschneiden beteiligt war. Im proppevollen Stadion am Dienstag habe ihn das schmerzliche Gefühl beschlichen, vielleicht nie mehr bei so etwas auf dem Rasen dabeisein zu können. „Die Kollegen am Ende so unglücklich verlieren zu sehen, hat mir an dem Tag den Rest gegeben.“
Die vielen Genesungswünsche, die er seitdem bekommen hat, auch von der Kölner Fortuna, die er in die Dritte Liga geschossen hatte, täten allerdings gut. Dass an vielen Stellen schon von seinem Karriereende geschrieben wird, sieht er mit 37 Jahren realistisch. So ganz will er aber noch nicht abschließen. „Ich bin ein ehrgeiziger Typ. Ich muss jetzt erst einmal sehen, die erste Operation hinter mich zu bringen“, sagt Aydogmus mit bekanntem Kämpferherz. Wenn es nach ihm ginge schon nächste Woche, will er bei einer Kniespiegelung die Rückstände nach der Verletzung entfernen, die schadhafte Stelle begutachten und sich an anderer Stelle etwas Knorpel entnehmen lassen. Der soll gezüchtet und später im Knie implantiert werden. Wie das anschlägt, und wie lange es dauert, kann niemand sagen. Gespräche über einen neuen Vertrag haben sich aber zunächst erledigt. Aydogmus: „Dabei fühle ich mich trotz meines Alters so, als ob ich noch ein, zwei Jahre spielen könnte.“
Trainer Stefan Vollmerhausen und Sportvorstand Manuel Bölstler heben nicht nur die spielerischen Verdienste des Kultstürmers mit dem Zopf hervor, sondern auch seine menschliche Größe. Bölstler: „Ercan muss sich erst klarwerden, was er will. Wir sind dann immer gesprächsbereit, ob es vielleicht einen Weg gibt, ihn hier weiter einzubinden.“
Am Samstag wird Aydogmus auf der Tribüne sitzen und gegen Köln zuschauen. „So lange ich laufen kann, komme ich ins Stadion“, versichert er und erwartet, dass seine Kollegen „jetzt eher noch mehr Gas geben“. Auch Siege können schmerzlindernd sein.