„Draxler kann Abi nachholen“
WSV-A-Junioren-Trainer Christian Schumacher über das S04-Talent, die eigenen Spieler und die Chancen auf den Liga-Erhalt.
Herr Schumacher, hätten Sie Schalke-Pokalheld Julian Draxler auch empfohlen, die Schule wegen der Karriere abzubrechen?
Christian Schumacher (34): Normalerweise geht die Schule vor. Aber das ist jetzt eine einmalige Chance für den Jungen und es ist nicht so, als wenn er gar nichts in der Hand hätte. Einen Schulabschluss hat er ja und das Abitur kann er nachholen, beispielsweise in Form einer Abendschule. Da gibt es auf Schalke sicher Möglichkeiten.
Sie haben mit Ihrem Team im Heimspiel gegen Schalke mit 0:4 verloren, dafür hat auch Draxler mit einem Tor gesorgt. Wird er den Durchbruch in der Bundesliga schaffen?
Schumacher: Er ist ein Naturtalent, das war auch gegen uns zu sehen, keine Frage. Aber ob er wirklich den Durchbruch schafft, wird die Zukunft zeigen. Ich bin keiner, der diesen Hype um junge Spieler mitmacht und eher vorsichtig mit solchen Prognosen ist. Draxler ist 17 Jahre alt. Seine Karriere kann mit 18 Jahren schon wieder beendet sein. Ich würde mich aber für ihn und den deutschen Fußball freuen, wenn er es schafft. Im übrigen bin ich froh, dass er im Rückspiel gegen uns wohl nicht mehr dabei ist (lacht).
Zum WSV: Mit Felix Herzenbruch, Bastian Sube und Jörn Zimmermann waren gleich drei Spieler aus Ihrem Kader im Trainingslager der Senioren dabei. Das wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen.
Schumacher: Stimmt, Trainer Uwe Fuchs hat sich überhaupt nicht um die Jugend gekümmert. Da herrscht unter Michael Dämgen ein ganz andere Zusammenarbeit. Er kennt die Stärken und Schwächen der Spieler. Dass die drei Jungs mit in der Türkei waren, ist ein gutes Signal an alle, die höher spielen wollen und im Wuppertaler Umland wohnen. Für den WSV kann es auch nur diesen Weg über die Jugend geben. Der Verein hat Wort gehalten, als es vor der Saison hieß, man wolle auf junge Talente aus der Region setzen.
Welchem Spieler aus Ihrem Kader trauen Sie den Sprung nach oben zu?
Schumacher: Zu den drei Genannten kommt noch Jan-Steffen Meier hinzu, der nicht ins Trainingslager mitfahren konnte, weil er ein Praktikum absolviert und zudem verletzt ist. Ich bin von allen überzeugt, sie haben Potenzial und haben sich im Trainingslager gut integriert. Alle sind übrigens weiter an den WSV gebunden, haben Verträge mindestens für die nächste Saison. Interessenten müssten also Ablöse zahlen.
Meier im zentralen Mittelfeld soll das Juwel sein.
Schumacher: Er ist sicher ein fantastisches Talent. Ich bin überzeugt, dass er die Regionalliga schaffen wird und eventuell mehr. Wenn nicht im ersten Jahr, dann sicher im zweiten. Für alle Jungs gilt: Sie sind enorm willig und wissbegierig. Sie tun auch privat eine Menge dafür, es zu schaffen.
Im Hinblick auf das Ausschöpfen der eigenen Talente für die erste Mannschaft ist der Klassenerhalt der A-Junioren von höchster Wichtigkeit. Wie realistisch ist er?
Schumacher: Wir haben nur zwei Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz und sind in Schlagweite. Wir haben uns mit zwei Spielern von Borussia Mönchengladbach verstärkt, die zwar zurzeit noch neben ein paar anderen Spielern verletzt sind. Aber insgesamt bin ich guten Mutes. Uns fehlt im Abschluss allerdings das letzte Fünkchen. Bei uns spielt beispielsweise ein gelernter Innenverteidiger auf der Mittelstürmer-Position. Uns bleiben nicht so viele Möglichkeiten. Aus den B-Junioren können wir nur in Ausnahmefällen jemanden hochziehen, denn die Mannschaft hat genug eigene Probleme und ist nicht eben mit Überfliegern gesegnet. Wir müssen zum Auftakt gegen Mannschaften von unten die Big-Points setzen.
Wie geht es mit Ihnen beim WSV weiter?
Schumacher: Mein Vertrag läuft am Saisonende aus. Wie es weitergeht, weiß ich noch nicht. Es ist jetzt auch der falsche Zeitpunkt, um über Verträge zu reden, denn für mich steht der Klassenerhalt zunächst einmal im Vordergrund. Grundsätzlich ist aber das Interesse da, beim WSV weiterzumachen. Meine Arbeit wird von den Verantwortlichen geschätzt. Die hatten jetzt aber auch viel zu tun, um den Lizenantrag auf den Weg zu bringen.