Enttäuschung beim Spitzenreiter

Auf ganzer Linie versagt der Wuppertaler SV beim 0:2 (0:1) im West-Derby gegen Fortuna Düsseldorf.

Wuppertal. Man muss es sich vor Augen halten: Es ist noch nicht einmal drei Wochen her, da lag sich ganz Fußball-Wuppertal nach den beiden Treffern des WSV gegen Bayern München in den Armen. Doch was ist von der Euphorie und Aufbruchstimmung nach der ernüchternden 0:2 (0:1)-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf übrig geblieben?

Die Antwort war in den Augen der WSV-Spieler nach dem Abgang aus der LTU-Arena abzulesen: Sprachlosigkeit, Enttäuschung auf ganzer Linie. Schon während der 90 Minuten wirkte die Mannschaft auf dem Platz leblos und ohne Biss - als hätte dem gesamten Team jemand heimlich den Stecker herausgezogen. "Heute möchte ich bitte keinen Kommentar abgeben", bat Michael Stuckmann um Verständnis, dass er sich zu seiner und der Leistung seiner Mitspieler nicht äußern wollte.

"Ohne Worte", befand Manuel Bölstler, der wegen der fünften gelben Karte Zuschauer gewesen war. Dirk Heinzmann, nach seiner Verletzung noch nicht wieder im Kader, konnte dem bösen Rückschlag wenigstens einen positiven Aspekt abgewinnen: "Lieber jetzt als später. Mit den zwei Toren sind wir gut bedient."

Für Wolfgang Frank war sein erstes Match als Cheftrainer des Wuppertaler SV ebenfalls eine ernüchternde Erfahrung. "Wir sind ziemlich enttäuscht. Die Mannschaft wirkte blockiert, warum auch immer. Ich bin aber zuversichtlich für die nächsten Wochen, weil die Mannschaft Potenzial hat."

Fußballerisches Potenzial haben Spieler wie Victor Hugo Lorenzón, Dennis Schulp und Hüzeyfe Dogan, die von Zweitligaclubs zum WSV wechselten, zweifellos. Doch dem Mittelfeld-Trio des WSV war die fehlende Wettkampfpraxis deutlich anzumerken. So kam das Offensivspiel des WSV in keiner Phase der Partie in Fahrt, zumal sich Torjäger Mahir Saglik einen weitgehend arbeitsfreien Nachmittag gönnte und zu keinem Torschuss kam.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Abwehrspieler Daniel Voigt leitete mit einem Stockfehler den Führungstreffer durch Oliver Hampel (14.) ein. Tobias Damm vergab die beiden einzigen Chancen des WSV zum Ausgleich. "Wir haben es geschafft, die Wuppertaler von unserem Tor fernzuhalten", freute sich Fortuna-Trainer Norbert Meier über eine solide Vorstellung seiner Mannschaft, die nach der Pause geduldig auf Schwächen des WSV wartete. Axel Lawarée entschied das Derby mit dem Treffer zum 2:0 vorzeitig.

Ergebnis: 2:0 (1:0)

Fortuna: Melka - de Cock, Langeneke, Cakir, Heeren - Anfang (89. Costa), Caillas, Hampel (88. Heidinger), Lambertz - Sahin (74. Erwig), Lawarée.

WSV: Maly - Malura, Voigt, Stuckmann, Lejan (52. Wiwerink) - Jerat, Lorenzón, Dogan (71. Mombongo-Dues), Schulp (69.Hammes) - Damm, Saglik.

Trainingslager auf Mallorca und in Herzlake, zwei teure Neuzugänge, der Abgang von Lintjens, Jerat gefeuert, Frank geheuert, endlose Diskussionen um einen Verein, der an der Tabellenspitze steht und gerade die größte Einnahme in seiner Vereinsgeschichte gefeiert hat. Wie kann nach einer solchen Vorgeschichte ausgerechnet das Derby gegen Fortuna Düsseldorf zu einem Rohrkrepierer werden?

Bis zum Heimspiel gegen Rot-Weiß Ahlen muss der WSV eine Antwort finden. Sonst werden die Diskussionen der am Samstag restlos enttäuschten WSV-Fans über den Sinn des Trainerwechsels oder die Freigabe für Mittelfeldspieler Sven Lintjens immer lauter. Platzelf und damit der Abgrund ist näher als man denkt.