Ex-WSV-Coach Horst Buhtz: „Türken laufen drei Stunden“

Fussball: Der ehemalige WSV-Coach Horst Buhtz war einer der ersten deutschen Trainer am Bosporus.

Wuppertal. Horst Buhtz ist wie viele andere Fußballexperten davon überzeugt, dass Deutschland heute das EM-Halbfinale gegen die Türkei gewinnen wird. Der erfolgreichste WSV-Trainer (Bundesligaaufstieg 1972/73, Uefa-Cup 1973/74) tippt auf einen 2:0-Sieg von Jogis-Jungs.

Aber der 84-Jährige hebt warnend den Finger: "Das wird kein einfaches Spiel. Die Deutschen müssen hinten eng stehen und dürfen sich keinen Konter einfangen. Die Türken lagen drei Mal zurück und sind jedes Mal wiedergekommen. Die können drei Stunden laufen", sagt Buhtz und lacht.

Ein bisschen kann er aus eigener Erfahrung die Mentalität der Türken einschätzen. Nach seinem Rauswurf beim WSV heuerte er 1975 als einer der ersten deutschen Trainer am Bosporus an. "Mit dem Präsidenten von Besiktas Istanbul habe ich mich zu Vertragsverhandlungen am Frankfurter Flughafen getroffen. Wir waren uns schnell einig, eine Kleinigkeit", erzählt Buhtz, der einen Zweijahres-Vertrag zu ordentlichen Konditionen unterzeichnete. "Ich habe sehr gut verdient, das kann man wohl sagen."

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schon im ersten Jahr gewann der damals 53-Jährige mit Besiktas den türkischen Pokal. "Die Spieler haben mich auf Schultern getragen. Das Leben war angenehm. Ich hatte eine riesige Wohnung, es war meistens warm und die Gastfreundschaft der Türken ist einmalig", schwärmt der Fußballlehrer noch heute.

Zudem erweiterte er seinen Horizont. "Ich bin mit meinem BMW über die Europabrücke gefahren und war plötzlich in Anatolien, eine ganz neue Erfahrung." Das Training am Bosporus war wörtlich zu nehmen. "Wir haben auf einem Sandplatz trainiert. Alle Viertelstunde schoss jemand den Ball über den Zaun direkt in den Fluss."

Nach nur 15 Monaten brach Buhtz sein Engagement aufgrund von Schwierigkeiten mit dem ihm zur Seite gestellten Dolmetscher ab. "Der hatte keine Ahnung vom Fußball und ich wollte einen anderen. Aber der Vorstand wollte nicht."

In der kommenden Saison drückt Buhtz zusammen mit Ehefrau Hilde dem WSV wieder die Daumen. Zunächst aber der deutschen Nationalmannschaft. "Wir kommen ins Endspiel gegen Russland."