Was ist noch drin in dieser Spielzeit?
Interview mit dem WSV-Sportdirektor Stephan Küsters: „Alle müssen Bock auf den WSV haben“
Interview | Wuppertal · WSV-Sportdirektor über das Ziel 3. Liga, den Rückhalt in der Stadt und Rücktrittsgedanken von Hauptsponsor Friedhelm Runge.
Neun Liga-Spiele und der Niederrheinpokal stehen für Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV in dieser Saison noch an, gleichzeitig ist der Sportliche Leiter Stephan Küsters intensiv damit beschäftigt, die neue zu planen. Das gestaltet sich nicht einfach, zumal Hauptsponsor Friedhelm Runge, der am Sonntag 83 Jahre alt wird , angekündigt hatte, den WSV zunächst nur für zwei Jahre zu unterstützen, die im Sommer enden. Wir sprachen mit Küsters.
Stephan Küsters: Wir sollten da von Spiel zu Spiel denken. Wir haben gegen Bonn gesehen, wie schnell es geht. Wo wir die drei Punkte nicht geholt haben, die man ja insgeheim immer einplant, wenn es gegen tieferstehende Mannschaften geht. Den Punkten trauern wir nach, sind etwas weg von den oberen zwei Mannschaften, aber unser Ziel war Top-Fünf und das sollten wir beibehalten. Jetzt haben wir wieder ein Topspiel in Oberhausen, und ich hoffe, dass wir auch mal in einem solchen Duell als Sieger vom Platz gehen können.
Sie haben angekündigt, in der nächsten Saison den nächsten Schritt machen zu wollen - das hieße den Aufstieg anzupeilen?
Küsters: Ja, ich glaube nicht, dass wir uns da verstecken müssen. Wir haben im ersten Jahr gesagt, wir wollen aus dem Abstiegssumpf raus. Das haben wir geschafft. Im zweiten Jahr wollten wir ein bisschen nach oben schauen, das ist uns auch gut gelungen, jetzt bin ich selbstbewusst genug, zu sagen, dass wir auch in der neuen Saison eine gute Mannschaft haben werden, um oben mitzuspielen.
Wie sieht es mit der Kaderplanung aus?
Küsters: Wir sind in guten Gesprächen, die auch schon weit fortgeschritten sind. Das hängt aber auch von der Frage ab, wie sind wir aufgestellt, in welche Kategorie können wir gehen? Es ist im Moment etwas schwierig, weil letztendlich Friedhelm Runge mein einziger Ansprechpartner ist, mit dem ich über Zahlen sprechen kann. Er ist ein Mann, der zu seinem Wort steht. Aber wenn man den nächsten Schritt machen will, muss man auch den ein oder anderen haben, der dazu beiträgt, uns dahin zu bringen.
Das heißt, die Spieler, die jetzt schon unter Vertrag sind, sind abgesichert?
Küsters: Das habe ich mit Friedhelm besprochen, wenn er mir das zusichert, ist das so, aber wir müssen ja noch weiter planen. Wir haben aktuell elf Spieler. Damit kann man keine Saison spielen. Da müssen wir intern besprechen, wie es weitergeht.
Friedhelm Runge hatte 2020, als der WSV am Abgrund stand, gesagt, er werde den Verein zunächst für zwei Jahre unterstützen. Die enden jetzt und er hat schon angekündigt, dass er überlegt, ob er es fortführt. Wie passt das zusammen mit den Aufstiegsambitionen?
Küsters: Ich habe gleichzeitig mit Friedhelm Runge hier begonnen. Bisher ist wirklich alles top gelaufen. Es gibt ja immer viele Diskussionen, er würde sich einmischen. Ich kann nur sagen, er ist im Hintergrund und hält sich zurück. Positiv ist zu sagen: Wir haben wirklich einige Sponsoren hinzugewonnen, die die Arbeit schätzen, die in den vergangenen zwei Jahren hier geleistet wurde. Andersrum muss man auch sagen, der Verein ist so aufgestellt, dass die mittelständischen Unternehmen, die ihr Geld investieren wollen, nicht viel Mitspracherecht haben. Da müssen wir uns auch als Verein fragen, in welche Richtung wollen wir?
Mit welchem Etat müsste man denn rechnen, um das Ziel Aufstieg anpeilen zu können?
Küsters: Ich würde das nicht an einer Zahl festmachen. Wir haben in dieser Saison etwa gegenüber Essen oder Münster gar nicht so einen großen Etat und ich finde, wir haben schon eine gute Mannschaft. Wir müssen nur an Stellschrauben drehen. Wenn wir das schaffen und vielleicht den ein oder anderen Spieler noch dazu gewinnen können, sind wir gut aufgestellt.
Wie viele solcher Top-Spieler stehen denn auf der Warteliste, bei denen es auch davon abhängt, ob man auch eine finanzielle Zusage machen kann?
Küsters: Da kommen wir wieder auf den Punkt. Da bin ich mit Friedhelm Runge im Austausch. Natürlich unterhalten wir uns mit Spielern. Es gibt aber auch Spieler, die sich vor einem Jahr mit dem WSV noch nicht beschäftigt haben. Jeder hat die Entwicklung gesehen. Deshalb kommen jetzt nicht nur Spieler, die uns mit Sicherheit weiterhelfen können, sondern auch Berater auf uns zu.
Die Unterstützung durch Sponsoren ist eine Sache, die andere, die durch die Zuschauer. Worauf führen sie den oft enttäuschenden Besuch im Stadion zurück?
Küsters: Das ist ein leidiges Thema. Die Geschichten rund um Corona waren sicher nicht zuträglich. Dass die Ultras jetzt mit 3G wieder kommen, freut mich sehr. Aber, dass wir hier Probleme haben, die 1000er-Marke zu knacken, während es in anderen Stadien klappt - Essen hat stetig 10 000 Zuschauer -, ist für mich sehr enttäuschend. Das haben die Jungs nicht verdient, die hier in Vorleistung getreten sind. Zurück zum Warum: Einmal haben die Leute vielleicht noch nicht so richtig vergessen, was beim WSV mal war. Da sag ich, wenn wir es nicht hinbekommen zu sagen, wir haben alle richtig Bock auf den WSV, dann müssen wir früh genug überlegen, wollen wir in die Saison gehen, wollen wir so viel investieren? Das Motto muss sein: Alle zusammen Richtung 3. Liga. Auch Friedhelm Runge gegenüber wäre das ein Zeichen. Wenn wir das nicht hinkriegen, können wir auch sagen, wir vergrößern den Zoo. Da haben die Leute dann vielleicht mehr davon, sich Elefanten anzuschauen, als wenn wir ohne Zuschauer Fußball spielen.
Gibt es denn Ideen, das wieder mehr anzukurbeln, auch im Dialog mit Fans?
Küsters: Wir gehen auf die Fans zu, versuchen auch Marketingkampagnen zu starten, was beispielsweise Plakate angeht, damit wir präsenter in der Stadt sind. Aber alleine damit kriegt man die Zuschauer auch nicht. Sie müssen Lust haben auf den WSV.
Sie sind immer mal wieder mit dem MSV Duisburg in Verbindung gebracht worden, der einen Sportlichen Leiter sucht. Gab es da Kontakte?
Küsters: Ich bin ja Duisburger und deshalb wurde mein Name ins Spiel gebracht. Ich habe keinen direkten Draht zum MSV gehabt. Für mich ist klar, ich habe hier eine Sache angefangen, die noch nicht erledigt ist. Deshalb bin ich umso enttäuschter, dass die Stadt, dass die Fans nicht mitmachen. Wenn ich etwas anfange, dann bringe es zu Ende. Ich bin nie ein Wandervogel gewesen. Wir haben hier ein Ziel, und daher beschäftige ich mich nicht mit anderen Dingen. Umso extremer ist die Situation, wenn Friedhelm Runge Gedankengänge hat, nicht weiterzumachen und ich Bauchschmerzen haben muss, wie geht es weiter - auch für mich. Ich finde es gut, dass er es jetzt gesagt hat und nicht kurz vor Saisonende, um zu kommunizieren, lasst uns sprechen, wie kriegen wir das in die richtige Bahn.