Der Sportler der Woche Jan Holldack: Den britischen Stil bringt er mit
Mit 18 Jahren auf die Insel. Jan Holldack hat das Experiment gewagt und will sich jetzt über den WSV weiter für den Profifußball anbieten.
Wuppertal. Welcher deutsche Fußballspieler kann mit 20 Jahren schon sagen, er hat auf der britischen Insel Fußball gespielt? Mit Serge Gnabry, der als Jungtalent zu Arsenal geholt wurde und jetzt bei Werder Bremen und in der Nationalmannschaft spielt, kann sich Jan Holldack zwar nicht vergleichen, doch auch er wagte in jungen Jahren den Schritt auf die Insel und ist jetzt zurück, um in seiner Entwicklung den nächsten Schritt zu machen.
Beim Regionalligisten Wuppertaler SV, wohin er bis zum Saisonende ausgeliehen ist, will Holldack sich beweisen. Er soll im defensiven Mittelfeld die Lücke schließen, die durch das Schwertfeger-Theater, das zur Trennung führte, entstanden ist. „Wohin dann mein Weg geht, hängt von mir ab, wie ich mich hier zeige.“ Sein Zwei-Jahres-Vertrag beim Zweitligisten Brentford läuft im Sommer aus, doch die Engländer besitzen eine Option. Auch eine Rückkehr nach Deutschland, möglichst in die dritte oder zweite Liga, kann er sich vorstellen.
Die englische Spielweise hat der ehemalige Jugendspieler des 1. FC Köln von der Insel mitgebracht. Kompromisslos im Zweikampf, von Strafraum zu Strafraum dauernd unterwegs, lange Bälle spielen und jede Schusschance nutzen. Ein bisschen wurde das schon im ersten Testspiel für den WSV gegen den ASC Dortmund deutlich, wo ihm auch noch ein schönes Tor mit dem starken rechten Fuß gelang. Wie so oft in der U 21 von Brentford, wo er in seiner ersten Saison in der Nachwuchsliga spielte und 14 Tore erzielte. „Bei Köln war ich eigentlich eher Abwehrspieler, bei Brentford rückte ich dann mit jedem Treffer weiter nach vorne.“
Hart gegen sich und andere — was in England in jedem Trainingszweikampf gefordert war, kam Holldack auf dem Kunstrasen in Dortmund teuer zu stehen. Er zog sich eine Schürfwunde am Knie zu, die ihn für ein paar Tage im Training lahmlegte. „Da muss ich mich jetzt erstmal etwas zurückhalten, das liegt mir gar nicht“, lacht der junge Spieler, der voll auf die Karte Fußball setzt. Er sehnt schon herbei, wenn die Witterung endlich wieder zulässt, auf Naturrasen zu gehen. In der Nähe des Trainingsplatzes am Freudenberg wird er kommende Woche ein Appartement beziehen. Bis jetzt wohnt er bei seinem Vater in Köln, ist aber froh, wenn die Fahrerei vorbei ist.
Gut in Wuppertal aufgenommen fühlt er sich jetzt schon. „Das ist die erste Mannschaft, in der wirklich jeder nett ist. Auch die älteren Spieler helfen mir.“ Aus England ist er ganz anderes gewohnt. „Da geht es um viel Geld und man versucht eher noch im Training, die jungen Konkurrenten fertig zu machen.“ Das sei in der Ersten, wo er jetzt ein halbes Jahr auf der Bank saß, wohl auch ganz gut gelungen. „Es war zwar auch als Ersatzspieler ein Wahnsinnsgefühl, die Stimmung in großen Stadien wie Newcastle oder Aston Villa mitzuerleben, aber ich brauche jetzt Spielpraxis, um auch wieder Selbstvertrauen aufzubauen“, sagt Holldack.
„Als ich gehört habe, dass Jan einen neuen Verein sucht, habe ich alles versucht, ihn zu bekommen“, sagt WSV-Sportdirektor Manuel Bölstler. Er kennt Holldacks Berater Ingo Haspel bestens und hat auch den jungen Holldack, damals am Rande des Mittelrheinpokalfinals zwischen den U 19 Teams von Köln und Leverkusen kennengelernt. Mit seiner Ausleihe von Brentford ist ihm jetzt dieser Coup gelungen, der für beide Seiten eine Chance ist. Bis zum Regionalligastart soll auch die Spielberechtigung da sein, die kompliziert über den englischen Verband und die Fifa geht.