Wuppertaler SV Kamil Bednarski will für den WSV auf Torejagd gehen (mit Video)
Der 32-jährige Bednarski kommt aus Essen zum WSV und will im Tal Studium und Fußball vereinen.
Kamil Bednarski weiß, wo das Tor steht. Das wurde in den ersten Trainingseinheiten bei seinem neuen Verein Wuppertaler SV deutlich. Und dass er in der Regionalliga Tore schießen kann, hat der 32-Jährige immer wieder bewiesen. Satte 19 waren es vor drei Jahren für Wiedenbrück, dann sieben und neun für Essen, wobei der spielstarke 1,89-Meter-Mann dort meist über die linke Seite kam. In Wuppertal soll er nach den Vorstellungen von Trainer Christian Britscho eher im Zentrum spielen.
„Er ist für mich ein typischer Strafraumspieler und gibt uns neue Optionen, wenn Christopher Kramer mal eine Pause braucht oder wir vielleicht sogar mit zwei echten Spitzen spielen“, sagt Britscho. Damit will der WSV auch die Frage beantworten, was wäre, wenn Christopher Kramer mal ausfiele. 34 Spiele, 20 Tore — nach Kramer kam da in der vergangenen Saison lange nichts. Zweitgefährlichster Schütze war Mittelfeldspieler Gino Windmüller mit sechs Treffern, wobei allerdings Stürmer Kevin Hagemann zwei Drittel der Saison ausgefallen war.
Der großen Konkurrenz in Wuppertal stellt Bednarski sich gerne: „Wenn einer 20 Tore pro Saison macht, ist klar, dass er gesetzt ist“, sagt er in Richtung Kramer. „Aber warum sollten wir nicht beide spielen?“ Auch Essen hätte ihn halten wollen, allerdings nur mit Ein-Jahres-Vertrag und wohl zu reduzierten Bezügen. Von den Fans an der Hafenstraße hat er sich via Facebook „nach zwei schönen Jahren“ mit der Entschuldigung verabschiedet, dass er in seinem Alter an die Zukunft von sich und seiner Familie denken müsse. In Wuppertal hat er zunächst auch nur einen Ein-Jahres-Vertrag, aber mit Option auf ein weiteres. „Aber ich kann weiter an meinem Studium basteln“, sagt der Dortmunder. In Essen, wo Vollprofitum mit in der Regel zweimal pro Tag Training herrsche, sei das kaum möglich gewesen. In Wuppertal wird aktuell nur zweimal vormittags und nachmittags trainiert.
„Morgens bringe ich meine zweieinhalbjährige Tochter in den Kindergarten, danach will ich etwas fürs Studium tun, bevor es zum Training geht“, stellt er sich vor, will auch mehr Vorlesungen als zuletzt besuchen. Er studiert BWL an der Fachhochschule. Seine Frau hat er im Studium kennengelernt. Sie ist inzwischen fertig und im Job, arbeitet in der Personalabteilung eines Unternehmens. Bednarski will vorerst parallel natürlich weiter auf die Karte Fußball setzen. Wie gut seine neue Mannschaft wirklich ist, darüber erlaubt er sich noch kein Urteil. Näher kennt er bisher nur Jan-Steffen Meier und Dennis Malura, die mit ihm aus Essen gekommen sind, und natürlich Gino Windmüller, der bis vor einem Jahr ebenfalls mit ihm dort spielte.
„Die ersten Eindrücke sind oft trügerisch. Auch in Vorbereitungsspielen kann das alles toll aussehen und dann in der Meisterschaft klappt es nicht - oder umgekehrt.“ Warum es in Essen mannschaftlich nicht so gelaufen ist, wie man das von einer Vollprofi-Truppe hätte erwarten können? „Darüber muss ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen“, antwortet Bednarski, der im polnischen Thorn geboren ist, aber bereits im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland kam.
Bei der WM drückt er übrigens Deutschland die Daumen, hätte das Auftaktspiel von Lewandowski und Co. am Dienstag gerne gesehen, doch zum gleichen Zeitpunkt war Training. „Ich muss eben arbeiten“, nahm der WSV-Zugang es ebenso locker wie professionell.