Liegen bei der Fortuna die Nerven blank?
Aufstieg ist nach großen Investitionen in den Spielerkader für die Düsseldorfer Pflicht.
Wuppertal. Mit 27.375 Zuschauern schaffte Fortuna Düsseldorf am vergangenen Sonntag gegen Tabellenführer Union Berlin eine neue Rekordkulisse für die Dritte Liga und überbot damit die alte Bestmarke, die am zweiten Spieltag Eintracht Braunschweig in der Partie gegen Rot Weiß Erfurt mit 19.400 Besuchern aufgestellt hatte.
Das war es dann aber auch schon mit den Superlativen. Durch das 0:1 gegen einen gar nicht einmal sonderlich engagierten Spitzenreiter musste die Fortuna den zur Teilnahme an den Relegationsspielen zum Aufstieg in die Zweite Liga berechtigenden dritten Platz an die SpVgg Unterhaching abgeben.
Es war das vierte Heimspiel in Folge ohne Sieg. Zuvor hatten bereits Erzgebirge Aue (das beim 0:0 sogar 70 Minuten in Unterzahl überstand), Kickers Emden (1:1) und der VfB Stuttgart II (1:1) in der Arena am Flughafen gepunktet.
Drei von zwölf möglichen Zählern und nur zwei erzielte Tore - eine Bilanz, die den Aufstieg zunächst wieder in die Ferne rücken lässt. Der Aufstieg ist aber für die Fortuna Pflicht, denn wenn er in dieser Saison nicht gelingt, dann müssen sich die treuen Fans auf magere Tage einstellen.
Schon in dieser Saison wurde ein erheblicher Aufwand betrieben, um nach zehn Jahren Abstinenz endlich die langersehnte Rückkehr in die Zweitklassigkeit zu schaffen. Mit Stephan Sieger von Kickers Offenbach, der wegen eines Innenbandrisses in Wuppertal ausfällt, Ranisav Jovanovic (FSV Mainz 05), Simon Terodde (MSV Duisburg) und Olivier Caillas (SV Wehen Wiesbaden) konnten namhafte Zugänge an den Flinger Broich geholt werden.
Teilweise gelang dies aber nur mit Unterstützung der heimischen Wirtschaft und von Sponsoren. So wurde wie schon im Vorjahr Torjäger Axel Lawarée auch Olivier Caillas fremdfinanziert. Für die Schwachstelle auf der linken Abwehrseite sollte im Winter eigentlich auch noch Sebastian Pelzer geholt werden, doch für den Dresdner war kein Geld mehr aufzutreiben.
Sollte der Aufstieg nicht gelingen, dann wird das Schreckenszenario vergangener Jahre wieder aufgebaut. Der Etat würde reduziert, der Kader verkleinert, die Leistungsträger abgegeben. Ein Druck, der Trainer und Spielern zuweilen deutlich anzumerken ist, denn schließlich geht es hier auch um ihre Arbeitsplätze.
So kritisierte Trainer Norbert Meier nach dem 1:1 gegen den VfB Stuttgart II Mittelfeldspieler Marco Christ in aller Öffentlichkeit als "launische Diva". Gegen Olivier Caillas wird wegen des Verdachts der rassistischen Beleidigung seitens des DFB ermittelt. Caillas bestreitet die Vorwürfe aus dem Spiel gegen Union Berlin, doch gilt der 31-Jährige schon aus seiner Zeit bei Greuther Fürth als Spieler, der gerne provoziert.
Die Nerven bei der Fortuna sind jedenfalls bis zum Zerreißen gespannt. Würde am Freitag noch eine Derby-Niederlage beim WSV hinzukommen, dann wäre die Freude an der Rekordkulisse vom vergangenen Sonntag in Düsseldorf nur noch so groß wie über ein abgestandenes Glas Kölsch.