Pokalpleite: RWE hat dem WSV gezeigt, wie es geht

Der Schock der Pokalpleite in Essen sitzt tief beim Regionalligisten. Konsequenzen gibt es zunächst aber nicht.

Wuppertal. „Blamage“, „Schande“, „meine letzte Auswärtsfahrt“ — das Echo der Fans spiegelt wider, wie tief die verdiente 1:4-Pokalniederlage des Wuppertaler SV beim alten Rivalen Rot-Weiss Essen sie getroffen hat. Die Aussichten für den Rest der Saison mit noch 15 ausstehenden Liga-Spielen sind trostlos. Man spielt auf Platz zwölf gegen die Bedeutungslosigkeit an, Spannung verspricht höchstens noch ein möglicher Abstiegskampf. Der ist trotz neun Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz nicht utopisch, angesichts der vielen Bundesliga-Zweitvertretungen, die auftreten wie Rot-Weiss Essen am Dienstag: Konterstark und gefährlich — wenn man sie spielen lässt.

Was ebenso schwer wiegt: In den entscheidenden Wochen, in denen die Weichen für die Neuausrichtung gestellt werden sollen, fällt ein mögliches Pfund für 2011/2012 weg. Vorausgesetzt man hätte die verbleibenden zwei Runden im Niederrheinpokal gegen unterklassige Gegner überstanden und die erste DFB-Pokal-Hauptrunde erreicht, wären 100 000 Euro Antrittsgeld sicher gewesen. Die nächste Runde hätte 250 000 Euro gebracht.

Den angekündigte Lizenzantrag für Liga 3 (bis 1. März) will der WSV trotzdem stellen, um alles versucht zu haben, falls es sportlich doch noch laufen sollte. Da bis 15. März der Antrag für die 4. Liga ohnehin gestellt werden muss, ist es ein „Aufwasch“. „Da ist viel Positives auf dem Weg, ein Minimaletat ist bereits gesichert“, heißt es aus dem Kreis der Unterstützer, deren Suche nach weiteren Sponsoren nun nicht leichter wird.

Vorbild ist plötzlich ausgerechnet Rot-Weiss Essen, das nach seiner überstandener Insolvenz mit viel Hilfe aus der Region nun sogar ein neues Stadion realisiert und mit einer jungen Mannschaft nach vorne stürmt.

Beim WSV haben es umgekehrt in Essen selbst die erfahrenen Spieler wie Weikl, Holt, El Hammouchi, Pagano oder Moosmayer nicht geschafft, die Mannschaft zu führen. Speziell Pagano und Holt gewannen so gut wie keinen Zweikampf in der Offensive.

Trainer Michael Dämgen muss sich fragen lassen, ob er mit seinen Warnungen vor den Essener Kontern sein Team nicht erreicht hat. Eine kämpferische Derby-Einstellung war kaum zu erkennen. „Nach dem guten Spiel in Münster und den Leistungen im Trainingslager musste ich einfach mehr erwarten“, meinte Dämgen am Mittwoch. Im vergangenen Jahr verspielte Interimscoach Peter Radojewski mit der 2:3-Pleite in Essen seine Chance auf Weiterbeschäftigung. Eine Trainerdiskussion will Manager Markus Bayertz aber jetzt nicht eröffnen. „Wir müssen umso härter weiterarbeiten, um durch Siege in der Liga das in Essen verspielte Vertrauen der Fans zurückzugewinnen. Ausflüchte gibt es ab sofort nicht mehr“, sagte er der WZ.