Regionalliga WSV erlebt einen Fehlstart
Wuppertal · Beim 1:2 im ersten Saisonspiel gegen Rot Weiss Ahlen wird der Fußball-Regionalligist vor 2626 Zuschauern seinen hohen Ansprüchen nicht gerecht.
Das hatte sich der mit großen Ambitionen in die Regionalliga-Saison gestartete Wuppertaler SV ganz anders vorgestellt. Vor 2626 Zuschauern im Stadion am Zoo verlor der von vielen Trainern als Mitfavorit genannte WSV sein erstes Spiel gegen Rot Weiss Ahlen mit 1:2 (1:0). Zur Pause schien noch alles nach Plan zu laufen, da führte der WSV nach einer schönen Eckballvariante und dem Treffer von Roman Prokoph mit 1:0.
Doch erst verpassten die Gastgeber direkt nach dem Wechsel die Chance auf das 2:0, vergeblich forderten die Wuppertaler Elfmeter. Dann schlug Ahlen zu und drehte binnen neun Minuten die Partie, wobei Torwart Sebastian Patzler beim 1:2 nicht gut aussah. Zwischenzeitlich war Ahlen dem 3:1 näher als der WSV dem Ausgleich und überstand dann auch die kurze Schlussoffensive der Gastgeber, die insgesamt ihren hohen Ansprüchen noch nicht gerecht wurden und nicht überzeugen konnten. Der Ahlener Sieg war verdient.
Beide Mannschaften spielten mit Trauerflor in Gedenken an den verstorbenen Uwe Seeler. An ihn wurde vor dem Anpfiff genauso erinnert, wie an die drei Mitglieder einer Wuppertaler Familie, die bei einem Bootsausflug in den Niederlanden ums Leben gekommen sind. Der WSV lässt einen Euro aus dem Verkauf jeder Eintrittskarte den Hinterbliebenen zukommen.
Bei Ahlen standen zehn Neuzugänge auf dem Platz, beim WSV fünf. Überraschenderweise nicht auf dem Feld Mittelfeldstratege Kevin Pires, der mit Muskelverhärtung kurzfristig ausgefallen war. Auf dem Spielberichtsbogen war er noch vermerkt, sicher auch, um den Gegner nicht gleich darauf zu stoßen. „Es ging heute nicht, ist aber eine reine Vorsichtsmaßnahme“, meinte Pires, der mit seiner Übersicht und Zweikampfstärke anschließend sehr vermisst wurde.
Beide Mannschaften begannen recht verhalten und eher auf Sicherheit bedacht. Oktay Dal, der rechts in der Dreierkette spielte, verhinderte mit gutem Tackling, dass Hüseyn Bulut im Strafraum zum Schuss kam. Auf der Gegenseite bemühte sich der WSV um einen geordneten Spielaufbau, doch Ahlen machte es erwartungsgemäß sehr eng. Marco Stiepermann wurde ständig von Gegenspielern eingekreist.
Nach neun Minuten trotzdem die erste Großchance. Serhat Güler setzte sich im Strafraum energisch durch, scheiterte aus spitzem Winkel aber an Robin Brüseke, der von Drittligist Verl nach Ahlen gewechselt war. Im Gegenzug verpasste Cihan Özkara vor dem Tor knapp. Kleine Schrecksekunde, als Bulut bei einem Abwurf von WSV-Torwart Sebastian Patzler dazwischen ging. Glück, dass sein Block wieder zu Patzler zurücksprang. Die Partie nahm Fahrt auf. Dann der erste geniale Pass von Marco Stiepermann tief in den Strafraum, Philipp Hanke, der für Pires im Mittelfeld spielte, war durchgestartet, brachte den Ball aber zu ungenau nach innen.
Nach 19 Minuten der erste große Moment: Das Standardtraining hatte sich ganz offenbar ausgezahlt. Nach einer sehr intelligenten Eckballvariante erzielte Roman Prokoph das 1:0. Alle WSV-Spieler postierten sich auf einer Linie in der Nähe des zweiten Pfostens, wie bei einem Ausreißversuch bei der Tour de France startete Prokoph als erster in den freigezogenen Raum zentral vor dem Tor. Eckenschütze Marco Stiepermann bediente ihn flach und passgenau, und der WSV-Mittelstürmer schob eiskalt ein.
Der WSV führte, Ahlen zeigte sich aber wenig beeindruckt. Der aus Oberhausen gekommene Cihan Özkara prüfte Sebastian Patzler mit einem strammen Flachschuss. Patzler, zum ersten Mal in einem Pflichtspiel für den WSV mit der Kapitänsbinde, war rechtzeitig unten. Einmal war der WSV vor der Pause dennoch dem 2:0 nahe. Moritz Montag trieb über rechts den Ball nach vorne, wo die Wuppertaler in Überzahl waren. Der Rechtsverteidiger entschied sich, statt abzuspielen, selbst zu schießen, zielte aber aus Schrägposition zu zentral auf Brüseke.
Zur Pause durfte der WSV mit der knappen Führung zufrieden sein, sollte angesichts des dann doch warmen Wetters auch nicht zu viele Körner verbraucht haben. Der ehemalige Bundesliga-Torwart Fred Bockolt, jetzt als Scout für Oberhausen unterwegs, meinte zum Eckentor: Als Torwart hätte ich noch einen Mann zur Absicherung in die Mitte beordert.
Die zweite Hälfte begannen beide Teams unverändert. Doch die Ereignisse überschlugen sich nach 50 Minuten. Erst musste Serhat-Semih Güler das 2:0 machen, im Gegenzug fiel das 1:1.
Der Reihe nach. Nach Pass von Marco Stiepermann in die Spitze profitierte Güler zunächst von einem Missverständnis zwischen Verteidiger Tobias Reithmeir und Torwart Brüseke und lief allein aufs leere Tor zu. Bevor er den Ball einschieben konnte, wurde er aber noch vom einem Ahlener Abwehrspieler abgegrätscht. Güler forderte vehement Elfmeter, Schiedsrichter Gottschalk pfiff aber nicht, der Ahlener hatte auch den Ball getroffen. Während die WSV-Spieler der Szene offenbar noch hinterher trauerten, waren sie defensiv nicht wachsam. Ein Ball im Strafraum wurde zu kurz und in die Mitte abgewehrt und da stand Christian Skoda, der unbedrängt einschießen konnte.
Der WSV schien sich gerade neu zu sortieren und auf Angriff zu schalten – für Linksverteidiger Jeron Al-Hazaimeh hatte Trainer Björn Mehnert den agileren Noah Salau gebracht - da folgte die nächste kalte Dusche. Das 1:2 musste Torwart Sebastian Patzler, der den WSV schon so oft gerettet hatte, auf seine Kappe nehmen. Einen recht zentralen Schuss von Hakan Sezer ließ er aus den Händen gleiten, der vor ihm postierte Cihan Özkara bugsierte den Ball über die Linie.
Nun musste der WSV zeigen, dass er zulegen konnte, anders als vor einer Woche im letzten Test, als nach der Pause gegen Utrecht, die Kräfte geschwunden waren. Mehnert brachte frische Kräfte, Marco Königs ersetzte Mittelstürmer Roman Prokoph, der offensive Mittelfeldspieler Lewin D’Hone kam für Lion Schweers, was gleichzeitig mit der Umstellung von Dreier auf Viererkette verbunden war.
Gefährlicher blieb aber zunächst Ahlen. Nach einer abgewehrten Ecke fast das 3:1, doch die erneute Hereingabe segelte an Freund und Feind und auch knapp am zweiten Pfosten vorbei. Nach einem katastrophalen Fehlpass von Philipp Hanke hätte es auch fast geklingelt. Ein Ahlener tauchte frei vor Patzler auf, konnte ihn aber nicht überwinden, in den Nachschuss warf sich dann Hanke mit letztem Einsatz.